Hamburg. Die beliebte Skulptur steht nicht mehr an ihrem Platz. Gestohlen wurden die Krabbler diesmal aber nicht. Wo sie zu finden sind.
An der Elbchaussee/Ecke Liebermannstraße gibt es zwei kleine possierliche Tierchen, die sich seit Jahren großer Beliebtheit erfreuen: Die Ameisen von Altona, denen der Schriftsteller JoachimRingelnatz einst ein Gedicht gewidmet hatte. Kita-Kinder haben den kunstvollen Insekten schon Schals gestrickt, damit sie nicht frieren. Manchem Spaziergänger zauberten sie ein Lächeln ins Gesicht. Doch nun sind sie weg.
Bekanntlich sind die Ameisen aus dem Gedicht von Ringelnatz reiselustig. Hat es sie nun endgültig nach Australien verschlagen?
Elbchaussee Hamburg: Ringelnatz-Ameisen nicht gestohlen, nur umgezogen
Zur Erinnerung: In den Ringelnatz-Versen, denen das Kunstwerk ein Denkmal setzt, heißt es: „In Hamburg lebten zwei Ameisen, die wollten nach Australien reisen. Bei Altona auf der Chaussee, da taten ihnen die Beine weh, und da verzichteten sie weise dann auf den letzten Teil der Reise. So will man oft und kann doch nicht und leistet dann recht gern Verzicht.“
Oder wurden die Krabbler erneut gestohlen? Die Alfred Töpfer Stiftung, die die Skulptur 2014 der Stadt schenkte, kann Entwarnung geben. Das Kunstwerk ist diesmal nicht in die Hände von Dieben gelangt. „Sie sind umgezogen“, erklärt Pressesprecherin Greta Schlünz auf Abendblatt-Anfrage. Wirklich weit weg ist ihr neues Zuhause nicht.
Ameisen von Hamburg-Altona: Ihre neue Adresse lautet Elbchaussee 195a
In einer Mauer eingelassen findet sich die Skulptur auf Höhe der Elbchaussee 195a. Dort ist auch das Gästehaus der Alfred Töpfer Stiftung. Dieses wurde laut Schlünz aufwendig saniert – und in diesem Zusammenhang auch die Mauer, die das Haus umschließt. Man entschloss sich für die viel beachteten Ameisen, die leider auch schon oft in der Vergangenheit beschädigt und gestohlen wurden, einen neuen Platz zu schaffen.
In einem Vorsprung eingelassen befindet sich jetzt die Skulptur, die auch eine Beleuchtung erhalten hat sowie ein Schild, auf dem die Verse von Ringelnatz nachzulesen sind. „Wir hoffen, dass die Hemmschwelle größer ist, die Ameisen an diesem Ort zu beschädigen“, sagt Schlünz. Denn insgesamt wurden die Ameisen siebenmal beschädigt (dreimal davon gestohlen).
Umzug der Ameisen hat nichts mit Umbau der Hamburger Elbchaussee zu tun
Die Stiftung setzte auch schon eine Belohnung in Form einer versprochenen Spende an die Obdachlosenhilfe für sachdienliche Hinweise aus. „Leider hat sich niemand gemeldet“, so Schlünz. Die Kosten der Schäden beziffert sie auf eine fünfstellige Summe. Trotzdem habe man nie darüber nachgedacht, das Kunstwerk nicht zu ersetzen und zu reparieren, betont die Sprecherin.
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Denn eines stellt die Stiftung seit der Errichtung des Kunstwerks vor neun Jahren fest: „Die Ringelnatz-Ameisen erfreuen sich großer Beliebtheit.“ Mit dieser Resonanz auf allen Ebenen habe man nie gerechnet, als man damals den norddeutschen Künstler Peter Schröder mit der Skulptur beauftragte und das Werk dann im öffentlichen Raum verankerte.
Auch der Umzug der Ameisen bewegt die Hamburger. „Uns haben einige Nachfragen erreicht“, bestätigt Schlünz. Dass der Umzug mit dem Umbau der Elbchaussee zu tun habe, wie einige vermuten, sei jedoch falsch.