Hamburg. Auf immer mehr Fassaden ist das Motiv zu sehen. Was den Verantwortlichen antreibt und warum er keine Angst vor der Polizei hat.
Ob auf Hauswänden, Stromkästen oder U-Bahnhöfen: Überall in Hamburg taucht derzeit das gleiche Graffiti auf. Das mit einer Linie gesprühte Gesicht befindet sich über dem Falafel-Laden Kimo in der Schanze, neben dem Eingang des Clubs Chief Brody am Haus 73 und an der U-Bahn-Station Landungsbrücken am Hafen. Auch prangte es in mehrfacher Ausführung auf dem mittlerweile abgerissenen Hochhaus der Commerzbank am Nikolaifleet.
Aber wer steckt hinter der illegalen Street-Art in der Hansestadt? Die Frage stellten sich bereits Nutzer in sozialen Netzwerken. Das sogenannte One-Liner-Graffiti erinnert an den Stil von Darwin Stapel, der sowohl beim Spektrum als auch beim MS Dockville 2023 Festivalbesucher illustrierte. Doch hinter den Graffitis an Hamburgs Fassaden steckt jemand anderes, wie „t-online“ zuerst berichtete.
Graffiti Hamburg: Dieser Street-Art-Künstler steckt hinter dem besonderen Gesicht
Der auf Instagram unter dem Namen satisfied_guy bekannte Street-Art-Künstler sprüht das Motiv seit seinem Umzug nach Hamburg an Häuserwände und Straßenschilder. Über den Start-Zeitpunkt möchte sich der Graffiti-Sprayer auf Abendblatt-Anfrage nicht äußern – jedoch zu seiner Motivation.
So wolle er mit seiner One-Liner-Kunst den Menschen zeigen, dass das öffentliche Stadtbild ihnen gehöre „und sie es mit genügend Engagement nach ihren Wünschen verändern können“, so satisfied_guy. „Die Gestaltung der Wände sollte, meiner Meinung nach, allen Menschen der Stadt obliegen und nicht Unternehmen, die sich große Werbetafeln leisten können.“
Graffiti-Künstler sprüht das Gesicht in einem Schwung auf Hauswände
Das Gesicht aus Linien taucht an vielen Orten Hamburgs auf. Seine Straßenkunst steche hervor, weil sie durch die Einfachheit einen gewissen Wiedererkennungswert habe, so der Sprayer. Und: „Für das Motiv habe ich mich entschieden, weil ein Gesicht mehr Menschen anspricht, als zum Beispiel Buchstaben.“
Das Graffiti sehe auch nicht jedes Mal exakt gleich aus. Das Besondere: Der Hamburger sprüht seine Motive in einem Zug, ohne die Spraydose abzusetzen. Die Linie sei die Seele der Gesichter, somit gebe es für den Verlauf auch kein richtig oder falsch, so satisfied_guy.
Street-Art Hamburg: Das Sprühen von Graffitis ist nur selten legal
Vor einigen Wochen gab es das Motiv sogar auf Leinwand zu kaufen – satisfied_guy startete gemeinsam mit dem Einrichtungsladen Minimarkt eine Kooperation. So eine Aktion werde es auch weiterhin immer mal wieder geben, verrät der Street-Art-Künstler.
Nichtsdestotrotz sind Graffitis auf der Straße in den meisten Fällen verboten. Wer legal sprühen möchte, muss sich die Einwilligung des Hauseigentümers einholen, für eine Arbeit beauftragt werden oder auf extra für die Kunst geschaffenen Flächen ausweichen.
Graffiti in Hamburg: So viele Fälle und Tatverdächtige wurden 2023 erfasst
Denn: „Bei aufgesprühten Graffitis kommen unter anderem die Straftatbestände gemäß Paragraf 303 (Sachbeschädigung) oder Paragraf 304 (Gemeinschädliche Sachbeschädigung) StGB in Betracht“, erklärt Patrick Schlüse, Sprecher der Polizei Hamburg. Dies könne mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden.
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So wurden in der Hansestadt im vergangenen Jahr laut polizeilicher Kriminalstatistik 3143 Graffitis erfasst und 394 Tatverdächtige ermittelt. Doch satisfied_guy sagt: „Für mich fühlt sich es nicht so an, als ob ich etwas Verbotenes oder Illegales tun würde, somit habe ich auch keine Angst vor strafrechtlicher Verfolgung.“