Hamburg. Rentnerin schildert, wie ein Tagesausflug nach St. Peter-Ording zur Odyssee wurde – und wie sie abends doch noch nach Hamburg kam.

Glückstadt hat dieser Hamburgerin leider nur Pech gebracht: Denn am Abend des 25. Juni ist Angelika Bittner aus Altona am Bahnhof der schleswig-holsteinischen Kleinstadt gestrandet. Es fuhr kein Zug mehr nach nirgendwo, berichtet die 77-Jährige dem Hamburger Abendblatt, vor allem aber nicht mehr Richtung Hamburg.

Erst weit nach Mitternacht kam die Rentnerin nach einem „Horrortrip“, wie sie es nennt, wieder zu Hause in Altona an. Damit brauchte Angelika Bittner, die um 18.11 Uhr in Husum in die Nordbahn Richtung Hamburg-Hauptbahnhof gestiegen war, mehr als sechs Stunden für eine Strecke, die eigentlich in gut zwei Stunden zurückgelegt wird. Doch von vorne.

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Was als sommerlicher Tagesausflug ans Meer („Mein Tag in St. Peter-Ording war perfekt!“) begonnen hatte, sei zur „Odyssee“ geworden, erzählt die Hamburgerin: Um 18.11 Uhr sei sie noch frohgemut in den „gut ausgelasteten“ Zug gestiegen, der von Sylt kommend um 20.22 Uhr am Bahnhof Altona einfahren sollte. Doch in Itzehoe sei der Zug plötzlich zum Stehen gekommen. Durchsage: „Probleme auf der Strecke“. „Man ist ja geduldig, aber irgendwann möchte man dann doch mal erfahren, wann es eigentlich weitergeht“, sagt Angelika Bittner.

Weiter sei es dann irgendwann („Ich habe das Zeitgefühl verloren“) auch gegangen, vom gegenüberliegenden Gleis aus, mit einem anderen Zug, der als Ziel ebenfalls „Hamburg“ hatte. Doch dann sei durchgesagt worden, dass man nun zunächst nach Glückstadt fahre. Unmut in der Bahn, in der auch viele Touristen saßen, die von der Insel Sylt kamen. „Wir haben uns alle gefragt: Wo ist Glückstadt? Liegt das überhaupt auf der Strecke?“, berichtet Bittner, die mehr als 30 Jahre lang in verschiedenen Funktionen in einer Zeitungsredaktion gearbeitet hat.

Fahrgäste kritisieren „mangelnde Kommunikation“ der Nordbahn am Bahnhof Glückstadt

In Glückstadt hätten die Reisenden dann nach einiger Wartezeit den Zug verlassen müssen, weil dieser seine Fahrt nach Hamburg nicht habe fortsetzen können und zurück nach Itzehoe fuhr. „Da hätten wir uns alle auch mal eine Erklärung gewünscht.“

Dazu sagt die Nordbahn gegenüber dem Hamburger Abendblatt: „Es war an dem betreffenden Abend leider sehr viel los. Es gab einen Notarzt-Einsatz auf der Strecke zwischen Glückstadt und Hamburg und außerdem noch ein gefährliches Ereignis auf den Gleisen zwischen Prisdorf und Itzehoe“, so ein Sprecher. „Das ist natürlich ärgerlich für Reisende.“

Nordbahn habe sich um Schienenersatzverkehr Richtung Hamburg bemüht

Man bemühe sich in solchen Fällen immer darum, „möglichst zügig“ einen Schienenersatzverkehr mit Bussen oder Taxis zu ermöglichen. „Das ist nicht das Wahre, das wissen wir. Zumal es immer eine Herausforderung ist, auf die Schnelle Busse für diesen Notverkehr zu bekommen“, sagt der Nordbahn-Sprecher. Warum dies an diesem Dienstagabend nicht beziehungsweise erst sehr viel später (Abfahrten ab Elmshorn Richtung Glückstadt ab 20.08 Uhr, so die Nordbahn) geklappt hat, bleibt noch offen.

Angelika Bittner, die wegen Knieproblemen an Krücken geht, erzählt, dass um 20.30 Uhr noch keine Busse oder Taxis vor Ort gewesen seien. Man habe dann große Hoffnungen auf einen Zug gesetzt, der planmäßig um 21.09 Uhr gen Hamburg fahren sollte. „Pustekuchen! Als der irgendwann verspätet ankam, fuhr er auch bloß wieder zurück nach Itzehoe.“

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Ein bisschen Glück in Glückstadt hatte die Hamburger Rentnerin dann aber doch: Zwei Damen, die geschäftlich auf Sylt zu tun gehabt hatten und weiter zum Hamburg Airport mussten, boten Angelika Bittner eine Mitfahrgelegenheit an. „Sie hatten einen Freund aus Hamburg angerufen, der uns drei dann gegen 22 Uhr mit seinem Auto in Glückstadt eingesammelt hat.“

Am Hamburger Flughafen sei sie dann in die S-Bahn nach Altona und von dort aus weiter mit dem Taxi nach Hause gefahren. Angelika Bittner: „Was aus den Mitreisenden wurde, die um 22 Uhr noch in Glückstadt am Bahnsteig ausharrten, weiß ich nicht.“