Lüneburg. Täter legten 100 Kilogramm schwere Skulptur am Rathaus ab. Polizei stellt Spuren grober Gewalt fest. Was nun mit der Sau passiert.
Erst im Juni wurde die Salzsau in der Lüneburger Fußgängerzone aufgestellt, jetzt ist die Bronzefigur Opfer einer gewaltsamen Entführung geworden. Unbekannte Täter haben die Salzsau offenbar mit schwerem Werkzeug aus ihrem Sockel vor dem Karstadt-Gebäude gebrochen. Dann schleppten sie die rund 100 Kilogramm schwere Skulptur zum nahe gelegenen Lüneburger Rathaus und legten sie dort ab.
Aufgebrochene Hufe und Einkerbungen auf dem Granitsockel: Das sind die Spuren der Gewalteinwirkung, die die zuständigen Polizisten nach der Tat an der Salzsau feststellten. Die massive Statue wurde nach ersten Erkenntnissen am frühen Sonntagmorgen in der Großen Bäckerstraße gewaltsam demontiert. Noch befindet sich die Figur bei der Polizei, doch die Stadt will Lüneburgs neuzeitliche Salzsau schnellstmöglich wieder aufstellen.
Täter nutzten wohl ein Brecheisen, um Lüneburger Salzsau zu entführen
Die Figur erinnert daran, dass einst das Salz die Stadt Lüneburg reich gemacht hatte. Der Legende nach stießen die Stadtbewohner auf das „weiße Gold“, nachdem Jäger an den Borsten einer erlegten Wildsau, die sich in einem salzigen Tümpel gesuhlt hatte, die weißen Salzkristalle entdeckt hatten. Erst im Juli dieses Jahres war die bronzene Salzsau aufgestellt worden.
Jörg-Dieter Silex, Bereichsleiter für Straßen- und Brückenbau bei der Stadt, hatte sich mit seinem Team um die Installation gekümmert. „Ich war ganz geschockt, als mich die Nachricht erreicht hat“, sagt er. Nach einem ersten Blick auf die beschädigte Figur stellte er fest: „Es sieht so aus, als sei die Verankerung aus den Gewindeeinsätzen der Hufe herausgerissen worden. Meiner Einschätzung nach muss die Salzsau mit einem Brecheisen herausgehebelt worden sein. Das würde auch die Spuren am Granitstein erklären.“
Lüneburger Bürger hatten Spenden für die Salzsau gesammelt
Die Tat macht auch Martin Aude von Old Table Lüneburg „sprachlos und fassungslos“. Die Mitglieder des Service-Clubs hatten gemeinsam mit dem Round Table 70 Lüneburg Geld gesammelt und die Figur an die Stadt gespendet. Seit der Installation ist sie eine kleine Attraktion bei den Passanten in der Fußgängerstraße.
„Wir hatten den Eindruck, dass die Sau bei der Lüneburger Bevölkerung sehr gut ankommt“, sagt Aude. „Umso unverständlicher ist es, dass mit so viel Gewalt Hand angelegt wurde. Was treibt einen Menschen, so etwas zu tun? Wir hoffen, dass die Sau schnell wieder aufgestellt wird.“
- Was läuft in Lüneburg besser als in anderen Städten?
- Vandalismus in Lüneburg: Besuch zeigt, wie zerstörte Bäume Waldspaziergänger gefährden
- Vandalismus in Winsen: Fast neue Spielgeräte zerstört – Stadt bittet um Hinweise
Die Stadt Lüneburg will die Salzsau so bald wie möglich wieder an ihren festen Standort zurückführen. Sobald die Figur von der Polizei freigegeben sei, werde man sie abholen und eine Schadensanalyse vornehmen, kündigt Silex an. Er geht allerdings davon aus, dass die Reparatur einige Wochen dauern wird. Denn das Einzelstück ist aus einem besonderen Material.
Lüneburger Salzsau aus Bronze soll künftig besser vor Vandalismus geschützt sein
„Da es sich hier um Bronze handelt, ist die Zahl der Betriebe, die die Reparatur überhaupt durchführen kann, begrenzt“, sagt der Stadtmitarbeiter. Bei der erneuten Montage der Salzsau werde die Stadt versuchen, mögliche Schwachstellen zu beseitigen. So sollen erneute Entführungen und Beschädigungen, die zum Beispiel auch die Luna-Figur am Marktplatz-Brunnen wiederholt getroffen hatten, so gut wie möglich verhindert werden. Er sagt aber auch: „Vor grobem Vandalismus wird man die Statue nie zu hundert Prozent schützen können.“