Hamburg. Es stinkt zum Himmel, ist dreckig und verkommt. Was die Betreiber und die Stadt dazu sagen – und welche Lösungsansätze es gibt.
Der Geruch ist beißend, einfach unerträglich – und das sogar mit einer FFP2-Maske. Dabei ist es egal, ob man das verdreckte Treppenhaus benutzt oder den genauso wenig einladenden Fahrstuhl. Überall stinkt es. Graffitis sind an die Wände, Türen und Mülleimer geschmiert. Es gibt kaputte Lampen und Scheiben, in einem Treppenflur liegen ein paar Rohre als Stolperfalle herum.
Wo man auch hinsieht, finden sich Absperrbänder an offenbar aufgebrochenen Stromkästen, Hinweisschilder auf defekten Türen und Geldautomaten. Dieses Gebäude verdient seinen Spitznamen „Parkhaus des Grauens“, wie viele Menschen es in Altona umschreiben.
Hamburg-Altona: Autofahrer entsetzt – „das ist ja furchtbar, dieses Parkhaus“
„Das ist ja furchtbar, dieses Parkhaus“, sagen zwei junge Männer, die sich im Treppenhaus die Hand vors Gesicht halten, weil der Gestank so entsetzlich ist. „Nur schnell raus hier“, sagen sie und stürmen an einem vorbei. Stimmt. Bloß raus hier – das ist das beklemmende Gefühl, das einen beschleicht und verfolgt.
Wer mit dem Begriff Angstraum bislang nicht viel anfangen konnte, der hat nach dem Besuch dieses Parkhauses eine genaue Vorstellung davon. Dabei ist es mitten am Tag, draußen scheint die Sonne. Wie mag es hier abends sein?
Altona: Parkhaus des Grauens ist im Besitz der Stadt Hamburg
Bei dem Parkhaus handelt es sich um ein Gebäude im Besitz der Stadt. Zentral gelegen, direkt am Fernbahnhof Altona. Fußläufig ist man in wenigen Minuten am Einkaufszentrum Mercado oder in der beliebten Ottenser Hauptstraße, in die andere Richtung in der Neuen Großen Bergstraße und bei Ikea. Hier ist richtig was los, Parkplätze sind Mangelware. Außer im besagten Parkhaus.
Auch an diesem Montagmorgen sind viele Ebenen des 15-stöckigen Gebäudes leer. Es gibt zahlreiche freie Stellflächen. Denn wer das Parkhaus kennt, parkt hier nicht. Gibt es doch im Umfeld Parkhäuser, die deutlich sauberer und sogar günstiger sind.
Zum Vergleich: Im Contipark Parkhaus Mercado kostet die Stunde 1,20 Euro, der Tag 8 Euro. Im Parkhaus Altona Bahnhof sollen Kunden 2 Euro die Stunde berappen, 10 Euro am Tag. Sogar Unternehmen, die direkt im selben Gebäude sitzen, raten ihren Kunden auf Nachfrage zu anderen Parkmöglichkeiten.
Finanzsenator: „Zustand des Parkhauses entspricht in keiner Weise unseren Erwartungen“
Der Zustand des Parkhauses in Altona hat sich bis zum Finanzsenator herumgesprochen. Und der findet klare Worte. „Der derzeitige Zustand des Parkhauses am Altonaer Bahnhof entspricht in keiner Weise unseren Erwartungen“, sagt Andreas Dressel (SPD). „Ohne jede Frage haben wir es an dem Standort auch mit besonderen Herausforderungen in puncto Hygiene, Vandalismus und Sicherheit zu tun. Deshalb suchen wir mit allen Beteiligten den Austausch, um zu guten Lösungen zu kommen. Erste Schritte sind bereits gemacht. Weitere haben zu folgen“, kündigt Dressel auf Abendblatt-Anfrage an.
Was sich bereits geändert hat: Seit Januar 2023 wird das Objekt von der Sprinkenhof GmbH verwaltet. Im August 2021 hatte die Stadt Hamburg das Gebäude erworben, das zuvor einem Immobilienfonds gehörte, und dabei auch den bestehenden Vertrag mit der Firma Apcoa übernommen, wie die Finanzbehörde auf Anfrage mitteilt.
Parkhaus des Grauens in Altona: Für Reinigung ist laut Vertrag Apcoa verantwortlich
Das Unternehmen Apcoa ist laut diesem Vertrag auch für Reinigung und Wartung des Gebäudes verantwortlich. Auf die Frage, wie oft denn in dem Parkhaus gereinigt wird, heißt es in der gemeinsamen Antwort der Behörde und Apcoa dazu: „Die Firma Apcoa führt eine Grobschmutzreinigung täglich und eine Grundreinigung bei Bedarf durch.“ Wobei Bedarf offenbar unterschiedlich definiert wird.
„Die Lage des Parkhauses direkt am Bahnhof Altona stellt für die Bewirtschaftung der Mietfläche eine ständige Herausforderung dar, der sich der Eigentümer zusammen mit dem beauftragten Verwalter im Rahmen der laufenden Instandhaltung stellt“, betont die Finanzbehörde. So sei kürzlich einer der vier Kassenautomaten aufgebrochen worden, dieser werde aktuell repariert. Zu den kaputten Türen heißt es: „Bis Mitte Mai werden neue Türen mit Ticketlesefunktion eingebaut.“
Parken am Bahnhof Altona: „Sicherheitskonzept wird überarbeitet“
Letzteres ist eine der geplanten Maßnahmen, die helfen sollen, die Lage vor Ort endlich in den Griff zu bekommen. Außerdem werden aktuell die bestehenden internen Sicherheitskonzepte erneut überprüft und überarbeitet. Stichwort: Angstraum. Erste Maßnahmen seien bereits umgesetzt. Dazu zählen drei neue Roll- und Speedtore sowie ein kompletter Gitterzaun im Erdgeschoss und im fünften Obergeschoss, so die Behörde.
„Die Aufzüge und das Treppenhaus des Parkhauses sind leider seit Jahren Schlafplatz und Notdurftstelle für die sich verfestigende Obdachlosen-Szene am Bahnhof Altona geworden“, berichtet Michael Jung, Sprecher von Prellbock Altona. Der Verein nimmt sich seit Jahren des Bahnhofs an, kritisiert Missstände und fordert Verbesserungen.
„Prellbock Altona fordert seit Jahren, mindestens die ersten drei Etagen des Parkhauses als Fahrradparkhaus herzurichten“, erklärt Jung, der darauf verweist, dass die ungenutzten Stellplätze dafür sprächen und genügend Etagen für die Autofahrer blieben. Zudem sei die Nachfrage nach Abstellmöglichkeiten für Räder rund um den Bahnhof enorm hoch.
Altona: Parkhaus am Bahnhof – Verein schlägt Dachcafé vor
„Auch ein Dachcafé im 15. Stock des Parkhauses, von dem man eine fantastische Aussicht auf Altona hat, wäre eine denkbare Nutzung, damit mehr Leute durch das Parkhaus laufen. Das würde sicher den Vandalismus und die Verschmutzung ein wenig eindämmen“, schlägt Jung vor.
„Das Gebäude ist der Baugenehmigung entsprechend als Parkhaus geplant und gebaut worden. Eine Umnutzung beziehungsweise gastronomische Nutzung ist baurechtlich nicht möglich“, weist die Finanzbehörde die Idee mit dem Dachcafé zurück.
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Und ob Platz für Räder ist? Wie gut das Parkhaus genutzt wird? Dazu sagt das Unternehmen Apcoa nur: „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns gruppenweit nicht zur Auslastung einzelner Parkhäuser äußern.“ Auch zur Frage, ob bekannt sei, dass sich Kunden und Dauermieter in andere Parkhäuser umorientieren, heißt es: „Dazu ist nichts bekannt.“