Hamburg. Nach der Kritik am Bahnhofs-Gebäude in Hamburg-Altona investiert Stadt kräftig. Das ist geplant und warum Nachbarschaft profitiert.
- Der Zustand des städtischen Gebäudes am Bahnhof Altona ist seit Jahren in der Kritik.
- Nun investiert die Stadt rund 600.000 Euro unter anderem in eine Raumbeduftung und Rolltore.
- CDU in Hamburg geht das nicht weit genug. Was Abgeordnete aus Blankenese fordert.
Jetzt soll alles besser werden. Wobei, schlimmer kann es auch gar nicht kommen. Beschmierte Wände, kaputte Technik, ein unfassbarer Gestank in dunklen Treppenhäusern: Der Zustand des Parkhauses am Bahnhof Altona stank zum Himmel. Doch wer derzeit das Parkhaus des Grauens betritt, bemerkt beziehungsweise erschnüffelt sofort die Veränderungen.
Der zuvor beißende, fast ätzende Geruch ist einem Gemisch aus „Seife und Farbe“ gewichen, wie es Andreas Dressel (SPD) zusammenfasst. Hamburgs Finanzsenator hat sich nach der öffentlichen Kritik auch im Abendblatt der Sache angenommen und ist an diesem Morgen selbst vor Ort, um sich vom Fortschritt der Arbeiten am städtischen Gebäude zu überzeugen.
Parkhaus des Grauens am Bahnhof Altona in Hamburg: Duft-Flatrate soll helfen
Überall sind Handwerker im Einsatz. Das neue Rolltor im Einfahrtsbereich wird installiert, nach einer Grundreinigung bekommen alle Wände einen neuen Anstrich. Sämtliche Türen werden von Schmierereien gesäubert, die Lifte sind es schon. In jeder Ebene sorgen zudem Graffiti-Künstler für eine wieder leserliche Nummerierung der Etagen, die mit einer Schutzschicht gegen Schmierereien versehen wird. Am Nebeneingang ist ein Werk mit Bezug zu Altona geplant. Alle Lampen wurden gegen hellere, bruchsichere LED-Strahler ausgetauscht. Allein das soll laut Finanzsenator Dressel 400.000 Euro verschlungen haben und es ist noch mehr geplant.
Denn das, was man eigentlich nur aus Shoppingcentern kennt, wird es auch in diesem Parkhaus geben. Der Handel setzt schon lange auf den Einsatz von Duftstoffen. Nun soll eine professionelle Raumbeduftung im Fall des schrecklichen Parkhauses am Bahnhof Altona helfen.
Parkhaus Altona: Stadt investiert an die 600.000 Euro in Grundreinigung und Technik
Zwei Anlagen wurden angeschafft und werden in den kommenden Tagen installiert. Sie werden unter anderem im Erdgeschoss angebracht. Von dort aus soll sich dann der Duft durch den Fahrstuhlschacht im Parkhaus verteilen, so ein Vertreter der städtischen Sprinkenhof GmbH. Die abgeschlossene Duft-Flatrate umfasst eine Nachfüllung alle drei Monate. Es gibt beispielsweise Orangen- und Zitronennoten sowie herbere Varianten.
Für Malerarbeiten, Reinigung, neue Technik sowie professionelle Raumbeduftung investieren die Liegenschaften der Stadt und die Sprinkenhof GmbH laut Finanzsenator an die 600.000 Euro. „Dafür haben wir auch eine klare Erwartungshaltung an Apcoa“, sagt Dressel. Das Unternehmen ist Parkhaus-Pächter und eigentlich für die Reinigung zuständig. „Wir bringen jetzt einmal eine Grundreinigung rein“, erklärt Hamburgs Finanzsenator. Anschließend werde man genau beobachten, ob der Pächter auch liefere. Es stünden immerhin Vertragsverhandlungen an.
Parkhaus in Hamburg-Altona bekommt neues Zugangssystem, Musik ist in Prüfung
Aromatische Düfte, besseres Licht und neue Technik sind nur einige der Maßnahmen, die helfen sollen, dem Parkhaus des Grauens den Schrecken möglichst dauerhaft zu nehmen. Unter anderem werde ein Zugangskontrollsystem über Rolltore und Türlesegeräte installiert, wie Stefanie Henniges als Pressesprecherin der Sprinkenhof GmbH erklärt. Dadurch soll verhindert werden, dass Nicht-Nutzer das Parkhaus als Toilette oder Schlafstätte zweckentfremden. Unter anderem sei auch in Prüfung, ob wie im Hauptbahnhof zusätzlich Musik eingesetzt wird – um Fremde zu vertreiben.
Zudem seien die Reinigungsintervalle durch den Pächter angepasst worden, so Henniges. Vereinbart wurde demnach eine tägliche Beseitigung von Grobmüll, Treppenhaus (Ebene 1-5) alle zwei Tage feucht wischen sowie eine halbjährliche Reinigung der Parkebenen und eine jährliche Grundreinigung. Es hatte zuvor intensive Gespräche zwischen Pächter und Vertretern der Stadt gegeben.
Beachclub auf Parkhaus in Altona? Das scheitert am Lärmschutz
Laut Abendblatt-Informationen gibt es zudem Pläne, einen Teil der Parkplätze für Anwohner beziehungsweise der Nachbarschaft dauerhaft zur Verfügung zu stellen. Eine solche Quartiergarage soll demnach an die 120 Stellflächen von den insgesamt 400 Parkplätzen umfassen. Derzeit wird noch über die Modalitäten verhandelt. Bis Ende dieses Jahres sollen die Verhandlungen abgeschlossen sein.
Eine weitere Idee, die dem Finanzsenator gut gefiel, wird so erst einmal nichts: Dressel hätte sich gut einen Beachclub auf der obersten Ebene vorstellen können. Vor dort aus gibt es auch einen herrlichen Blick über Altona und es hätte gleichzeitig zur Belebung des Parkhauses beigetragen. Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) findet die Idee ebenfalls sehr sympathisch und verweist auf Beispiele in anderen Städten. Allerdings habe sie aus ihrem Haus das Signal erhalten, dass ein Beachclub so nicht genehmigungsfähig sei. Es gibt Lärmschutzbedenken.
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Was aber geht und nun auch realisiert werden soll: Die Fläche im obersten Stock kann zeitweise als Veranstaltungsfläche genutzt werden. Beispielsweise ein Flohmarkt wäre denkbar. Interessenten können sich mit Ideen und Konzepten an die Sprinkenhof GmbH wenden.
Altonas Bezirksamtsleiterin: „Das ist jetzt der Durchbruch“
Von Berg ist froh, dass sich etwas tut im viel kritisierten Parkhaus am Altonaer Bahnhof. „Es war ekelhaft und die Leute haben es zu Recht kritisiert. Am Zustand musste sich wirklich etwas ändern“, bilanziert sie. Ob die Maßnahmen nun auch dauerhaft greifen? Die Bezirksamtsleiterin blickt positiv in die Zukunft: „Der Dreh- und Angelpunkt ist die neue Zugangsregelung. Das ist jetzt der Durchbruch.“
Kritikern gehen die Maßnahmen dagegen nicht weit genug. Anke Frieling, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, fordert eine grundlegende Sanierung des Objekts: „Eine professionelle Raumbeduftung wird wohl die massiven Probleme im Parkhaus des Grauens kaum lösen – der Senat sollte aufhören, sich vor der Sanierung zu drücken.“ Zudem erinnert sie an die vor einigen Jahren noch hochfliegenden Pläne für das Parkhaus, an denen sie festhalten will: Ein Teil davon sollte für soziale Zwecke umgenutzt werden, auf dem Dach war eine Terrasse mit Gastronomie geplant.