Hamburg. Die seit acht Jahren gesperrte Wanderstrecke sollte auf Stelzen neu gebaut werden. Doch plötzlich ist von neuer Variante die Rede.

Wer sich die Visualisierungen anschaut, kommt schon etwas ins Träumen. Beim morgendlichen Joggen oder beim Spaziergang am Wochenende soll man den Blick über die Elbe von hoch oben genießen können – von einem auf Stelzen gesetzten Weg. Doch die Realität sieht seit Jahren ganz anders aus.

Der Otto-Schokoll-Höhenweg in Rissen ist nach einem Erdrutsch gesperrt – und das seit mehr als acht Jahren. Die geplante Sanierung des beliebten Höhenwegs in Hamburg verzögert sich, immer wieder tauchten neue Hindernisse auf. Zuletzt konnte ein Rechtsstreit beigelegt werden, und dem Plan eines Panoramawegs stand nichts mehr im Wege, eigentlich. Wie eine Anfrage der CDU-Politikerin Anke Frieling nun jedoch offenbart, scheint sich die hochtrabende Idee in Luft aufzulösen.

Elbe Hamburg: Hochtrabende Pläne für Höhenweg lösen sich in Luft auf

Denn wie der Senat auf die Kleine Anfrage der Bürgerschaftsabgeordneten aus Blankenese, über die zunächst die „Hamburger Morgenpost“ berichtet hat, mitteilt, ist plötzlich von einer neuen Option die Rede. Demnach möchte die Verkehrsbehörde den im Bezirk Altona einst ausgeheckten Plan prüfen lassen. Eine Ausschreibung sei in Arbeit, die zwei Varianten betrachten soll. Die Idee einer Brückenkonstruktion über rund 300 Meter Länge und etwa drei Meter Breite sowie die Wiederherstellung des ursprünglichen Otto-Schokoll-Höhenwegs.

Letzteres war im Bezirk Altona lange geprüft und dann verworfen worden. Wie berichtet, war bei Voruntersuchungen festgestellt worden, dass der Elbhang nur schwer wieder zu sichern sein würde. Eine große Abholzaktion vor Jahrzehnten hatte eine massive Instabilität zur Folge, der Hang hatte sich mit Wasser vollgesogen. Eine weitere Untersuchung zeigte zudem, dass vor Ort zahlreiche teils geschützte Tierarten leben, deren Vertreibung durch eine zu starke Stabilisierung gedroht hätte.

Wie eine Fußgängerbrücke sollte sich der Otto-Schokoll-Höhenweg nach dem neuen Plan am instabilen Elbhang entlangschlängeln.
Wie eine Fußgängerbrücke sollte sich der Otto-Schokoll-Höhenweg nach dem neuen Plan am instabilen Elbhang entlangschlängeln. © Bezirksamt Altona | Bezirksamt Altona

Ein Grund dafür, warum die Verkehrsbehörde den Plan trotzdem noch einmal überprüfen lässt, dürften die gestiegenen Kosten für den Höhenweg in Brückenform sein. Bei der Planung vor mehr als drei Jahren wurden sie auf fünf Millionen Euro geschätzt. Heute dürften sie aufgrund der gestiegenen Baukosten und der Inflation weit höher liegen.

Höhenweg an der Elbe – CDU Hamburg kritisiert Verzögerungen und Kosten

„Warum wurde nicht längst mit der Baumaßnahme begonnen?“, fragt sich die CDU-Politikerin Frieling. Der Senat verweist in seiner Antwort darauf, dass „die Verzögerungen in der Vergangenheit im Wesentlichen der Anliegerklage beziehungsweise dem Widerspruchsverfahren geschuldet sind“. Klar ist, dass die Vorplanung sowie die Klagen bereits Kosten verursacht haben.

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Bereits jetzt schlagen für den weiterhin gesperrten Wanderweg an der Elbe und mehrfach überdachten Plan mehr als 260.000 Euro zu Buche, wie ebenfalls eine Senatsanfrage von Frieling ergab. Klar ist auch, dass es dabei nicht bleibt: Die nun angedachte Ausschreibung und Überprüfung der beiden Varianten wird ebenfalls Geld kosten. Wie viel? Dazu heißt es nur: „Die Ermittlung von Kosten ist Gegenstand der noch laufenden Variantenuntersuchung.“

„Der Ersatz des Otto-Schokoll-Höhenwegs wird zur unendlichen Geschichte“, ärgert sich Anke Frieling, die auch stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion in Hamburg ist. „Nach vielen Jahren Diskussion und Planung sind bereits 260.000 Euro ausgegeben worden, ohne dass die Bürgerinnen und Bürger auch nur den Hauch einer Chance auf Wiederherstellung oder Ersatz ihres beliebten Höhenwegs in absehbarer Zeit hätten.“ Ihr Eindruck: Die Behörden spielen auf Zeit, bis der der Weg in Vergessenheit geraten ist.