Hamburg. In Altonas „Straße der Zukunft“ reihen sich die Bauprojekte aneinander. Wie teuer diese sind und wann sich die Verkehrslage entspannt.
Gestern Prachtstraße, morgen „Straße der Zukunft“ – doch heute für viele noch einer der unattraktivsten Straßenzüge der Stadt. So ließe sich die momentane Situation rund um die Königstraße in Hamburg-Altona beschreiben. Wohl kaum eine andere Straße in Hamburg vereint aktuell derart viele Bauprojekte wie die wichtige Ost-West-Achse zwischen Reeperbahn und Max-Brauer-Allee.
Während die jeweils auf der Südseite gelegenen Baustellen für den Schulcampus Struenseestraße sowie das Trinitatis-Quartier schon länger das Bild der 1,2 Kilometer langen Königstraße prägen, geht es inzwischen auch der Fahrbahn selbst „an den Kragen“. Dazu kommen Arbeiten am Grünzug Altona und eine Sperrung der angrenzenden Querverbindung Kirchenstraße.
Hamburg-Altona: Königstraße wird zur „Straße der Zukunft“
Es handelt sich also nicht etwa um die „dritte Zerstörung“ Altonas, wie böse Zungen bereits behaupten, sondern um eine langfristige Steigerung der Attraktivität. Insgesamt werden in den kommenden Jahren rund um die Königstraße nach derzeitigem Stand rund 160 Millionen Euro verbaut. Das Abendblatt gibt einen Überblick über die einzelnen Projekte.
Das infrastrukturell größte Vorhaben betrifft die Königstraße selbst. Dort wird seit Anfang Oktober kräftig gebuddelt und gebaut. Noch bis Ende Februar ist die Königstraße in Richtung Reeperbahn zwischen Max-Brauer-Allee und Kirchenstraße bis auf den Gehweg komplett gesperrt. Bis dahin gilt in die entgegengesetzte Richtung weiter eine Einbahnstraßenregelung, auch Busse werden umgeleitet.
Unter dem programmatischen Titel „Straße der Zukunft“ entsteht hier nicht nur ein Teil der vom Rathaus über Landungsbrücken und Fischmarkt bis zum Bahnhof Altona führenden Veloroute 12, sondern auch eine sogenannte blau-grüne Infrastruktur.
Königstraße in Hamburg-Altona: Ausgeklügeltes Wassersystem trifft auf Pflanzgruben
Heißt: Es gibt sowohl 30 neue Bäume als auch ein ausgeklügeltes Wassersystem, das Regenwasser effizient nutzt. Dieses soll von Dächern statt ins Siel gezielt in Pflanzgruben (Baumrigolen) geleitet werden, um somit die Straßenbäume mit Wasser zu versorgen, die Verdunstungsrate zu erhöhen und vor Starkregenereignissen zu schützen.
Neben Grünstreifen und Bäumen werden außerdem jeweils 2,50 Meter breite und durch einen Bordstein geschützte Radfahrstreifen sowie barrierefreie Bushaltestellen eingeplant. Die mindestens 2,65 Meter breiten Gehwege werden saniert. Rund 140 neue Fahrradstellplätze sollen entlang der Königstraße entstehen, dafür müssen voraussichtlich bis zu 70 Parkplätze wegfallen.
Baustelle Königstraße
- Kosten: 12 Millionen Euro
- Geplante Fertigstellung: Juni 2024
Die Arbeiten liegen im Soll, trotz des zwischenzeitlichen Wintereinbruchs hält der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) am Fahrplan mit der kompletten Wiederfreigabe für den Verkehr im Juni fest. Das endgültige Ende der Bauarbeiten unter anderem mit Einsetzen von Trenninseln zwischen Fahrbahn und Radweg ist für November 2024 vorgesehen.
Baustelle Königstraße in Altona: ADFC begrüßt Maßnahmen für Radwege
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) begrüßt die Maßnahmen, mit der die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende weiter zum Umstieg aufs Rad bewegen möchte. „Das ist eine klare Verbesserung zur bisherigen Situation“, sagt ADFC-Sprecher Dirk Lau. Lediglich an der aus seiner Sicht unzureichenden Umleitungsausschilderung übt der ADFC leichte Kritik.
Ohnehin haben es Radfahrer aus dem Westen kommend momentan nicht leicht, im näheren Umkreis wird auch noch in der Palmaille und der Max-Brauer-Allee gebaut. Dort ist es Fahrrädern derzeit untersagt, die Straße mitzunutzen. Der LSBG weist auf Umleitungen über Ehrenbergstraße/Mörkenstraße (Richtung Reeperbahn) sowie über Mörkenstraße /Virchowstraße/Große Bergstraße (Richtung Bahnhof Altona) hin.
Hamburg-Altona: Campus Struenseestraße soll 2025 eröffnen
Auch im südwestlichen Teil an der Königstraße beherrschen Baufahrzeuge und Kräne das Bild. Dort entstehen auf einer Fläche von 28.500 Quadratmetern drei Schulen und ein Jugendclub. Unter dem Namen Campus Struenseestraße sollen am Struensee-Gymnasium, am Deutsch-Französischen Gymnasium sowie an der Ganztagsschule An der Elbe künftig mehr als 2000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden.
Nach Angaben des Bauherrn Schulbau Hamburg (SBH) kommt es durch die winterlichen Schlechtwetterbedingungen zwar zu leichten Abweichungen. Dennoch laufen die Bauarbeiten nach Plan, sodass die anvisierte Einweihung der drei Lernanstalten zum Schuljahr 2025/26 weiterhin realistisch erscheint.
Baustelle Struensee-Campus
- Kosten: 100 Millionen Euro
- Geplante Fertigstellung: Mitte 2025
Grundschule und Gymnasium an der Königstraße: Arbeit am Rohbau startet bald
Bislang wurden auf dem Areal unterirdische Rigolenkörper zur Oberflächenentwässerung eingebaut und Gründungsarbeiten einschließlich Pfahlgründungen an den Gebäuden der Grundschule und der Gymnasien vorgenommen. Als Nächstes werden nun die jeweiligen Rohbauten bis zum ersten Obergeschoss hochgezogen.
In die Quere kommen sich die Bauarbeiter übrigens nicht – SBH und LSBG haben ihre jeweiligen Maßnahmen eng miteinander abgestimmt.
Trinitatis-Quartier mit Anbindung an die Veloroute
Dies gilt auch für die Arbeiten am Trinitatis-Quartier östlich der Kirchenstraße, die ebenfalls voll im Zeitplan liegen. „Wir gehen davon aus, spätestens Ende 2025 ein großes Einweihungsfest zu feiern“, sagt Jessica Kratt vom Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein, der rund um die Kirche St. Trinitatis fünf neue Gebäude baut – darunter ein Café, eine Kita und geförderte Wohnungen für Obdachlose.
Vor allem die Straßenarbeiten habe die Stadt mit allen Beteiligten eng abgesprochen. „Wir freuen uns, dass das Trinitatis-Quartier durch den Straßenumbau noch besser in den Stadtteil integriert wird und zukünftig eine verbesserte Fahrradanbindung mit direktem Zugang zur Veloroute erhält“, sagt Kratt.
Bauarbeiten Trinitatis-Quartier
- Kosten: 35 Millionen Euro (Trinitatis-Quartier), 5,5 Millionen Euro (Kirche)
- Geplante Fertigstellung: Ende 2025 (Trinitatis-Quartier), 2029 (Kirche)
An der Kirche im Zentrum des Quartiers wird derweil noch länger gearbeitet. Für die Sanierung des Gotteshauses laufen derzeit die Abstimmungen mit den Behörden, im kommenden Jahr sollen die Ausschreibungen folgen. Voraussichtlich 2029 wird die Hauptkirche St. Trinitatis dann endgültig in neuem Glanz erstrahlen.
Hamburg-Altona: Kirchenstraße wird zur Fahrradstraße
Auch die an das Trinitatis-Quartier grenzende Kirchenstraße ist Teil der Veloroute 12. Aus drei Varianten einer Machbarkeitsstudie wurde für die 300 Meter lange Strecke zwischen Königstraße und Breite Straße der Umbau zu einer Fahrradstraße inklusive einer Geschwindigkeitsreduzierung für Autofahrer von Tempo 50 auf 30 beschlossen.
Für Radfahrer werden beidseitig 75 Zentimeter breite Sicherheitstrennstreifen erstellt. An der Königstraße, Amundsenstraße und Breite Straße wird die Radfahrbahn rot markiert. Die Parkplätze sowie der Baumbestand sollen erhalten bleiben.
Baustelle Kirchenstraße
- Kosten: 425.000 Euro
- Geplante Fertigstellung: Bis Weihnachten 2023
Mitte November wurden die Arbeiten gestartet, der ursprüngliche Fertigstellungstermin 6. Dezember konnte jedoch witterungsbedingt nicht gehalten werden. Nun will der LSBG die Kirchenstraße aber möglichst noch vor Weihnachten wieder für den Verkehr freigeben. Der Kreuzungsbereich Königstraße soll schließlich bis Ende 2024 endgültig fertiggestellt sein.
Baustellen in Hamburg: Grünzug Neu-Altona wird aufgewertet
Über die Königstraße und am Trinitatis-Quartier entlang führt der Grünzug Neu-Altona, der sich auf einer Länge von 1,8 Kilometern vom S-Bahnhof Holstenstraße bis zum Fischmarkt zieht. Aufgewertet, respektive neu gebaut, hat das Bezirksamt auf dieser Linie zuletzt den Kapitän-Schröder-Park, den Spielplatz Unzestraße, die Veranstaltungsfläche an der Schomburgstraße und den Bauspielplatz Hexenberg an der Königstraße.
Bis zum Frühjahr wird noch im Walter-Möller-Park südlich der Louise-Schroeder-Straße gebaut. Bis Ende des Jahres soll außerdem der Abriss des bisherigen Gebäudes des Bauspielplatzes Hexenberg am alten Standort an der Königstraße 11a zwischen der Aral-Tankstelle und dem Trinitatis-Quartier abgeschlossen sein.
Baustelle Grünzug Neu-Altona
- Kosten: 4,9 Millionen Euro
- Geplante Fertigstellung: 2. Quartal 2024
Die Gesamtkosten für den Grünzug belaufen sich auf rund 2,9 Millionen Euro. Hinzu kommen Kosten für die Spielplätze in Höhe von rund 800.000 Euro sowie für die Gebäude in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro. Übrigens: Im Rahmen der Neugestaltung des Grünzugs wird auch der Gehweg im Bereich des Jüdischen Friedhofs an die Fahrbahn verlegt. Diese wird dafür wiederum nach Süden „verschwenkt“.