Hamburg. Bei Wind litt die Seglerin bisher unter Übelkeit. Wie ihr ein Kursus beim Hamburger Experten Thomas Bickhardt half und welche Tipps er noch gibt.

Die Sonne spiegelt sich im Wasser, der Horizont rückt in weite Ferne. Segeln bringt ein Gefühl von Freiheit, das Meer entspannt den Geist. Doch bei manchen Menschen stellt sich auf dem Ozean auch eine weniger angenehme Erfahrung ein: Sie werden seekrank – und dann ist schnell Schluss mit lustig.

Eine Seglerin, die sich jetzt als „geheilt“ von der Seekrankheit betrachten kann, ist Claudia Rauch. Die 53-Jährige hat einen Kursus in Hamburg besucht, der dabei hilft, das Unwohlsein an Bord zu bekämpfen.

Seekrankheit: Kursus in Hamburg – „Segeln für mich nun viel entspannter“

„Ich gehe mit einer anderen Einstellung auf das Boot. Ich habe nicht mehr die Erwartung, dass mir auf jeden Fall übel wird, sobald mehr Wind kommt“, erzählt die sportliche Frau. „Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar, weil es das Segeln für mich viel entspannter gemacht hat.“

Der Leiter des Trainings, Thomas Bickhardt, hat fast drei Jahrzehnte auf einem Leuchtturm in Norwegen gewohnt – ein Leben in seinem Element, im Wasser, über das er gerade das Buch „Windstärke 15“ geschrieben hat. Bereits in Skandinavien hat er Therapien gegen Seekrankheit angeboten, etwa für Fischer. Nun ist er zurück in Hamburg.  

Kursus gegen Seekrankheit in Hamburg: Viereinhalb Stunden kosten 295 Euro

Hier bietet der Psychologe, der den Ursachen-Mix für die Übelkeit genau analysiert hat, ebenfalls regelmäßig Kurse gegen Seekrankheit an, meistens auf der Elbinsel Kaltehofe. Die Gruppentherapien in seinem Tillit-Institut dauern viereinhalb Stunden und kosten 295 Euro pro Person. Ein Einzeltraining dauert circa dreieinhalb Stunden und kostet 625 Euro.

Buch Thomas Bickhardt „Windstärke 15“
Thomas Bickhardt in jüngeren Jahren beim Segeln. Heute bietet der Hamburger Kurse gegen Seekrankheit an.  © Thomas Bickhardt | Thomas Bickhardt

„Ich halte mich im Wesentlichen an die Empfehlungen, die wir im Kursus gelernt haben“, berichtet Claudia Rauch, die das Training bei Thomas Bickhardt mit Erfolg absolviert hat. Es geht dabei vor allem darum zu verstehen, wie das Schaukeln auf einem Schiff die Wahrnehmungssysteme durcheinanderbringt. 

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Seekrankheit: Kursus in Hamburg hat Seglerin „sehr geholfen“

„Bevor es losgeht, stelle ich mich mit geschlossenen Augen aufs Boot, bis es nicht mehr schwankt. Während des Segelns halte ich mich nicht mehr fest – das geht natürlich nicht immer –, sondern versuche, im Stehen mit dem Körper im Lot zu bleiben, gleiche die Schwankungen und die Schräglage mit den Beinen aus“, sagt die Wassersportlerin. „Das kann man übrigens auch gut in der S- oder U-Bahn üben.“

Da Stress die Seekrankheit eher befördere, versuche sie möglichst alles zu vermeiden, was die Übelkeit forcieren kann. „Nicht mit Hektik an Bord gehen, kein fettes Essen, keinen Alkohol“, sagt Claudia Rauch über die Auslöser für das Unwohlsein. Zwar sei sie oft auf den Berliner Gewässern unterwegs, wo ihr Boot liege, aber im Urlaub segele sie auf dem Meer. „Dafür habe ich den Kursus gemacht – und er hat mir sehr geholfen, die unbewussten Muster zu überschreiben.“

Seekrankheit
Thomas Bickhardt ist Psychologe und therapiert am Tillit-Institut die Seekrankheit – unter anderem mithilfe von Balance-Brettern. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Seekrankheit – Tricks, die Thomas Bickhardt den Kursteilnehmern mitgibt:

  • „Viele Segler wissen, dass es hilft, die Augen zu schließen, wenn ein mulmiges Gefühl einsetzt“, sagt Bickhardt, der in Hamburg bisher hauptsächlich Freizeitkapitäne, aber auch schon Seenotretter als Kunden hatte. Doch sich auf einem Schiff mit geschlossenen Augen zu bewegen, könne natürlich nicht die Lösung sein.
  • Am tiefsten Punkt des Schiffes – auf Höhe der Drehachse, „meist ist das zwischen Mitte und Heck“ – sind die Bewegungen am sanftesten.
  • Da Stress als Auslöser eine Rolle spielt, ist es wichtig, sich zu beruhigen. Etwa mit Atemübungen.
  • Die Teilnehmer lernen, die Bewegungen des Schiffes mitzumachen, sich ihnen hinzugeben. „Locker in der Hüfte sein“, nennt es Bickhardt. Festhalten sei da oft hinderlich, auch wenn es aus Sicherheitsgründen natürlich vorgeschrieben ist. Nach einer gewissen Zeit an Bord eines Schiffes bewegten sich die Leute ohnehin anders. Das sei auch der Grund dafür, dass viele Betroffene nur wenige Tage seekrank sind und die Reise später ohne Probleme überstehen.
  • Wichtig sei auch die psychologische Erinnerung. Wer einmal seekrank war, dem wird aus Angst vor einem Rückfall eher wieder schlecht. „Das ist ein unbewusstes Problem“, sagt Bickhardt. „Wir versuchen, diese Erfahrungen umzuschreiben.“