Hamburg. Schicksal der Zehnjährigen, die in der Elbe untergegangen ist, beschäftigt die Politik in Hamburg. Was die Parteien unternehmen wollen.
Sören Platten zog es am Freitag an die Elbe. Der Fraktionsvorsitzende der SPD in Altona wollte sich ein Bild von dem Ort machen, der vor knapp einer Woche Schauplatz eines tragischen Badeunfalls war. Das Schicksal des zehnjährigen Mädchens, das vor den Augen ihrer Eltern untergegangen ist und von dem noch immer jede Spur fehlt, lässt auch die Politik im Bezirk nicht kalt. Nahezu jedes Jahr kommt es in Hamburg in der gefährlichen Strömung der Elbe zu oft tödlichen Badeunfällen. Eine Patentlösung, wie die Gefahren reduziert werden können, hat bislang niemand parat. Gerade das Thema Badeverbot am Elbstrand wird innerhalb der Parteien kontrovers diskutiert.
Dass etwas in Hamburg passieren muss, um die Sicherheit an den Strandabschnitten zu erhöhen, da sind sich alle einig. Deshalb sollen sich schnell Vertreter der Politik, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Feuerwehr und Polizei an einen Tisch setzen, um einen Maßnahmenkatalog zu entwickeln und umzusetzen. „Wir fordern die Einrichtung einer Taskforce, um sicherzustellen, dass Maßnahmen schnell umgesetzt werden und keine weiteren Leben gefährdet werden“, erklärt SPD-Politiker Sören Platten dem Abendblatt.
Badeunfälle in der Elbe: Große Gefahr vor allem am Falkensteiner Ufer
Zudem bemängelt der Politiker, dass nicht geklärt ist, wer letztlich federführend für die Sicherung der Elbstrände zuständig ist. „Die Zuständigkeiten sind oft unklar, und es mangelt an einer zentralen Koordination. Hier muss eine klare und schnelle Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Behörden und Organisationen sichergestellt werden, um die Sicherheit an der Elbe zu erhöhen“, sagt Platten. Die SPD hat in Altona bereits Kontakt zur Innenbehörde und Innensenator Andy Grote aufgenommen, damit Bewegung in das Thema Badesicherheit kommt.
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Das Thema Badeverbot sieht der 35-Jährige derweil zwiegespalten. Einerseits erklärt Platten, dass „alle Optionen breit diskutiert werden müssen“, jedoch das Thema Aufklärung eine höhere Priorität genießen solle. Vor allem die nicht ausreichend kenntlich gemachte Gefahr am Schiffswrack Uwe stört Platten. „Dieses Wrack liegt direkt an einer lebensgefährlichen Abbruchkante. Davor muss deutlicher gewarnt werden“, sagt der SPD-Politiker.
Hamburger Kinder sollen über Gefahren der Elbe aufgeklärt werden
Auch wenn sich die Badesaison ganz langsam dem Ende entgegen neige, müsse mit Blick auf den kommenden Sommer das bestehende Sicherheitskonzept verschärft werden, so Platten. „Neben der verstärkten Präsenz von Polizei, Feuerwehr und der DLRG setzen wir uns intensiv für eine flächendeckende Schwimmausbildung ein. Diese muss ausgeweitet und forciert werden, um sicherzustellen, dass alle Kinder frühzeitig schwimmen lernen. Ebenso wichtig ist es, in den Schulen über die spezifischen Gefahren des Badens in der Elbe aufzuklären“, sagt Platten, der darüber hinaus auch anregt, dass die DLRG mit allen notwendigen finanziellen und personellen Mitteln ausgestattet werden müsse.
Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Sven Hielscher hält wenig von einem Schwimmverbot in der Elbe. „Verbote und damit verbundene Sanktionen müssen ja auch kontrolliert werden. Jede Verordnung ist letztlich nur so gut wie die Kontrolle. Aufgrund der langen Strandabschnitte ist das schlicht unrealistisch“, erklärt Hielscher.
Baden in der Elbe: CDU nimmt die Hamburg Port Authority in die Pflicht
Vielmehr sei es wichtig, dass vor allem Kinder möglichst gut schwimmen lernen müssen. Dafür setzt sich künftig auch die Interessensgemeinschaft Blankenese ein, die sich unter anderem aus Kaufleuten und Grundeigentümern zusammensetzt. „In den Schulen in den Elbvororten will die Initiative Aufklärungskampagnen über die Gefahren der Elbe starten. Die Bezirksversammlung in Altona unterstützt das Vorhaben“, sagt Hielscher.
Auch eine noch bessere Beschilderung würde laut Hielscher helfen, Unfälle zu vermeiden. Gerade auf die Gefahren am Schiffswrack „Uwe“, das in der Vergangenheit immer wieder als Sprungturm missbraucht wurde, müsse noch deutlicher hingewiesen werden. Dabei nimmt Hielscher vor allem die Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) in die Pflicht. „Die Elbe ist kein einfaches Naturgewässer. Spätestens seit der Elbvertiefung und der Verlegung der Fahrrinne ist die Elbe ein Bauwerk. Und dieses muss gesichert werden – in dem Fall von der HPA“, sagt Hielscher.
Grüne in Altona zum Baden in der Elbe: „100-prozentige Sicherheit wird es nie geben“
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen in Altona, Dana Vornhagen, erklärt, dass in den vergangenen zwölf Monaten bereits viel getan wurde, um auf die Gefahren in der Elbe hinzuweisen. „Es wurden im vergangenen Sommer auf Antrag aller Fraktionen weitere Schilder am Elbstrand aufgestellt, die in mehreren Sprachen und mit Piktogrammen deutlich davor warnen, hier ins Wasser zu gehen. Fördern & Wohnen hat in den Geflüchteten-Unterkünften Aushänge in den jeweils relevanten Sprachen gemacht, auf unterschiedlichen Social-Media-Kanälen wurde eindrücklich auf die Gefahren des Badens in der Elbe hingewiesen“, sagt Vornhagen und ergänzt: „100-prozentige Sicherheit wird es leider nie geben, solange Warnhinweise und Risiko ignoriert werden.“
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In der nächsten Bezirksversammlung wollen die Parteien noch einmal dezidiert über die Konsequenzen sprechen, die aus den vielen Badeunfällen in der Elbe gezogen werden sollen. „Das Thema Badesicherheit in der Elbe wird uns leider noch eine ganze Weile beschäftigen“, sagt CDU-Politiker Hielscher.