Hamburg. Seit Jahrzehnten erinnert nur noch ein Graben an das Gewässer, das einst die Elbvororte durchquerte. Was Anwohner jetzt vermuten.
Wer in diesen Tagen die Walderseestraße in Hamburg-Othmarschen passiert, wird – in vielen Fällen vielleicht sogar unbemerkt – Zeuge eines kleinen Wunders. Denn seit einigen Wochen sieht es so aus, als würde den Graben in der Mittelinsel wieder ein Bach durchlaufen, der als längst verschwunden galt: die Teufelsbek.
„Das Gewässer entsprang einst nahe dem Bahrenfelder Zentrum und mündete nach seinem Verlauf über die heutige A7 und an der Walderseestraße entlang in die Flottbek und von dort in die Elbe“, erklärt Christoph Beilfuß, Schatzmeister des Archivs Flottbek-Othmarschen, auf Anfrage. Wann genau der kleine Bach vollständig verschwand, ist unklar, „spätestens jedoch mit dem Bau der Autobahn“, so Beilfuß.
Hamburg-Othmarschen: „Gab es noch nie“ – Teufelsbek führt wieder Wasser
Umso größer ist jetzt die Überraschung über den wieder mit Wasser gefüllten Graben. Schon rund um Weihnachten hatten Anwohner den steigenden Wasserspiegel bemerkt. „Eine Weihnachtsüberraschung“, schreibt ein Abendblatt-Leser beispielsweise über das scheinbare Wiederauftauchen des Bachs, der seinen Namen von der Mündung in die Elbe bei Teufelsbrück haben soll.
Selbst Hobbyhistoriker Beilfuß kann nicht recht fassen, dass dort, wo die Teufelsbek entlangführte, nun das gleiche Bild wie vor vielen Jahrzehnten zu sehen ist. „Den Bach gab es faktisch nicht mehr. Dass in dem damals zerstörten Bachbett jetzt wieder so viel Wasser steht, gab es noch nie“, sagt der Othmarschener, der mit seiner Frau nur einige Hundert Meter entfernt wohnt.
Regen in Hamburg: Überschwemmungsgefahr besteht in Othmarschen nicht
Man müsse aber jetzt erst mal beobachten, wie sich der Wasserstand entwickelt, sagt Beilfuß und wirft ein: „Es könnte nämlich auch sein, dass die Keller der angrenzenden Häuser volllaufen.“ Mike Schlink, Sprecher vom Bezirksamt Altona, gibt in dieser Hinsicht Entwarnung: „Von einer Überschwemmungsgefahr für die Walderseestraße ist derzeit nicht auszugehen.“
Allerdings nimmt Schlink auch die Illusion, der längst versiegte Bach könnte nun wieder zum Leben erweckt sein. „Die Grabensenke im Mittelstreifen der Walderseestraße zwischen A7 und Reventlowstraße füllt sich bei Starkregenereignissen und auch nach längeren Regenperioden zeitweilig mit Wasser, welches dann dort eine Weile stehen bleibt, um anschließend örtlich zu versickern beziehungsweise über Abläufe und eine Drainageleitung in der Fläche dem Mischsielsystem von Hamburg Wasser im südlichen Abschnitt der Walderseestraße zugeführt zu werden“, erklärt der Sprecher.
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Aktuell müsse aber überprüft werden, ob es in der Grünfläche zu Verstopfungen an Ablauf und Leitungen gekommen ist und das Wasser damit am Ablaufen gehindert werde, so Schlink weiter.
Hamburg-Othmarschen: Die Teufelsbek kommt wohl nicht auf Dauer zurück
Und noch etwas klärt der Altonaer Bezirksamtssprecher auf: „Das Wasser der bei Ortskundigen bekannten ehemaligen Teufelsbek läuft jedoch nicht mehr in diesem Graben. Die Teufelsbek wurde verrohrt, und das eventuell noch dem Bach zuzurechnende Wasser wird von Ost nach West nach Querung der A7 in der Walderseestraße durch die Sielleitung von Hamburg Wasser Richtung Jenischpark weitergeleitet.“
Auch wenn das Bild vor Ort also manch einen an eine längst vergangene Zeit erinnern mag: Zurückkommen wird die Teufelsbek wohl nicht mehr.