Hamburg. Luruper wehren sich gegen Baumfällungen für Fahrradstraße – und machen erfolgreich Druck auf die Politik. Darum geht es konkret.

Wenn es nach dem Willen der Bezirksversammlung Altona geht, muss in Hamburg erstmals die Planung für den Bau einer Veloroute gestoppt werden. Der Grund: Für den entsprechenden Umbau der Elbgaustraße müssten nach jetzigem Stand rund 45 Bäume verschwinden, was nun verhindert werden soll.

Einstimmig wurde im bezirklichen Hauptausschuss am Donnerstagabend der Antrag „Die Planung der Veloroute 14 aussetzen“ von SPD, FDP und Linken angenommen. Die an den Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer gerichtete Kernforderung darin lautet: „Es werden keine Aufträge zur Baumfällung an diesem Straßenabschnitt in Auftrag gegeben.“

Und: „Die Planung soll auf Grundlage der Vorschläge nach einem gemeinsamen Gespräch mit dem Verkehrsausschuss und den Vertreterinnen und Vertretern des Luruper Forums überarbeitet werden.“

Verkehr Hamburg: Stopp für Veloroute in Altona gefordert

Zur Begründung steht in dem Antrag unter anderem: „Auch wenn vorgesehen ist, dass mehr Bäume nachgepflanzt werden, ist allgemein bekannt, dass junge Bäume keine angemessene Ersatzlösung für etablierte, große Bäume darstellen. Gerade im städtischen Raum sind Straßenbäume von entscheidender Bedeutung für das Klima.“

Wie berichtet, sorgen die zum Teil rigoros durchgesetzten Fällungen von Straßenbäumen für den Veloroutenbau auch in anderen Hamburger Bezirken schon länger für Unmut bei Bürgerinnen und Bürgern. Auch in Altona ist das Thema seit Monaten präsent. Im Frühjahr gab es dort Proteste wegen Baumfällungen an der Max-Brauer-Allee.

Luruper Forum kämpft für die Rettung von 45 Bäumen

Vor der entscheidenden Sitzung am Donnerstag hatte der Stadtteilbeirat Luruper Forum eine Eingabe beim Hauptausschuss gemacht, in der die Problematik detailliert beschrieben wird. Unter anderem heißt es dort: „Die Planungen für die Veloroute Elbgaustraße sehen die Fällung von 45 Bestandsbäumen vor. Bestandsbäume zu erhalten muss im Rahmen einer dringend erforderlichen Klimafolgenanpassung – insbesondere in den sich aufheizenden Städten – unser aller Anliegen sein.“

Diese älteren Bäume haben sich bereits „mit den lokalen Standortbedingungen arrangiert“ und erfüllten mit ihren großen Kronenvolumen und weit verzweigten Wurzelnetzen die Voraussetzungen „für ein auch in Zukunft erträgliches Leben in städtischen öffentlichen Räumen“.

Hamburg-Altona: Architektin entwickelt Alternative

Doch das Forum ging noch weiter. Der Eingabe wurde eine sehr detaillierte Planungsanlage mit zahlreichen Alternativvorschlägen für den Streckenverlauf beigefügt. Erstellt hat sie die Architektin Christiane Gerth, die zur Geschäftsführung des Luruper Forums gehört.

Ein Beispiel von vielen: „Bei Entfall der Abbiegespur zur Langbargheide (die Elbgaustraße verengt sich ohnehin hinter der Kreuzung auf zwei Spuren) könnten Grünstreifen und Fahrradweg von westlich der Kreuzung geradlinig über die Kreuzung und den Bushalt hinweg fortgesetzt werden. Die Fällung von fünf Bäumen würde entfallen.“

Verkehr Hamburg: Neue Planung könnte Bäume retten

„Ich hatte mir die Planung aus dem Internet heruntergeladen, sie dann mit den Gegebenheiten vor Ort verglichen und neu geplant“, sagt Christiane Gerth dem Abendblatt, die großen Wert darauf legt, dass die Detailplanung nur in enger Absprache mit anderen Forumsmitgliedern und Unterstützern erfolgen konnte. „Die neue Planung schützt die Bäume, schränkt aber den Radverkehr nicht ein“, so Gerth.

Entsprechend heißt es in der Eingabe: „Die (…) Vorschläge zeigen auf, dass durch geringen Veränderungen der Planung mindestens 40 Bestandsbäume nicht gefällt werden müssten und zusätzlich eine Optimierung durch Begradigung der Radwegeführung möglich wäre.“

Neuplanung für Veloroute in Altona: Wie reagiert Behörde?

Die FDP-Politikerin Katarina Blume spricht von einem „starken Signal“ in Richtung Behörde. „Die Menschen vor Ort wissen eben oft am besten, wie eine optimale Planung aussieht“, so Blume. Unklar ist allerdings, ob sich die Verkehrsbehörde, unter deren Regie der Veloroutenausbau erfolgt, langfristig an die Empfehlung des bezirklichen Hauptausschusses halten wird.

Folgerichtig nennt der Altonaer CDU-Fraktionsvorsitzende Sven Hielscher das Ergebnis auch einen „Teilerfolg“. „Die Bürgerinnen und Bürger haben klar gesagt, was sie wollen“, so Hielscher, „nun sollte die Tjarks-Behörde entsprechend handeln.“