Hamburg. Bezirksamt Altona untersagt dem griechischen Restaurant überraschend Nutzung der Sommerterrasse. Warum das zuvor niemanden störte.
„Früher oder später müsste ich das Restaurant schließen“, sagt Ioannis Angelidis oder Jani, wie ihn fast alle nennen. Der Grieche betreibt mit seiner Frau seit 17 Jahren das „Nostalgia bei Sotiris“. Hier in Ottensen, wo er auch aufgewachsen ist und mit seiner Familie lebt. Doch jetzt macht er sich große Sorgen, um sein Restaurant und die Angestellten. Grund ist ein Schreiben der Behörde, das ihm die Nutzung der Sommerterrasseuntersagt.
Mit einem Schlag fehlt ihm damit etwa die Hälfte seiner Sitzplätze – insgesamt 50 Stück fallen weg. Diese konnte er in den vergangenen zwei Jahren auf dem Platz vor dem Restaurant an der Eulenstraße, direkt gegenüber vom Kulturzentrum Motte, nach einem mit dem Bezirk Altona ausgeklügelten und abgestimmten Stellplan anbieten. Doch damit ist jetzt Schluss.
Restaurant in Hamburg-Ottensen bekommt keine Genehmigung mehr für Terrasse
Auf einen erneuten Antrag wie in den Vorjahren kam ein Schreiben vom Bezirksamt Altona zurück, in dem alle Tische durchgestrichen waren, bis auf zwei direkt an seinem Schaufenster. Zur Begründung erklärt die Behörde: Nach einer Ortsbesichtigung durch Wegeaufsicht und Polizei könne aufgrund einer dort vorhandenen Feuerwehraufstellfläche sowie aufgrund von Lärmbeschwerden lediglich die Fläche am Haus (3,67 Quadratmeter) erlaubt werden. Als Vergleich: Vorher waren 17,49 Quadratmeter erlaubt.
„Es gab keine Lärmbeschwerden. 100-prozentig ist da nichts gewesen“, beteuert der Gastronom. Zweimal sei die Polizei im vergangenen Jahr da gewesen. Einmal hätte eine Gruppe kurz vor Mitternacht noch ein Geburtstagslied angestimmt, aber die gerufenen Beamten hätten selbst gesagt, es sei doch gar nichts. Auch im zweiten Fall, so schildert es der Gastronom, wurde nichts festgestellt.
Gastronom aus Ottensen: „Belastet mich psychisch und bereitet mir schlaflose Nächte“
Mit der Nachbarschaft pflege er ein sehr gutes Verhältnis und ist sich sicher, dass er große Unterstützung von den Anwohnern erfahren würde, wenn er eine Petition startet. Gemeinsam halte man den Platz sauber und pflege die Beete. „Es belastet mich psychisch sehr und bereitet mir schlaflose Nächte, da ich immer versucht habe, das Richtige zu tun und immer auch an andere gedacht habe“, sagt der Gastwirt und zweifache Familienvater.
Zum zweiten Argument der Behörde, es handele sich nun um eine Feuerwehraufstellfläche, fällt dem Gastronom noch viel weniger ein. Er deutet auf den Platz vor sich und fragt: „Wie soll denn hier ein Feuerwehrfahrzeug drauf?“ Seit dem Umbau der Straße umgibt die kleine Fläche zahlreiche Fahrradbügel, die müssten erst einmal weggeflext werden, samt Rädern. „Und wenn es hier brennt, bleibt doch auch keiner sitzen, dann räumen wir die Tische schnell weg“, versucht es der Gastronom mit Pragmatismus.
Bezirksamt Altona: „Im Rahmen der Prüfung fiel die Feuerwehraufstellfläche auf“
Auf Anfrage teilt das Bezirksamt Altona zu dem Fall mit: „Für die benannte Gastronomie ist im vergangenen Jahr ein Erweiterungsantrag für die Außenterrasse eingereicht worden. Das bedeutet, dass die Gastronomie ihre in den Vorjahren beantragten Außenflächen vergrößern beziehungsweise erweitern wollte.“
Im Rahmen der Antragsprüfung haben sich das Bezirksamt Altona und das zuständige Polizeikommissariat in bewährter Praxis ausgetauscht – und dabei sei aufgefallen, dass die beantragte Fläche eine Feuerwehraufstellfläche berühre, auf der keine Außengastronomie genehmigt werden könne. „Diese Feuerwehraufstellfläche existiert bereits länger, ist aber erst im Rahmen der letztjährigen Prüfung aufgefallen“, erläutert Pressesprecher Mike Schlink.
Die Frage, wie ein Feuerwehrfahrzeug dort hingelangt und ob eine Wegnahme der Fahrradbügel geplant sei, beantwortet er nicht. Der Bezirkssprecher verweist darauf, dass kein Rechtsanspruch auf eine Erlaubnis bestehe und man „einer kleinen Fläche für zwei Tische mit je vier Stühlen zustimmen könne. Unter der Auflage, dass kein Aufstellen von Sonnenschirmen im Bereich der Feuerwehraufstellfläche gestattet ist.“
Restaurant in Ottensen wurde schon die Nutzung des Innenhofes verboten
Ioannis Angelidis übernahm das Restaurant Sotiris, das sich damals noch in der Barnerstraße befand, vor 17 Jahren vom einstigen Betreiber. Nach dem Wechsel zum neuen Standort durfte er die Gäste zunächst noch im Innenhof bewirten. 2022 leitete der Bezirk nach einer Beschwerde eine Nutzungsuntersagung für den Innenhof ein. Dafür konnte er an der Straße Plätze anbieten. Dann kam die Baustelle vor der Tür, Corona und schwere Zeiten. Nun sollte es wieder richtig losgehen. Jetzt der nächste Dämpfer.
Für Ioannis Angelidis ist das alles unverständlich: Warum ginge es an dieser Stelle nicht, einige Hundert Meter entfernt dürften Gastronomen auf den Plätzen doch auch Außenterrassen betreiben? Was sei dort mit Lärm und der Feuerwehr? Dazu sagt Bezirkssprecher Schlink: „Der öffentliche Raum vor den einzelnen Gastronomiebetrieben ist oftmals unterschiedlich ausgestaltet. Entsprechend sind die Anträge auf Außengastronomie auch nicht vergleichbar. Und es wird immer im Einzelfall geprüft.“
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„Nostalgia bei Sotiris“-Gastronom aus Ottensen: „Bevor ich zumache, probiere ich alles!
In diesem Einzelfall will und kann der Betreiber das nicht kampflos hinnehmen. Wenn er die Hälfte der Plätze verliere, müsse er Leute entlassen, zahle weniger Steuern und könne das Restaurant so nicht behalten. „Bevor ich zumache, probiere ich alles“, sagt er. Deshalb hat er sich auf Anraten nun einen Gutachter geholt, der die Feuerwehraufstellfläche für ihn bewerten soll. Schon jetzt füllen die Schreiben mit der Behörde einen Aktenordner, und es werden wohl noch weitere hinzukommen.