Hamburg. Drei Entwürfe stehen zur Auswahl. Nachbarn der Trabrennbahn dürfen nun Bewertungen abgeben. Das stellen sich die Planer vor.
Europaweit wurden Stadtplaner gesucht, die den geplanten neuenQuartieren am Volkspark in Hamburg-Bahrenfeld eine Gestalt verleihen. Nun liegen drei ausgewählte Entwürfe aus den Niederlanden und Skandinavien vor, die einen Eindruck von dem vermitteln, was dort zukünftig entstehen soll.
Zu sehen sind die Vorschläge jetzt in einer Ausstellung im Infocenter Science City Hamburg Bahrenfeld, gegenüber vom neuen Viertel auf der Trabrennbahn. Interessierte und Nachbarn können und sollen sich einbringen – ein an diesem Punkt eher ungewöhnlicher Schritt.
Wohnen am Volkspark: Rund 8000 neue Bewohner für Bahrenfeld
Denn wegen des strengen Vergabeverfahrens dürfen die Entwürfe derzeit nicht veröffentlicht werden, um den Wettbewerb fair zu halten. Und doch werden sie nun einer kleinen Öffentlichkeit präsentiert – allerdings unter Sicherheitsvorkehrungen. Fotos dürfen beispielsweise nicht gemacht werden. So ungewöhnlich das klingt, so ungewöhnlich ist auch das Projekt.
Die Quartiere am Volkspark sind Teil von Hamburgs Vorzeige-Plan Nummer Eins, wenn es um die Zukunft der Stadt geht. Die Science City soll Spitzenforschung, universitäre Lehre, Wohnen und Arbeiten verbinden und zum neuen Motor im Hamburger Westen werden. Man erhofft sich Tausende neue Arbeitsplätze und erwartet rund 8000 neue Bewohner in den neuen Wohnquartieren. Angeschlossen wird das Ganze über eine neue S-Bahn-Linie.
Quartiere am Volkspark: Acht bis zehn neue Kitas im Gebiet geplant
Von den 125 Hektar, die die Science City umfasst, fallen 55 Hektar auf die jetzt überplanten Quartiere am Volkspark. 380.000 Quadratmeter Wohnfläche sollen hier entstehen, zwei neue Schulen (eine weiterführende, eine Grundschule), mehrere Uni-Gebäude für den Fachbereich Chemie, acht bis zehn Kitas, zwei neue Sportplätze, ein 2000 Quadratmeter großer Nahversorger mit Vollsortiment und Raum für Café, Gastronomie und soziale Einrichtungen. Für die Wissenschaft sind allein 124.500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche geplant.
Die ausgewählten Stadtplaner standen nun vor der Aufgabe mit den zahlreichen Anforderungen an das neue Viertel funktionierende Quartiere mit möglichst viel Lebens- und Arbeitsqualität zu schaffen. Herausgekommen ist ein grundsätzlich ähnliches Bild, das sich erst im Detail unterscheidet.
Science City Hamburg Bahrenfeld – „ein neues Stück Stadt“
So setzen die einen mehr auf städtebauliche Hochpunkte von einzelnen bis zu 20-geschossigen Gebäuden. Die anderen haben sich besonders auf die Verbindung der Grünachsen und jeweiligen Funktionsräume (Campus-Loop) konzentriert. Und die Dritten befassen sich intensiv mit dem Eingang ins Quartier, der im Bereich Ebertplatz an der Kreuzung Luruper Chaussee/Ebertallee liegen wird und städtebaulich hervorgehoben werden könnte.
„Wir erzeugen hier ein neues Stück Stadt“, erklärt Melanie Parr, Koordinatorin für die Science City Hamburg Bahrenfeld. „Aber es ist noch ein langer Weg zu gehen.“ Nach der jetzigen Beteiligung wird es eine weitere Überarbeitung der Entwürfe sowie eine weitere Gremiumsentscheidung über den Sieger geben.
Trabrennbahn: Verlängerung des Betriebs um ein Jahr wird geprüft
Voraussichtlich im Sommer steht dann fest, wer den Planungswettbewerb gewonnen hat. Dann dürfen auch endlich Visualisierungen gezeigt werden. Anschließend geht es ins Feintuning in Form einer Funktionsplanung (Anfang 2026), was in neuen Bebauungsplänen mündet. Erst dann kann die Fläche in Bauabschnitten realisiert werden – beginnend im Westen, da im Osten die Kleingärten erst weichen können, wenn der A7-Deckel fertig ist, auf den sie ziehen sollen.
Weichen muss auch die Trabrennbahn samt aller Nutzungen: Sportbetrieb, Flohmarkt, Open-Air-Bühne, Veranstaltungszelte. Der Vertrag zwischen der Stadt und dem Hamburger Trab-Zentrum als Betreiber wurde zum Ende dieses Jahres gekündigt. Allerdings: Derzeit wird laut Abendblatt-Informationen geprüft, ob nicht doch noch eine Verlängerung um eine weitere Saison möglich ist. Dann könnten hier auch 2025 Musikbands auftreten, der große Flohmarkt sowie die Veranstaltungsformate bleiben.
Science City: Planungen ein Jahr im Verzug wegen Bahngutachten
Grund für die Option: Es gibt einen zeitlichen Verzug wegen der Prüfungen und weiteren Gutachten für die S-Bahn-Trasse. Wie berichtet, musste geprüft werden, inwieweit Erschütterungen durch den Bahnverkehr Auswirkungen auf die sehr empfindliche Forschung am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) und die Universität Hamburg haben könnten. Doch nun liegt das Gutachten vor, die dadurch verzögerte Planung kann laut Melanie Parr weitergehen.
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Konkrete Planungen gibt es auch für eine Veranstaltung am 1. Juni. Erstmals soll der Science City Day in Anlehnung an das Format „Nacht des Wissens“ organisiert werden. Die Idee dahinter: Die zahlreichen Forschungseinrichtungen öffnen für Besucher ihre Türen, stellen sich und die Zukunftspläne vor. Auch die beliebten Führungen durch die Desy-Forschungstunnel sollen möglich sein. Damit auch Familien mit Kindern teilnehmen können, wird der Science City Day von 11 bis 18 Uhr gehen.
Der Plan ist, daraus ein regelmäßiges Format zu entwickeln. Projektkoordinatorin Parr: „Wir wollen damit die Science City der Öffentlichkeit näher bringen und erfahrbar machen.“
Die Ausstellung der Entwürfe ist im Infocenter Science City Hamburg Bahrenfeld (Albert-Einstein-Ring 8–10) am Donnerstag (15. Februar), ab 18 Uhr geöffnet. Weitere Öffnungszeiten: 16. Februar, 15 bis 19 Uhr; 17. und 18. Februar, jeweils 11 bis 16 Uhr.