Hamburg. Geplante Unterkunft am Botanischen Garten zeigt eindrücklich, dass man Anwohnern mehr zutrauen darf – und wie wichtig Transparenz ist.
Eine sehr große Mehrheit hat bei der öffentlichen Informationsveranstaltung zur geplanten Flüchtlingsunterkunft gegenüber vom Bahnhof Klein Flottbek ein Zeichen gesetzt. Für die Unterkunft. Für eine Willkommenskultur. Für eine über alle Stadtteile verteilte Last bei der Bewältigung der schweren Integrationsaufgabe. Warum auch nicht?
Und doch hat es viele Beobachter überrascht, dass in den so gern beäugten vermeintlich reichen Elbvororten keine Protestwelle der Empörung aufbrandete. Sondern dass sich die Anwohner hier sehr wohl für eine Unterkunft auch direkt vor ihrer Haustür einsetzen. Sogar mehr einfordern.
Flüchtlinge in Flottbek: Frühzeitige Informationen hätte viel Ärger erspart
Natürlich gibt es Kritiker in Form einer Bürgerinitiative, die sich gegen den Standort aussprechen. Das ist legitim. Ihnen zu unterstellen, sie würden sich nicht für eine gute Unterbringung einsetzen und nur gegen Flüchtlinge sein, greift zu kurz. Demokratie muss das aushalten, auch die Stimmen derer hören, die sich Sorgen machen.
Dieser Fall hat doch eines gezeigt: Es hätte deutlich weniger Protest und Ärger im Vorfeld gegeben, hätte man die Anwohner früher informiert. Sie abgeholt, als erste Details öffentlich wurden. Es zeigt eben auch, dass man Menschen hier mehr zutrauen kann – und dass die Elbvororte besser sind als ihr vermeintlicher Ruf.
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Der Informationsabend hat aber noch etwas anderes gezeigt: Hamburg steht vor deutlich größeren Herausforderungen angesichts der großen Zahl an Geflüchteten und dem fast zum Erliegen gekommenen Wohnungsbau. Eine kleine Unterkunft am Botanischen Garten für 144 Personen zu bauen wird dieses Problem bei Weitem nicht lösen.