Hamburg. Pilzcoach Sebastian Lauer ist in Hamburger Revieren wie dem Volkspark unterwegs. Der 41-Jährige gibt auch Kurse für Einsteiger.

Sebastian Lauer ist im Volkspark in Hamburg unterwegs. Aufmerksam schaut er zu Boden, wo herbstliches Laub raschelt, die Eicheln unter den Sohlen knacken und jetzt immer mehr Pilze sprießen – riesige Baumpilze, aber auch etliche Boviste, die aussehen wie kleine Bälle.

Der Hamburger bietet in dem weitläufigen Waldareal im Westen der Stadt Kurse an. Für Naturfreunde, die mehr über Pilze wissen wollen, und für Kulinariker, die alles über die essbaren Exemplare erfahren möchten.

Experte in Hamburg: Pilze am besten im Korb transportieren

„Es gibt in diesem Jahr eine besonders große Auswahl“, sagt der 41-Jährige über die Pilzsaison. Die wichtigste Zeit für viele Sammler, der Herbst, starte vielversprechend. „In einer halben Stunde habe ich das gesammelt“, sagt der Eidelstedter und zeigt auf seinen Korb. Steinpilze, Schopftintlinge und Birkenpilze liegen in dem Geflecht, das übrigens auch die beste Transportmöglichkeit bietet, sagt Lauer. In dem Korb bilde sich keine Staunässe und die Pilze könnten während des Sammelns sogar weiterhin ihre Sporen verbreiten.

Zuletzt habe es viel geregnet – ein Abstand von drei Tagen zwischen feuchtem Wetter und dem Sammeln sei optimal, weiß der Naturfreund, der schon als Junge mit seinem Opa viel in Wäldern unterwegs war.

Pilze in Hamburg: Experte ist auch oft im Klövensteen unterwegs

Zwar startet die Saison später als im Vorjahr, ergänzt Lauer, aber dafür sei die Artenvielfalt groß. „Es schießt jetzt alles gleichzeitig“, berichtet er über seine Streifzüge, die ihn auch oft in den Klövensteen führen. Während in manchen Jahren in dieser Zeit insbesondere Maronen zu finden seien, könnten jetzt auch viele andere Speisepilze gesammelt werden. Dies sei allerdings nur in öffentlichen Wäldern erlaubt und nicht auf Privatgrund oder in Naturschutzgebieten.

Pilzcoach Sebastian Lauer
Sammler finden in Hamburg derzeit mit etwas Glück auch Steinpilze. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Das Wachstum und die Vielfalt von Wildpilzen hängen derweil von mehreren Umweltbedingungen ab:

Feuchtigkeit: Regenfälle im Frühling und Sommer, insbesondere nach einer Trockenperiode, tragen zur Bildung der für das Pilzwachstum notwendigen Feuchtigkeit bei. Bei wenig Niederschlag sei der Waldrand ein guter Fundort, hier schirmten die Bäume den Regen nicht so stark ab, sagt Lauer.

Temperatur: Milde Temperaturen nach einem heißen Sommer können das Pilzwachstum fördern. Werte zwischen zehn und 25 Grad Celsius seien optimal, weiß Lauer.

Jahreszeit: Viele Pilze, darunter beliebte Speisepilze wie Steinpilze und Maronen, gedeihen besonders gut im Spätsommer bis Herbst, der Pilzhauptsaison.

Bodenbeschaffenheit: Fruchtbare, gut durchlüftete und nicht verdichtete Böden sind ideal für das Pilzwachstum. Wälder mit viel Totholz, aber auch ungedüngte Wiesen und Parks seien ein guter Fundort, sagt Lauer.

Wetterbeständigkeit: Beständiges Wetter mit abwechselnden Phasen von Niederschlag und Wärme ist förderlich. Zu viel Regen kann Pilze hingegen faulen lassen. „Weiche Exemplare unbedingt meiden“, warnt Lauer.

Hamburger Experte hat als Pilzcoach eine Ausbildung der DGFM absolviert

Auf der Wanderung durch den Volkspark trifft Sebastian Lauer auf einen weiteren Fund, bückt sich und inspiziert den Pilz näher. „Ich drehe ihn raus, anstatt ihn abzuschneiden“, sagt der Coach, der das Loch aber wieder verschließt, damit der im Boden verbliebene Pilz nicht austrocknet.

Der gelernte Kaufmann im Groß- und Außenhandel ist bereits seit mehreren Jahren als Pilzcoach in den Wäldern des Nordens unterwegs. So darf sich nennen, wer eine entsprechende Ausbildung der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGFM) absolviert hat und über das Zertifikat verfügt – das ist eine Stufe unter dem Pilzsachverständigen, der unter anderem auch die Giftnotzentrale unterstützt.

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Sein Wissen gibt Lauer gerne weiter, etwa über die VHS Halstenbek und Pinneberg. Gruppen ab zehn Personen führt er auch privat durch den Wald, dazu finden Interessierte Infos unter pilzrevier.de.

Für Sebastian Lauer ist es jedes Mal ein Vergnügen, sich im Grünen nach den verschiedenen Pilzen umzuschauen. Für alle, die das Hobby erst starten, gibt der Hamburger aber noch einen wichtigen Tipp mit: „Immer ein gutes, aktuelles Buch dabeihaben und sich nicht auf Apps verlassen“. Wer unsicher bei der Bestimmung ist, solle zusätzlich einen Experten befragen. Eine Übersicht gibt es bei der DGFM.