Hamburg. Eigentlich sollten auf dem Grundstück 55 Einheiten entstehen, es gab bereits einen Vorbescheid. Warum daraus nun doch nichts wird.

Der Bedarf an Wohnungen in Hamburg ist groß. Daher sind besonders städtische Unternehmen in der Pflicht, ungenutzte Flächen für eine Bebauung freizugeben. Für ein Areal in Bahrenfeld gab es bereits weit fortgeschrittene Pläne, ein Vorbescheid war erteilt – doch dann kam die Rolle rückwärts.

Darum geht es: Auf dem Grundstück an der Gasstraße 2b sollten 55 Wohneinheiten geschaffen werden. Besitzer des Areals ist heute das städtische Unternehmen Stromnetz Hamburg. Zuvor war es Vattenfall. Ausgerechnet der Besitzerwechsel ist offenbar ein Grund dafür, dass die Pläne verworfen wurden.

Wohnen Hamburg: Stromnetz Hamburg verwirft Baupläne in Bahrenfeld

Denn auf Abendblatt-Nachfrage erläutert Axel Schröder, Sprecher von Stromnetz Hamburg: „Die Pläne stammen nicht von Stromnetz Hamburg, sondern wurden von Vattenfall entwickelt. Stromnetz Hamburg ist nach dem Rückkauf des Stromnetzes von Vattenfall durch die Stadt Hamburg 2015 entstanden.“

Schröder verweist darauf, dass die Pläne, nach denen hochpreisiger Wohnraum geschaffen werden sollte, mittlerweile zehn Jahre alt seien. Im Unterschied zu Vattenfall kommt Stromnetz Hamburg aber zu dem Ergebnis, dass man das Grundstück benötige. „Eine Wohnbebauung auf dem Grundstück Gasstraße 2b ist nicht geplant“, stellt Schröder klar. Daher wurde auch der bereits erteilte Vorbescheid zurückgenommen.

Stromnetz Hamburg verweist auf möglichen Ausbau der Netzinfrastruktur

Stromnetz Hamburg gehe auf Basis unterschiedlicher Studien davon aus, dass Stromverbrauch und Netzhöchstlast in Hamburg in den kommenden Jahren stark steigen werden. Mehr Menschen werden mit E-Autos unterwegs sein, ab 2030 sollen nur noch E-Busse in Hamburg unterwegs sein. Es werde eine Zunahme von Wärmepumpen zum Heizen geben, und auch die Hamburger Wasserstoffstrategie werde durch den Einsatz von Elektrolyseuren den Stromverbrauch stark steigen lassen.

„Vor dem Hintergrund höherer Stromverbräuche in ganz Hamburg muss Stromnetz Hamburg in der Lage sein, auch die Netzinfrastruktur weiter auszubauen, zum Beispiel durch den Bau neuer Umspannwerke. Die Fläche in der Gasstraße 2b soll als potenzieller Standort für ein solches Umspannwerk deshalb nicht anderweitig genutzt werden“, erläutert Schröder. Grundsätzlich sei dort derzeit eine Netzdienststelle untergebracht, diese soll allerdings voraussichtlich 2025 in ein Gebäude zusammen mit Hamburg Wasser in die Lederstraße umziehen. Platz wäre dann.

SPD in Altona: Bezirkspolitiker ärgert sich über Einstellung städtischer Unternehmen

„Eine alternative Nutzung als Fläche für Wohnungen würde einer Erweiterung unserer Netzinfrastruktur im Wege stehen“, erklärt der Sprecher aber. Wenn man sich jetzt doch dazu entschließe und zukünftig eine Fläche in dem Gebiet bräuchte, kommt das Unternehmen zu dem Schluss: Flächen, die groß genug wären, um dort ein Umspannwerk zu bauen, stehen in der näheren Umgebung der Gasstraße nicht zur Verfügung. Offen wäre auch, ob Stromnetz Hamburg solche Alternativflächen ankaufen könnte und wie hoch der Preis dafür wäre.

Segros Gelände
Der SPD-Politiker Mithat Capar aus Altona hält es für eine der wichtigsten Aufgaben, bezahlbaren Wohnraum in Hamburg zu schaffen und will dabei auch städtische Unternehmen mehr in die Pflicht nehmen. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

SPD-Politiker Mithat Capar lässt die Erklärungen von Stromnetz Hamburg nicht gelten, ihn verärgern sie sogar sehr. Der Fall an der Gasstraße ist für ihn nur ein Beispiel von zahlreichen, wie sich städtische Unternehmen aus der Pflicht ziehen würden.

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„Die öffentlichen Unternehmen müssen mehr Verantwortung übernehmen. Wir haben jetzt ein Problem, dass wir dringend Wohnungen brauchen. Ich sehe das als Daseinsvorsorge“, so der Sozialdemokrat. Er fordert, dass alle städtischen Unternehmen sich ihr Portfolio genau ansehen und Flächen freimachen. „Wir können nicht immer von der Privatwirtschaft fordern und fordern und selbst unsere Hausaufgaben nicht machen.“

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