Hamburg. Bürgerinitiative pro Unterkunft organisiert Picknick am Botanischen Garten: Rund 50 Menschen kommen. Das sagen Anwohner und Kritiker.

Weit hatten es Eva Björklund-Kämpf und ihr Mann Berthold Kämpf nicht. Sie wohnen direkt am Botanischen Garten – und so kamen sie zu Fuß zum Picknick am Eingang. Zu der Aktion hatte die Bürgerinitiative „Flottbek ist bunt“ aufgerufen, um ein weiteres Zeichen für die geplante Unterkunft für Flüchtlinge in ihrer Nachbarschaft zu setzen. Das gelang.

Ähnlich wie am Donnerstagabend, als viele Unterstützer zur öffentlichen Informationsveranstaltung erschienen waren und Flagge gezeigt hatten, steuerten auch am Freitag um 16 Uhr erneut rund 50 Interessierte den Loki-Schmidt-Garten an. Dort, wo die für 144 Personen geplante Unterkunft entstehen soll. Darunter auch das Ehepaar Kämpf.

Flüchtlingsunterkunft: Viele Flottbeker für Standort am Botanischen Garten

Beide hatten sich auch bei der Informationsveranstaltung am Donnerstag zu Wort gemeldet. Ihr Tenor ist ganz klar: Sie halten den Standort, der von der „Bürgerinitiative Hamburg für adäquate Flüchtlingsunterkünfte“ kritisiert wird, für gut und setzen sich dafür ein. „Ich bin glücklich, dass wir Menschen nicht mehr so unterbringen müssen, wie ich es als Kind erlebt habe“, sagt Berthold Kämpf.

Die Bürgerinitiative „Flottbek ist bunt“ hatte am Freitag zu einer Aktion am Botanischen Garten eingeladen, rund 50 Interessierte kamen.
Die Bürgerinitiative „Flottbek ist bunt“ hatte am Freitag zu einer Aktion am Botanischen Garten eingeladen, rund 50 Interessierte kamen. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Die aus Ostpreußen Vertriebenen wurden in die Wohnungen einquartiert, damals sei jede Besenkammer recht gewesen, erinnert sich Kämpf, der Jahrgang 1948 ist. Der von der Sozialbehörde vorgestellte Plan mit sechs Gebäuden, die auf dem Parkplatz des Botanischen Gartens zeitnah errichtet werden sollen, hält er gerade im Vergleich zu damals als bedeutend besser.

Er und seine Frau engagieren sich seit 2015 in der Flüchtlingshilfe, haben Geflüchtete in den damals entstandenen Unterkünften am Blomkamp und am Rugenbarg betreut. „Daraus sind Freundschaften geworden“, berichtet Eva Björklund-Kämpf. Die gebürtige Schwedin möchte die Neulinge im Stadtteil willkommen heißen und ihnen helfen, sich einzufinden.

Flüchtlingsunterkunft am Botanischen Garten: Es gibt auch kritische Stimmen

Doch es gibt auch kritische Stimmen an diesem Freitag. Zum Beispiel von Franz Wienke. Auch er wohnt um die Ecke und hält den Standort auf einem Parkplatz für unangemessen. Darüber möchte er mit der Initiative sprechen. „Wir sind so ein reicher Stadtteil und so heißen wir Menschen willkommen?“, fragt er und spricht sich für einen Standort im Wesselhöftpark aus.

Auf einem Informationsbrett wurden die am Donnerstagabend von der Sozialbehörde veröffentlichten Details zur geplanten Unterkunft gezeigt und debattiert.
Auf einem Informationsbrett wurden die am Donnerstagabend von der Sozialbehörde veröffentlichten Details zur geplanten Unterkunft gezeigt und debattiert. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Dann blieben dem Botanischen Garten benötigte Besucherparkplätze erhalten. Und wenn man schon an dieser Stelle baue, dann sollte doch langfristig gedacht und investiert werden. „Warum baut man nicht bessere Gebäude, die die Uni langfristig als Studentenwohnungen nutzen könnte“, regt er an.

Bürgerinitiative: „Flottbek ist mehr als schöne Bäume und große Häuser“

Mit den Befürwortern kommt er mit seinen Argumenten zwar ins Gespräch, aber nicht zu einem Konsens. Für die Initiative ergreift dann Nina Kranz das Wort. Sie spricht über die kurzfristigen Ziele der Gruppe, zu zeigen, dass „Flottbek mehr als schöne Bäume und große Häuser ist“ und man bereit sei, seinen Teil der Flüchtlingsaufnahme zu leisten. Langfristig will man sich in der Unterkunft ehrenamtlich engagieren und bei der Integration helfen.

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