Hamburg. Zehnjährige geht in der Elbe unter. Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft erklärt, warum es so schwer ist, für Sicherheit zu sorgen.
- Zehnjährige geht in der Elbe unter. DLRG ist an der Suche beteiligt.
- Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft arbeitet ehrenamtlich.
- „Das Mädchen hatte keine Chance“. Warum die Elbe so tückisch ist.
Die Stimmung bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Hamburg war am Freitag gedrückt. Noch immer wirkten die Eindrücke des dramatischen Rettungsversuchs der Zehnjährigen, die am Donnerstagnachmittag in der Elbe aller Voraussicht nach ihr Leben verloren hat, nach.
Bereits unmittelbar nach der abgebrochenen Suche vor dem Falkensteiner Ufer wurde mit den Einsatzkräften die emotionale Ausnahmesituation aufgearbeitet. „Es gibt Kameradinnen und Kameraden, die so etwas schon einmal erlebt haben, für andere wiederum war es das erste Mal. Mit denen haben wir besonders intensiv gesprochen. So ein Einsatz macht etwas mit einem“, erklärt Christian Meyer, Sprecher der DLRG in Altona.
Elbe: DLRG erklärt: „Können nicht jeden retten“ – was die Arbeit so schwer macht
Schon wieder ist ein junger Mensch am beliebten Elbstrand verunglückt. Bereits im vergangenen Sommer waren an derselben Stelle zwei Jugendliche tödlich verunglückt. Nun ging also eine Zehnjährige vor den Augen ihrer Eltern unter. „Das Mädchen hatte bei der starken Strömung keine Chance. Das wäre selbst bei geübten Schwimmern der Fall gewesen“, sagt Christian Meyer.
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In der Elbe wirkten extreme Kräfte auf Menschen, die in die tückische Strömung geraten. „Gestern hatten wir laut unserem Einsatzleiter ca. 2,2 Knoten (entspricht rund 4,1 Kilometern pro Stunde) Strom elbaufwärts. Man kann davon ausgehen, dass ein geübter Schwimmer mit etwa drei Kilometern pro Stunde unterwegs ist. Bei 4,1 Kilometern pro Stunde kommen wir dann schon im Leistungsbereich an“, so Meyer. Soll heißen: Ein gut trainierter und geübter Schwimmer muss große Kräfte mobilisieren, um halbwegs gegen die Strömung anzukommen. Eine Belastung, die einen Körper schnell ermüden lässt. Ein junges Mädchen wird da leicht zum Spielball der Elemente.
Badeunfall an der Elbe: Tide macht das Gewässer in Hamburg noch gefährlicher
Doch warum geraten gerade an diesem einen Ort an der Elbe immer wieder Menschen in Not? „Das Falkensteiner Ufer ist hochattraktiv. Durch den ÖPNV ist dieser Teil des Elbstrandes sehr gut angebunden, es gibt unter den Bäumen schattige Plätze, der schöne weiße Sandstrand lädt zum Verweilen ein. Gerade im Sommer ist hier immer viel los“, erklärt der DLRG-Sprecher.
So schön das Badeidyll im Schatten der Hafenkräne auch anmutet, so gefährlich ist es: „Das Fahrwasser der Elbe macht vor der Einsatzstelle eine Biegung und liegt zudem sehr nah vor dem Strand. Das führt zu sehr starken Strömungen, da sich der Strand an der Außenseite des Fahrwassers befindet“, erklärt Meyer. „Zu bedenken ist, dass aufgrund der Tide die Strömung bei auflaufendem Wasser entgegen der Fließrichtung der Elbe nach Osten setzt. Während der sieben Stunden ablaufenden Wassers fließt die Tidenwelle zurück und bringt noch das von der Oberelbe abfließende Wasser mit.“
Badeverbot in der Elbe in Hamburg: Gute Idee – aber schwer zu kontrollieren
Die DLRG warnt immer wieder vor den gefährlichen Bedingungen an der Elbe, häufig jedoch vergebens. Auch die vielen Unfälle der vergangenen Jahre haben offenbar keinerlei abschreckende Wirkung auf die Badegäste. „Ein Badeverbot wäre sicher grundsätzlich eine gute Idee, allerdings ist es fast unmöglich, dieses Verbot auch zu kontrollieren und durchzusetzen“, gesteht Meyer offen ein.
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Gemeinsam mit der Hamburg Port Authority (HPA) hat die DLRG in den vergangenen Monaten die Aufklärung über die Risiken am Elbstrand verbessert. Mittlerweile stehen 48 Schilder am Ufer, es wurden Elbe-Rettungspunkte markiert, immer wieder werden Flyer in zehn verschiedenen Sprachen – von Ukrainisch bis Arabisch – verteilt.
Hamburger DLRG arbeitet am Elbstrand ehrenamtlich: „Können nicht jeden retten“
Da die Einsatzkräfte ausschließlich ehrenamtlich arbeiten, sind die Möglichkeiten der DLRG, an den kilometerweiten Elbstränden für komplette Badesicherheit zu sorgen, limitiert. Auch wenn immer wieder viel Geld investiert wird. Das brandneue Rettungsschiff „Greif 1“ verfügt über modernste Technik.
An Bord gibt es medizinischen Sauerstoff, einen Defibrillator sowie eine umfangreiche Erste-Hilfe-Ausrüstung. Die Navigationsausstattung besteht unter anderem aus einem Radar, einem Sidescan-Sonar und einer Infrarotkamera. Die „Greif 1“ kam auch bei der Suche nach dem zehnjährigen Mädchen zum Einsatz.
Als am Donnerstag die Dämmerung so langsam einsetzte und die Bedingungen auf der Elbe schwieriger wurden, wurde das sogenannte „Flir“ (Forward Looking Infra Red)-Wärmebildsystem genutzt. Trotz der hochmodernen Technik fehlt von der Zehnjährigen jedoch weiter jede Spur. „So schlimm es klingt: Wir können leider nicht jeden retten. Wir leisten das Maximum, was im Ehrenamt möglich ist“, erklärt Meyer.