Dénia/Hamburg. Coco Collmann und Michael Lutz sind von Othmarschen an die Costa Blanca gezogen – und bieten ein Zuhause auf Zeit am Mittelmeer.
Hinter ihrem Haus liegt der 753 Meter hohe Berg Montgó, davor erstreckt sich das Blau des spanischen Mittelmeers. Meerblick und Bergpanorama statt Elbe und Alster: Coco Collmann aus dem Bezirk Hamburg-Altona hat ihre Wohnung in Othmarschen aufgegeben und ist mit ihrem Mann Michael Lutz an die Costa Blanca ausgewandert. Das Schöne: Jeder kann sie dort besuchen und in ihrem Haus mit Pool arbeiten.
Wie soll man sich denn bei diesem Panorama bloß auf die Arbeit konzentrieren? Ja, der Blick über den Pool hinaus aufs Meer ist atemberaubend schön. „Aber auch in spanischen Urlaubsorten müssen die Menschen ja arbeiten“, sagt Coco Collmann beim Videogespräch und lacht. Sie selbst ist ja seit Dezember auch in dieser wunderschönen Umgebung am Rande des Naturparks Montgó zwischen Valencia und Alicante schwer beschäftigt.
Hamburger Paar eröffnet Gästehaus in Spanien – ein Ort für New Work
Beschäftigt damit, das 43 Jahre alte Haus zu einem Gästehaus umzubauen, zu einem Ort für New Work, zu einem Ort für modernes Arbeiten. Denn die 39-Jährige möchte, dass noch viele andere Menschen ihre Büros oder ihr Homeoffice gegen einen Arbeitsplatz im Süden tauschen – vielleicht nicht gleich für immer so wie sie und ihr Mann samt Englischer Bulldogge Bosse, aber doch für Wochen oder Monate.
Denn als sie das 317 Quadratmeter große Haus auf dem 1200 Quadratmeter großen Grundstück erworben haben, hatten die beiden Hamburger einen Plan: Sie möchten das Haus mit den sechs Zimmern, das sie liebevoll „Castillito“ (heißt so viel wie Schlösschen) nennen, als Gästehaus führen – für Menschen, die digital von überall aus auf der Welt arbeiten wollen.
Co-Living und Co-Working an der Costa Blanca bieten sie dort an, ab dem 18. Oktober geht es offiziell los. Auch auf Instagram erfahren Interessierte viel über das Projekt. Bis Mitte Oktober werden unter anderem noch eine Outdoorküche am Pool und weitere Badezimmer gebaut, Zimmer werden renoviert – eines davon liegt besonders herrschaftlich im Obergeschoss mit eigener Dachterrasse und Meerblick.
Co-Working und -Living in Spanien – mit Pool und Outdoorküche
Das Konzept: „Wir möchten hier gemeinsam mit Menschen leben, die digital arbeiten und gleichzeitig auch in der Sonne leben möchten“, sagt Coco, die in Hamburg unter anderem eine Agentur für Design und Konzeption führt und diese mobil von Spanien aus weiterbetreibt.
Das Haus mit der großen Gemeinschaftsküche und dem Wohnbereich, dem vier mal acht Meter großen Pool, der späteren Outdoorküche und Bar soll ein Begegnungsort sein und eine Plattform bieten für Austauschmöglichkeiten abseits der Arbeit, so die Vision der beiden.
Co-Working in Spanien: Preise zwischen 60 und 95 Euro pro Nacht
Die Preise für die Zimmer, die Oleander, Agave oder Almendra heißen, liegen je nach Aufenthaltsdauer und Zimmer zwischen 60 bis 95 Euro pro Nacht. Je länger man bleibt, desto günstiger wird es. „Wer länger als zwei Monate bleiben möchte, bekommt besondere Konditionen“, so Collmann.
„Es soll eine Befruchtungsstelle sein, Menschen können ihr Know-how weitergeben an andere. Unsere ersten Gäste haben hier durch neue Bekanntschaften auch schon weitere Jobs gefunden“, sagt sie. Der Plan scheint aufzugehen.
Spanien: wandern, surfen, Rad fahren im Touristenort Dénia
Richtig los geht es aber erst Mitte Oktober, wenn die Baumaßnahmen beendet sind. Für die Inneneinrichtung ist Collmann zuständig, die Wert legt aufs Wohlfühlen. Skandinavisch ist ihr Stil mit einem Hauch Spanien, aber ohne das dunkle Holz, ohne das Trutschige.
„Leben und arbeiten unter der Sonne ist möglich – es gehört vielleicht ein wenig Disziplin dazu, in einem Urlaubsort wie Dénia zu arbeiten“, sagt die 39-Jährige. Der 50.000-Einwohner-Ort zwischen Strand und Berg sei ideal, sagt sie. „Es gibt Yoga- und Fitnessstudios wie in Hamburg, 300 Restaurants. Und der Ort ist auch im Winter nicht tot wie andere touristische Hotspots.“
Es ist grün und nicht vertrocknet wie an anderen Orten Spaniens. „Du kannst hier wandern, Rad fahren, windsurfen, wellenreiten, kiten, tauchen – und wir sind von mehreren Flughäfen gut erreichbar. Und die Fähre nach Ibiza legt hier ab, die Fahrt dauert zwei Stunden.“
Hamburger Auswanderer-Paar: „In Deutschland wollen wir nicht alt werden“
Genau nach solch einem Ort hatten sie und ihr Mann im vergangenen Jahr gesucht, als der Entschluss gefasst war, aus Deutschland wegzugehen. Aus Deutschland, weniger aus Hamburg. „Innerhalb Deutschlands hätte es für uns keine andere Stadt als Hamburg gegeben“, sagt sie.
Aber der Traum vom Leben im sonnigen Süden war schon immer da. „Für uns stand fest, dass wir in Deutschland nicht alt werden wollen.“ Und dann wurden sie schneller als gedacht zu Auswanderern, es hatte sich so ergeben. Gerade einmal 13 Häuser hatten sie sich bei einer Reise nach Spanien angesehen, das elfte Haus war es dann. „Der Vertrag war dann innerhalb von zwei Minuten unterschrieben.“
Co-Working mit Herz: Hamburger sind Gastgeber mit wertvollen Tipps
Gemeinsam mit ihrem Cousin Marco Pöhler, der mit der Familie und den Teenager-Kindern in Hamburg bleibt, haben sie das Haus erworben und die Firma „New Work Dénia“ gegründet. Und New Work bedeutet im Fall vom Gästehaus „Castillito“: Glasfaserverbindung, Klimaanlage (bei Sommertagen mit bis zu 43 Grad sehr hilfreich), Ventilatoren, Schreibtische, ein Kamin für kühle Tage, Kaffee so viel man will, eine Küche mit jeglichen technischen Geräten (vom Waffeleisen bis zum Standmixer), Frühstück und Reinigung inklusive.
Aber vielleicht viel wichtiger noch: Mit ganz viel Herz. Denn Coco Collmann und Michael Lutz sehen sich als Gastgeber, die mit Tipps zur Seite stehen, die ihren Gästen ein Zuhause auf Zeit bieten wollen. Klar, die beiden kennen längst die schönsten Strände. „Und das sind nicht immer die Sandstrände mit den Touristen, sondern das ist die Steilküste“, sagt Collmann. Von den Klippen kann man direkt ins Mittelmeer springen und über eine Treppe wieder hochgehen.
Spanien: 5000 Deutsche leben in dem kleinen Ort Dénia
Dem Paar ist es wichtig, sich in den Ort zu integrieren. Zwar leben dort an die 5000 Deutsche, „aber wir wollen in keine deutsche Community, sondern mit den Einheimischen leben“, sagt sie. Ihr Schulspanisch hat sie vor Ort aufgefrischt. Und ihr Mann Michael ist ein Sprachtalent und redet einfach drauflos. Es klappt. „Jedenfalls verstehen die Handwerker uns“, sagt Collmann.
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Während sie sich um die Renovierung des Hauses kümmert, mit den Handwerkern über Fliesen und Co. spricht, ist ihr Mann fest angestellt und muss noch regelmäßig nach Hamburg fliegen. Weil es eine spanische Spirituosenfirma ist, hat er glücklicherweise auch viele Termine vor Ort.
Spanien tut den beiden gut. Kein Wunder, bei derzeit angenehmen 26 Grad inmitten einer fantastischen Landschaft. Arbeiten fällt leichter, wenn zum Feierabend das Meer oder der Pool auf einen wartet.