Hamburg. Umstrittener Investor will Areal plötzlich doch abgeben. Die Saga bekräftigt ihr Interesse – gemeinsam mit einem privatem Entwickler.

Eigentlich sollten auf dem Holsten-Areal in Altona längst 1300 Wohnungen stehen, dazu Kitas, Gewerbebetriebe und vieles mehr. Doch seit dem Verkauf des 8,6 Hektar großen Areals durch die Holsten-Brauerei 2016 ist das Filetgrundstück nur zu einem immer teureren Spekulationsobjekt verkommen, auf dem bis auf ein paar Abrissarbeiten gar nichts passierte.

Doch nun kommt endlich Bewegung in die festgefahrene Angelegenheit. Die Adler Group, deren Tochter Consus das Areal entwickeln sollte, hat das Holsten-Quartier auf eine Liste mit bundesweit 22 Objekten gesetzt, von denen man sich trennen möchte – aus Hamburg steht auch noch das Parkhaus am Weg beim Jäger nahe dem Flughafen auf der Liste. Flankiert wird die Auflistung von einer Mitteilung, wonach Adler sich künftig vor allem auf Berlin konzentrieren wolle.

Adler setzt Holsten-Quartier auf Verkaufsliste – Saga meldet Interesse an

Auf Nachfrage des Abendblatts zu den Plänen mit dem Holstenquartier hielt sich das finanziell angeschlagene Unternehmen zwar noch bedeckt. „Der Restrukturierungsplan sieht die aktive Veräußerung ausgewählter Portfolios und von Projektentwicklungen jenseits derjenigen Projekte vor, deren Verkauf bereits geplant oder fest vereinbart ist“, hieß es. Zu einzelnen Projekten nehme man keine Stellung.

Interessant daran ist, was Adler damit erstmals nicht mehr betont hat – nämlich, das Holsten-Areal selbst entwickeln zu wollen. Noch im März hatte ein Sprecher auf Abendblatt-Anfrage mitgeteilt, man habe weiter „ein großes Interesse, dieses Projekt für alle Beteiligten zu einem guten Ergebnis zu führen und so den Wohnraum zu schaffen, wie er in der Region Hamburg dringend benötigt wird“.

Stadtentwicklungssenatorin Pein: „Gute Neuigkeiten zur Zukunft des Holstenareals“

Der offensichtliche Kurswechsel wurde auf städtischer Seite umgehend begrüßt. Das Holsten Areal stehe ja nun offiziell zum Verkauf, teilte das stadteigene Wohnungsunternehmen Saga mit und bekräftigte sein Interesse daran: „Die Saga Unternehmensgruppe und Quantum hatten Ende Juni 2022 ihr Interesse bekundet, dieses gemeinsam zu erwerben. Das Angebot steht weiterhin. Wir sind unverändert zuversichtlich, durch den Ankauf und die Entwicklung dieses für die Stadt bedeutenden Areals in bewährter Partnerschaft unseren Beitrag zu leisten.“

Auch Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD), qua Amt oberste Aufseherin der Saga, äußerte sich auf Abendblatt-Anfrage zuversichtlich: „Das sind gute Neuigkeiten zur Zukunft des Holstenareals. Ganz offenbar kommt nun wieder Bewegung in den Prozess. Wir freuen uns sehr über das Engagement der beiden Partner SAGA und Quantum.“

Preis für das Holsten-Areal stieg von 150 auf 340 Millionen Euro

Quantum ist ein privater Hamburger Projektentwickler, der auf städtischer Seite offensichtlich mehr Vertrauen genießt als die bisherigen Inhaber des Holsten-Areals. Weil sich dort nichts tat, außer dass mehrfach der Besitzer wechselte, hatte das Bezirksamt Altona vergangenes Jahr die Reißleine gezogen und von Consus / Adler einen Finanzierungsnachweis gefordert – ohne diesen werde es keine Baugenehmigung geben.

Da dieser Nachweis bis heute nicht erbracht wurde, waren parallel die Stimmen lauter geworden, dem ungeliebten Investor das Objekt abzukaufen – was dieser jedoch ablehnte. Eine Hürde war dabei die Wertentwicklung: Die Holsten-Brauerei hatte das Areal einst für 150 Millionen Euro verkauft, doch bei Consus soll es zuletzt mit 340 Millionen in den Büchern gestanden haben – so viel will die Stadt kaum dafür bezahlen.

SPD Altona begrüßt möglichen Ankauf – aber nicht um jeden Preis

„Wir freuen uns, dass endlich Bewegung in eines der wichtigsten Altonaer Zukunftsprojekte kommt“, sagte Sören Platten, Kreisvorsitzender der SPD Altona. „Der von Adler verursachte Stillstand der letzten Jahre war in keiner Weise akzeptabel.“

Das Interesse der Saga begrüße er: „Klar ist allerdings auch, dass am Ende ein akzeptabler Preis aufgerufen werden muss, damit sich die öffentliche Hand beim Holstenareal engagieren kann.“