Hamburg. Lange Öffnungszeiten von 10 bis 20 Uhr werden für immer mehr Läden zum Problem. Welche Shopping-Center in Hamburg jetzt reagieren.

„Liebe Kunden, aus betrieblichen Gründen ist die Filiale heute von 10 bis 19 Uhr geöffnet“, steht auf einem ausgedruckten Zettel an der Scheibe. Die Tür ist verschlossen, dabei hat das Elbe Einkaufszentrum im Stadtteil Osdorf bis 20 Uhr geöffnet. An diesem Abend ist der Laden keine Ausnahme. Auch andere Geschäfte haben vorzeitig die Türen dichtgemacht. Manche mit Hinweis, manche ohne.

Noch vor ein paar Jahren wäre das undenkbar gewesen. Die Öffnungszeiten in einem Einkaufscenter wie dem Elbe Einkaufszentrum in den Elbvororten waren heilig, und vor allem sind sie vertraglich festgelegt. Wer sich nicht daran hält, muss eine Strafe zahlen. So die Theorie. Doch in der Praxis sieht es jetzt anders aus.

Öffnungszeiten im Elbe Einkaufszentrum: Bei Personalproblemen dürfen Läden schließen

„Die Grundöffnungszeiten von 10 bis 20 Uhr gelten immer noch im Elbe Einkaufszentrum“, betont Centermanager Gerhard Löwe. Aber es gibt eine Änderung. „Wenn ein Einzelhändler Personalprobleme hat, kann er das Geschäft früher schließen.“ Das müsse einen Tag vorher dem Management gemeldet, für die Kunden per Aushang kommuniziert werden und solle eigentlich die Ausnahme sein. „Es zeigt sich, dass es in vielen Geschäften eng geworden ist. Da muss man heute einfach anders hinhören“, erklärt der Centermanager.

Statt Vertragsstrafen zu verhängen, versuche man jetzt lieber, den Mietern zu helfen. Notfalls müsse auch mal ein Wachmann im Geschäft unterstützen. Zudem werden Stellengesuche über die Internetseite des Einkaufszentrums eingestellt und auch schon mittels Infotischen im Center nach Mitarbeitern händeringend gesucht.

Einkaufen nur bis 19 Uhr: Tibarg Center in Niendorf macht damit gute Erfahrungen

Das Problem ist in Hamburg kein Einzelfall. In Niendorf geht man einen anderen Weg. Das Tibarg Center hat seine Kernöffnungszeiten bereits Anfang 2023 auf 19 Uhr verkürzt. Dem vorangegangen sei eine Befragung der Kunden gewesen, sagt Centermanagerin Kerstin Huttanus. Die Kunden hätten auf die Idee der früheren Schließung „sehr entspannt reagiert“.

Von den 44 Läden stehen ihren Angaben zufolge derzeit fünf Flächen leer. Für die Betreiber der kleineren Läden mache die kürzere Öffnungszeit die Lage deutlich einfacher, sagt sie. Die großen Anbieter wie Aldi, Rewe und Budni im Untergeschoss haben weiterhin bis 20 Uhr geöffnet.

Auch im Einkaufstreffpunkt Farmsen gibt es Pläne, die Zeiten zu verringern. Laut Abendblatt-Informationen soll dies ab Anfang August der Fall sein.

Shoppen in Hamburg: Lange Öffnungszeiten sind für die Gastronomie wichtig

Verkürzen möchte man die Öffnungszeiten im Elbe Einkaufszentrum jedoch nicht. Zumindest noch nicht. Nach Corona habe es eine Befragung dazu unter den Mietern gegeben, die laut Löwe mehrheitlich für die Beibehaltung der langen Öffnungszeiten ausging. „Gerade für die Gastronomie ist es wichtig, dass die Geschäfte bis 20 Uhr geöffnet haben“, erklärt Löwe. Trotzdem sei es eben auch sehr wichtig, dass die Verlässlichkeit für die Kunden gewährleistet sei. „Wir müssen die Balance halten“, erklärt der Centermanager.

Das Elbe Einkaufszentrum im Hamburger Stadtteil Osdorf gehört zur ECE-Gruppe und beherbergt 180 Shops.
Das Elbe Einkaufszentrum im Hamburger Stadtteil Osdorf gehört zur ECE-Gruppe und beherbergt 180 Shops. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

„Wir wissen derzeit von acht Geschäften, die akute Personalprobleme haben und deshalb auch die Öffnungszeiten reduzieren müssen“, berichtet Löwe. Hinzu kommen die Insolvenzen von verschiedenen Ketten wie Hallhuber, Gerry Weber, Bree oder Esprit. In solchen Fällen würden die vertraglich vorgeschriebenen Öffnungszeiten dann auch nicht mehr greifen.

Aber auch ganz neue Mieter täten sich schwer, wie Löwe weiß. So fänden sie keine Mitarbeiter in der Region und müssten mit zu wenig Leuten und geringen Öffnungszeiten starten, wie es erst kürzlich der Fall gewesen sei. Insgesamt verfügt das Center über 180 Shops.

Shopping Hamburg: Einkaufscenter der ECE bleiben bei langen Öffnungszeiten

Laut Löwe ermittelt die ECE-Gruppe, zu der neben dem Elbe Einkaufszentrum zahlreiche Shopping-Center in Hamburg wie die Europa-Passage, das Phönix-Center oder die Hamburger Meile gehören, regelmäßig die Kundenfrequenz. Im Elbe EZ sowie den anderen Hamburger Häusern spreche diese Frequenz derzeit nicht für eine generelle Reduzierung der Zeiten. In anderen ECE-Centern im Land sei das anders, hier seien bereits Öffnungszeiten auf 19 Uhr verkürzt worden.

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Das große Einkaufszentrum Wandsbek Quarree hält an den Kernöffnungszeiten von 10 bis 20 Uhr fest. Bei insgesamt 90 Läden komme es auch mal vor, dass einzelne Händler früher schließen, sagt Centermanager Frank Klüter. Das sei natürlich nicht gewünscht, aber bei kleineren Geschäften manchmal der Lage geschuldet, etwa in der Urlaubszeit oder bei Krankheit. Solche Fälle würden in der Frage von Vertragsstrafen individuell behandelt, „wenn es die Ausnahme ist und sich der Betreiber sehr bemüht“, sagt Klüter.

Einzelne Mieter hätten im Gegenteil auch Interesse an längeren Öffnungszeiten, beispielsweise Aldi, der bis 21 Uhr geöffnet hat. Der Centermanager betont, die grundsätzliche Verlässlichkeit bei den Öffnungszeiten sei wichtig: „Das ist ja die Stärke von Einkaufszentren.“

Öffnungszeiten im Mercado Altona: Keine Reduzierung derzeit geplant

Im Mercado in Altona sind die Geschäfte ebenfalls von 10 bis 20 Uhr geöffnet. „Derzeit gibt es bei uns keine Überlegungen, die allgemeinen Öffnungszeiten anzupassen oder gar zu reduzieren“, erklärt Centermanager Sven Ebert. Doch auch hier kämpfen die Betreiber mit Personalmangel, müssen Läden die Öffnungszeiten einschränken oder sie schließen Teile früher, wie Edeka die Frischetheke beispielsweise.

„Es kann zum Beispiel krankheitsbedingt immer wieder zu Personalengpässen bei unseren Mietern kommen“, sagt Ebert. Sollte es zu Abweichungen von den vereinbarten Kernöffnungszeiten kommen, würde man aktiv das Gespräch suchen, um eine Lösung zu finden. „Im Falle längerer Ausfälle unterstützen wir unsere Mieter aktiv, in dem wir beispielsweise Anzeigen in Jobportalen schalten.“