Hamburg. Seit Monaten müssen in der Asklepios Klinik Altona immer wieder Operationen verschoben werden. Nun spitzt sich das Problem zu.

Das Problem mit fehlendem OP-Besteck an der Asklepios Klinik Altona weitet sich aus. Seit mittlerweile rund einem Jahr müssen immer wieder Operationen abgesagt werden. Wie das Abendblatt nun aus Mitarbeiterkreisen erfuhr, wurden jetzt sogar ganze OP-Säle an einzelnen Tagen geschlossen – nicht nur einer, sondern gleich mehrere, heißt es.

Dazu hat sich die Klinik in dieser Woche bereits zweimal – am Mittwoch und Donnerstag – aus der Notfallversorgung abgemeldet, so eine Person, die dem Abendblatt bekannt ist, ihren Namen aber nicht preisgeben möchte. Das bedeutet: Die Notärzte durften die Asklepios Klinik Altona mit Notfällen, die operiert werden mussten, nicht anfahren. Das betraf unter anderem die Bereiche Unfallchirurgie, Bauchchirurgie, Gynäkologie und die HNO-Abteilung.

OP-Besteck fehlt – Asklepios Klinik Altona meldet Säle bei Leitzentrale ab

Die Feuerwehr Hamburg bestätigt die Abmeldung der OP-Säle bei der Leitzentrale für die beiden Tage. Auch die Gesundheitsbehörde kennt den Vorfall. „Am Mittwoch gab es laut Angaben des AK Altona gegenüber der Leitstelle der Feuerwehr zeitweilig einen ‚technischen Ausfall OP-Betriebskomponente‘ mit entsprechenden Einschränkungen im OP-Betrieb, ohne dass dies die Geburtshilfe beeinträchtigt hätte“, sagt Wolfgang Arnhold, Sprecher der zuständigen Sozialbehörde.

Bei Asklepios sind die Probleme mit dem OP-Besteck bekannt. „Der Grund ist neben einem bestehenden Fachkräftemangel ein derzeit deutlich erhöhter Krankenstand bei der für die Sterilgutversorgung in Altona zuständigen Tochtergesellschaft, der die Situation derzeit deutlich verschärft“, sagt Asklepios-Sprecher Rune Hoffmann dem Abendblatt.

OP-Besteck: Asklepios versucht, neues Personal für Sterilisation einzustellen

Seit einiger Zeit versuche die zuständige Tochtergesellschaft, zusätzliches Personal einzustellen. Bisher jedoch mit wenig Erfolg, weil „dieses nicht so leicht zu finden ist“. Hoffmann sagt weiter: „Wir haben dann keine andere Wahl, als eine OP kurzfristig zu verschieben – auch im Sinne der Sicherheit unserer Patienten.“

Zusätzlich, so berichtet Hoffmann, sei ein Operationsbetrieb sehr komplex und damit störungsanfällig. „So kann es beispielsweise vorkommen, dass ein Patient oder eine Patientin nicht zum geplanten Operationstermin erscheint – oder nicht nüchtern ist und die Operation deshalb verschoben werden muss. Auch ein unerwarteter Notfall, den der Rettungsdienst einliefert, kann den OP-Plan verändern.“

Asklepios Klinik Altona wird besonders oft in Notfällen angefahren

Gerade die Asklepios Klinik Altona als Maximalversorger werde überdurchschnittlich oft vom Rettungsdienst angefahren, so der Sprecher. „Das bringt unsere OP-Pläne immer wieder durcheinander.“

Man bedauere die Probleme, betont Hoffmann. „Wir wissen, dass es sehr schwierig ist, wenn man sich mental und emotional auf eine Operation eingestellt hat und diese dann verschoben wird. Und das tut uns sehr leid. Jede Abteilung ist sehr bemüht, immer einen Ersatztermin zu finden und dies durch eine enge persönliche Betreuung durch den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin sicherzustellen.“

Krankenhaus in Altona besonders von fehlendem OP-Besteck betroffen

Mit fehlendem OP-Besteck scheint derzeit vor allem die Klinik in Altona zu kämpfen. „Von anderen Häusern oder Trägern haben wir keine diesbezüglichen Informationen“, heißt es vonseiten der Sozialbehörde

Noch gebe es allerdings keinen Anlass einzuschreiten. „Die Behörde würde sich dann einschalten, wenn die gesundheitliche Versorgung in Hamburg gefährdet wäre, das Wohl von Patientinnen und Patienten auf dem Spiel stehen würde oder ein Krankenhaus längere Zeit seinem Versorgungsauftrag gemäß dem Krankenhausplan nicht nachkommt. Dies ist aber aktuell nicht der Fall.“

Krankenhaus-Mitarbeiterin: „Zustände sind unhaltbar“

Bei den Mitarbeitern der Klinik herrscht mittlerweile allerdings Frust. „Es geht hier ja nicht nur um die Planung, die Menschen rund um eine Operation vorgenommen haben“, sagt die Mitarbeiterin. „Bei einigen Menschen macht es einen eklatanten Unterschied für die Heilungschancen, wenn der Eingriff zu weit nach hinten geschoben wird.“

Das lasse immer mehr Kolleginnen und Kollegen ratlos zurück. „Ganz zu schweigen davon, dass wir alle die zu Recht verunsicherten Menschen immer wieder enttäuschen müssen.“

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Sie und andere Mitarbeiter fordern nun, dass endlich etwas passiert. Ärzte und Personal hätten bereits viele Beschwerdebriefe geschrieben – ohne Erfolg. Auch nach einem Wechsel in der Leitung der Sterilisationsabteilung habe sich bis heute wenig gebessert. „Es muss sich endlich etwas ändern“, so die Mitarbeiterin. „Diese Zustände sind unhaltbar.“