Hamburg. Am Schulterblatt neben der Roten Flora schließt das Hamburger Kulturzentrum wochenlang im Sommer. Was die Inhaber ändern wollen.
- Das Kulturhaus 73 schließt im Sommer für eine Renovierung
- Besitzer übernehmen Untergeschoss wieder selbst – Club im Keller wird vermietet
- Haus soll wie damals von früh bis spät geöffnet haben
Club, Gastronomie, Veranstaltungsraum und Kino: All das vereint das Kulturhaus 73 auf dem Schulterblatt im Szeneviertel Sternschanze unter einem Dach, und das seit mittlerweile 18 Jahren.
Jetzt folgt eine Zeit, in der sich das Haus 73 in Hamburg von Vermietungen weg- und mehr zum eigenen Konzept hinbewegen möchte. Dafür gestalten die Betreiber den Eingangsbereich neu: Im August, zum Teil während der Sommerferien, bleibt das Kulturzentrum also erst einmal geschlossen. Im September öffnet das Hamburger Kulturzentrum nach Renovierung und Umgestaltung seine Türen in der Schanze erneut.
Schanze: Haus-73-Team übernimmt wieder ganzes Kulturhaus – bis auf Club-Keller
„Wir sind jetzt in einer Übergangsphase“, erklärt Volker Maier, Mitinhaber der Pferdestall Kultur GmbH, zu der die Pony Bar und das Kulturhaus 73 zählen. „Wir haben den Laden zurück und werden im August für vier Wochen umfassend renovieren und teilweise sanieren.“
Im Mai hatte das Haus-73-Team das 150 Quadratmeter große Erdgeschoss wieder übernommen, in dem zuvor mehr als zehn Jahre lang der Galopper – eine Pizzeria und Craftbier-Bar – zu Hause war. Noch sehe man optisch keinen großen Unterschied zur Einrichtung davor, so Maier. „Im September wollen wir dann mit neuer Optik und neuem Konzept starten.“ Dieses fokussiert sich auf ein jüngeres Publikum, mit modernem Ambiente und erweitertem Getränke- und Speiseangebot.
Haus 73 in der Schanze: Feiern auf mehreren Ebenen – ohne Eintritt
Jung, cool, modern: Diese Zielgruppe wollen die Betreiber künftig ansprechen, war das Publikum zuvor doch deutlich älter. „Im Saal oben haben wir eine studentische und internationale Community aufgebaut, das möchte ich unten gerne spiegeln“, sagt Laurids Nagelmann, Bar-Chef im Haus 73. Dort können Gäste Konzerten und Poetry-Slams lauschen, selbst beim Power-Point-Karaoke performen und nach den Veranstaltungen gemeinsam feiern.
Das ursprüngliche Konzept aus den Anfangsjahren hält wieder Einzug: „Leute können wieder durch das ganze Haus umherfloaten“, sagt Maier. Heißt: Auf mehreren Ebenen zu unterschiedlicher Musik tanzen oder auf der Terrasse draußen sitzen und den Blick über das Schulterblatt schweifen lassen. „Wir fahren auch eine neue Tür-Politik“, sagt Betriebsleiter Joy Kirchhoff. So müssten größere Männergruppen erst mal draußen warten. Ziel sei es, dass sich Frauen im Haus 73 wohl und sicher fühlen.
Haus 73 in der Schanze: „Clubkultur, Alltagskultur und Hochkultur unter einem Dach“
„Das Konzept des Kulturhauses mit den unterschiedlichen Etagen und Nutzungen ist schon relativ alt, das haben wir uns 2005 ausgedacht“, so Maier. Ursprünglich sollte ein studentisches Kulturzentrum an der Uni entstehen, doch das scheiterte. 2006 wurde das Haus 73 von Maier und sechs weiteren Kulturschaffenden ohne öffentliche Fördermittel dann in der Schanze ins Leben gerufen: mit Clubs im Keller (Kleiner Donner, Chambre Basse, Chief Brody), Gastronomie im Erdgeschoss (Galopper) und verschiedenen Veranstaltungen in den oberen Etagen.
„Die Grundidee blieb dieselbe: Clubkultur, Alltagskultur und Hochkultur unter einem Dach“, so der Betreiber weiter.
Aufbau des Haus 73 am Schulterblatt:
- Keller: Club
- Erdgeschoss: Gastronomie, kleine Tanzfläche, Raucherbereich
- 1. Etage: Salon
- 2. Etage: Saal (200 Quadratmeter großer Veranstaltungsraum), Terrasse
- Schanzen-Kino (anderer Betreiber)
Seit 2013 wurden wesentliche gastronomische Teile des Hauses verpachtet, um die Belastung der Betreiber, die ursprünglich alles selbst machten, zu verringern. Beide Mietverträge endeten dieses Jahr. Für den Clubkeller gibt es bereits einen neuen Pächter, das Erdgeschoss hat das Haus-73-Team wieder selbst übernommen.
- Beliebter Club am Schulterblatt schließt nach zehn Jahren
- Veganes Café eröffnet in Schanze – Betreiber hat große Pläne
- Lärm in der Schanze: „Außengastro müsste um 20 Uhr schließen“
Schanze: Kulturhaus 73 setzt auf neues Konzept – und seine Wurzeln
„Wir sind wieder da und machen es wieder selbst“, erklärt Maier. „Die Leute sind neu, die Szene ist eine andere – und da wollen wir wieder andocken“, betont der 47-Jährige. Dabei bleibt das Kulturhaus seiner ursprünglichen Idee treu, passt sich aber den modernen Anforderungen und dem veränderten Publikum an.
Nach dem Umbau wird es morgens einen Café-Betrieb geben, am Wochenende auch mit Frühstück. „Das Haus hat dann wieder durchgängig offen, es kann Leben entstehen“, so Kirchhoff. Es sei wie „back to the roots“, ergänzt Maier. 2006 wurde das Haus während der Fußball-WM eröffnet. Auch auf die EM, die Mitte Juni startet, müssen die Gäste im Haus 73 nicht verzichten: Wie vor 18 Jahren werden Fußballspiele auf großer Leinwand gezeigt – bevor das Kulturzentrum im August erst mal seine Türen schließt.