Hamburg. Tom Roeler hat zahlreiche Hauswände in Altona verschönert. Was den Künstler antreibt, der derzeit in der Mottenburger Twiete arbeitet.

Teils in schwindeliger Höhe ist sein Arbeitsplatz: Tom Roeler ist Fassadenmaler. Der Fotograf, Designer und Künstler hat schon zahlreiche Hauswände in Ottensen mit seinen Werken verschönert. Derzeit ist er an der Ecke Bahrenfelder Straße und Mottenburger Twiete zu finden.

Dort entsteht ein farbenfrohes Bild vom Glücksgott Ganesha, der eine Hamburgblume und ein alkoholfreies Getränk in den Händen hält. Glück braucht es auch, um die Genehmigung für Flächen wie diese zu bekommen und am Ende die Finanzierung zu stemmen. Denn Roeler arbeitet oft nur für den Applaus von der Straße.

Straßenkunst in Hamburg: Fassadenmaler aus Ottensen kann kaum Kosten decken

Er selbst nennt es eine „Mischkalkulation“ – aus Jobs, die dem freischaffenden Künstler Geld einbringen, und Projekten, die er macht, weil er Lust darauf hat und hofft, am Ende wenigstens die Kosten fürs Material decken zu können. Wie in diesem Fall.

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„Ich fand diese Wand gleich sehr interessant, weil sie so ein schönes Hochformat hat, eignet sie sich gut für Figuren. Das zieht den Blick nach oben“, erklärt der Künstler, der selbst in Ottensen lebt und mit einem anderen Blick durch sein Viertel läuft. Die Hausfassade eines Restaurants für Asia-Food, die direkt an die Viktoria-Apotheke grenzt, hat es ihm gleich angetan. Dann beginnt die schwierigste Arbeit.

Streetart in Hamburg-Ottensen: Nachbarschaft unterstützt den Künstler

Roeler muss herausfinden, wer die Eigentümer sind, mit ihnen sprechen, sie von der Idee begeistern, sich Genehmigungen einholen – auch vom Bezirk Altona für das Aufstellen des Gerüsts auf dem Gehweg. Dafür werden Gebühren erhoben. Die bezahlt er in diesem Fall genauso aus eigener Tasche wie das Material. Ursprünglich hatte eine Kultureinrichtung ihm zugesagt, ihn bei der Finanzierung zu unterstützen. Aus einem Förderfonds sollte etwas Geld fließen für zwei Projekte. Doch kurzfristig sagte man ihm ab, wie der 43-Jährige berichtet.

Tom Roeler
Das Fassadenbild an der Ecke Bahrenfelder Straße/Mottenburger Twiete erhält zum Schluss eine Schutzschicht, damit sich Schmierereien leichter entfernen lassen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

„Ich wollte aber so gern die Wand bemalen“, erklärt er, und da die Farbe schon gekauft war, die Idee für das Motiv feststand, zog er es durch. Um wenigstens die Kosten zu decken, fragte er in der Nachbarschaft herum, die sich sehr hilfsbereit zeigte. Mehrere angrenzende Restaurant-Betreiber hätten ihm einen finanziellen Beitrag zugesagt, den Kontakt habe der Boot-Künstler Knud Plambeck aus der Straße hergestellt, berichtet der Künstler erleichtert.

Ottenser Künstler versieht Werk an der Hauswand mit Schutzlack

Von dem Projekt profitieren fast alle ein bisschen. Roeler kann malen, Passanten haben etwas zum Bewundern, und die Ecke wird aufgewertet. Denn zuvor war die Hauswand mit Graffitis beschmiert. Durch das neue Wandgemälde wird die Fassade zum leuchtenden Hingucker. „Ich versehe das Bild am Ende auch mit einem Schutzlack“, erklärt Roeler. Eigentlich würden andere die Mühe honorieren und keine Graffitis draufsprühen, aber wenn es doch einer macht, könnte man Schmierereien dank der Schutzschicht leicht wieder entfernen.

Straßenkunst
Der Fassadenmaler Tom Roeler hat in Ottensen bereits mehrere Hauswände mit seinen Werken versehen. Hier im Parkhaus am Bahnhof Altona. © Tom Roeler | JOERG BOETHLING

Auf diese Methode hat Roeler auch bei einem anderen Projekt zurückgegriffen, für das er in diesem Fall einen Lohn von der Stadt bekommen hat. Es geht um das einstige „Parkhaus des Grauens“ am Altonaer Bahnhof, das wie berichtet saniert wurde. Rund 600.000 Euro hat die Stadt unter anderem in eine Raumbeduftung, neue Rolltore als Zugangskontrolle, eine Grundreinigung sowie in eine künstlerische Gestaltung der Wände investiert. Genau die hat Roeler übernommen.

Parkhaus des Grauens nahm der Künstler mit Bildern den Schrecken

Allerdings sagt er rückblickend: „Das war der schlimmste Arbeitsplatz, den ich je hatte.“ Der beißende Geruch vor allem im sehr stark verdreckten Treppenhaus hätte ihm zugesetzt. „Ich habe zehnmal am Tag die Handschuhe gewechselt und meine Kleidung vor der Wohnung ausgezogen“, erinnert sich der Maler an die Zeit. Das Projekt habe er schnellstmöglich durchgezogen und zwei Wochen zwölf Stunden am Tag an den Bildern gearbeitet. Seine einzige Vorgabe vom Auftraggeber: „Hell und freundlich“ sollte es sein. Herausgekommen sind maritime Motive mit Bezug zu Altona.

Straßenkunst Ottensen
Ebenfalls ein Werk von Fassadenmaler Tom Roeler, zu finden in der Rothestraße nahe Ottenser Hauptstraße. © Tom Roeler | Tom Roeler

Weitere seiner Bilder, die er mit Acrylfarben und Pinsel herstellt, sind in der Straße Hohenesch 55, in der Ottenser Hauptstraße am Schuhladen, nahe der Motte, in der Gaußstraße sowie der Blücherstraße zu sehen. Wenn er nicht als Fassadenmaler unterwegs ist, dann arbeitet Roeler als Fotograf und Kameramann, zudem war er schon als Dozent tätig. Eben für die Mischkalkulation.

Am Freitag, 20. September, um 19 Uhr öffnet eine Ausstellung in der Rebel Surf Company, wo auch Arbeiten von ihm zu sehen sind. Der Surf-Shop ist in der Bellealliancestraße 38 zu finden, die Ausstellung läuft bis 4. Oktober.