Hamburg. Fünf Menschen, die anderen nach einem Herzstillstand das Leben gerettet haben. Wer soll den Preis bekommen – stimmen Sie ab.

Jede Minute zählt. Das weiß man, theoretisch. Doch diese fünf Hamburger haben es ganz praktisch erlebt: Sie sind beherzt eingeschritten und haben damit Leben gerettet. Jetzt sind sie für den Lebensretter-Preis nominiert, den das Hamburger Abendblatt jedes Jahr gemeinsam mit dem Asklepios-Klinikkonzern vergibt. Und Sie können mit abstimmen.

Mehr als 50.000 Menschen in Deutschland erleiden jedes Jahr einen plötzlichen Herzstillstand außerhalb eines Krankenhauses. Nur dank des beherzten Eingreifens von Ersthelfern haben die Betroffenen eine Chance zu überleben. Bereits nach drei bis fünf Minuten ohne Hilfe können Menschen, die einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten haben, Hirnschäden davontragen. Außerdem sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit ohne Herzdruckmassage um zehn Prozent – pro Minute.

Asklepios-Preis: Jeder kann etwas tun – man muss sich nur trauen

5000 Menschen wird nach Angaben des Deutschen Reanimationsregisters jährlich durch Herzdruckmassage das Leben gerettet. Doch es könnten noch mehr sein: „Ein Herzstillstand kann uns alle treffen“, sagt Joachim Gemmel, Sprecher der Geschäftsführung der Asklepios Kliniken Hamburg. „Und jeder kann helfen – man muss sich dann nur trauen.“

Verliehen wird der Asklepios-Lebensretterpreis 2023 am 20. September im Ehemaligen Hauptzollamt in der Speicherstadt bei einer großen Gala. Unterstützt wird der Preis, der zum neunten Mal verliehen wird, von der Hamburger Feuerwehr. Das Ziel: Frauen und Männer zu ermutigen, in Notfällen einzugreifen. Gleichzeitig soll die Auszeichnung Menschen grundsätzlich dazu animieren, ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse immer wieder auf den aktuellen Stand zu bringen.

Lebensretter-Gala: Preisverleihung mit prominenten Gästen am 20. September

Zu dem feierlichen Akt sind 100 Gäste aus der Hamburger Gesundheitsbranche sowie Mitglieder von Vereinen und Rettungsdiensten geladen. Alle Nominierten erhalten als Anerkennung eine Medaille oder Urkunde. Den drei Gewinnern, die mit ihrer Hilfe ermittelt werden, wird ein persönlicher Wunsch erfüllt.

Helden sind zweifelsohne alle Nominierten, die wir hier vorstellen. Doch vielleicht haben Sie dennoch eine Favoritin oder einen Favoriten? Geben Sie bis zum 4. September telefonisch ihre Stimme ab und lesen Sie nach der Gala, wer den Preis gewonnen hat.

Sina Zenke – Dreifach-Mutter beim Einkauf gerettet

Für eine schnelle Pause hatte sie den Verkaufsraum von Kernenergie, einem Nussladen an der Ottenser Hauptstraße, verlassen, als Sina Zenke plötzlich etwas fallen hörte. Doch es klang nicht so, als sei etwas aus einem der Regale auf den Boden geplumpst. „Hilfe“, rief da schon die Kollegin von der Kasse. „Die Kundin ist einfach umgekippt.“

Sina Zenke, feste Aushilfe in dem Geschäft, rannte zurück, kniete sich sofort hin und begann intuitiv mit der Herzdruckmassage. „Ein Teil von mir hatte große Panik, wollte aus der Situation fliehen“, erinnert sich die 25-Jährige an diesen Sonnabend im März. „Aber der andere Teil hat einfach gemacht.“ Geholfen habe der Notarzt am Hörer, den die Kollegin mittlerweile gerufen hatte. „Er hat mich ganz ruhig durch diese Minuten geführt, die sich anfühlten wie eine Ewigkeit.“

Das Wissen aus dem Erste-Hilfe-Kursus sei schon verblasst gewesen. „Es kamen so Erinnerungsschnipsel wie: Stayin’ Alive gibt den Rhythmus vor. Aber in der akuten Situation denkt man nicht lange nach“, sagt Sina Zenke.

Zum Glück. Denn die Kundin, Katja, hatte einen Herzinfarkt mit Herzstillstand erlitten, „plötzlicher Herztod“, wie es heißt. Weil Sina Zenke keine Sekunde gezögert hatte und der Notarzt schnell vor Ort war, überlebte die dreifache Mutter. „Erst als Katjas Eltern drei Tage später in den Laden kamen, um zu berichten, dass es ihrer Tochter gut gehe, konnte ich wieder ruhig atmen. In dem Moment bin ich erst wieder richtig runtergefahren“, sagt die junge Lebensretterin. Mit Katja steht sie bis heute in Kontakt, die beiden Frauen sind einander seit diesem 25. März 2023 wohl für immer eng verbunden.

Die Telefonnummer für die Abstimmung: 01378/78 19 32 (0,50 € aus dem Festnetz/höherer Mobilfunktarif).

Alexander Antoni – Tennismatch auf Leben und Tod

Es war ein heißer Donnerstag Ende Mai, als Alexander Antoni mit seinem 18-jährigen Sohn Richard auf der Tennisanlage des SC Condor ein paar Bälle schlug. „Na ja, eigentlich habe ich ihn trainiert“, sagt der studierte Sportwissenschaftler lachend. Da habe ein älterer Spieler vom Nachbarplatz scherzend herübergerufen: „Also, ich wäre schon umgekippt, wenn du diese Übungen mit mir machen würdest.“ Eine böse Vorahnung, wie sich kurz darauf herausstellen sollte.

Denn als Alexander Antoni das Match gegen seinen Sohn, der bereits in die Dusche verschwunden war, beendet hatte und noch schnell dabei war, den Platz abzuziehen, klappt der Spieler auf dem Nachbarplatz zusammen. „Erst dachte ich, er sei vielleicht unglücklich umgeknickt. Aber als er dann gar nicht mehr aufstand, kam mir die Sache komisch vor.“

Passionierter Tennisspieler und Sportwissenschaftler: Alexander Antoni schritt ein, als beim SC Condor in Rahlstedt auf dem Nachbarplatz ein Spieler zusammenbrach.
Passionierter Tennisspieler und Sportwissenschaftler: Alexander Antoni schritt ein, als beim SC Condor in Rahlstedt auf dem Nachbarplatz ein Spieler zusammenbrach. © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Alexander Antoni sprintet zu dem etwa 70 Jahre alten Tennisspieler, fühlt dessen Puls. Nichts. „Da habe ich sofort mit der Herzdruckmassage begonnen“, sagt der 42-Jährige. Die Kameraden aus dem Club hätten den Notarzt alarmiert und auch einen Defibrillator aus dem Clubhaus geholt. „Einerseits toll, dass wir den hatten. Andererseits weiß oft niemand, wie das Ding funktioniert.“ So auch in diesem Fall. „Ich habe einfach immer weitergemacht.“ Bis der Notarzt nach knapp acht Minuten übernommen habe.

„Es ist ein Segen, dass der Mann überlebt hat“, sagt Alexander Antoni. Demnächst wollen sie mal gemeinsam ein bisschen Tennis spielen. Aber wohl nicht in der größten Hitze.

Die Nummer für die Abstimmung: 01378/78 19 31 (0,50 € aus dem Festnetz/höherer Mobilfunktarif).

Michel Rohlfing – Hobby-Gärtner im Familienbetrieb wiederbelebt

„Hilfe, Hilfe“, rief Lars Lawrenz von der Kasse. Michel Rohlfing, Junior-Chef der landwirtschaftlichen Kompostieranlage Op’n Haidbarg in Henstedt-Ulzburg, die täglich von Dutzenden Hobbygärtnern aufgesucht wird, rannte an diesem Maitag im Jahr 2022 sofort zu seinem Kollegen – und sah auch schon, dass ein Kunde umgeklappt war, einige andere Kunden hilflos dabeigestanden. „Die Augen des älteren Mannes waren geöffnet, aber er war nicht ansprechbar“, erinnert sich der 32-Jährige.

Umgehend beginnt er mit der Herzdruckmassage. „Es waren die längsten fünf Minuten meines Lebens“, sagt Michel Rohlfing. „Die Situation kam mir wirklich ewig lang vor.“ Doch er macht immer weiter – auch als die eigenen Arme schwer werden. Auch, als er spürt, wie die Rippen des Mannes brechen. Irgendwann übernimmt dann der schnell herbeigerufene Notarzt.

Retteten das Leben eines Hobby-Gärtners: Kassierer Lars Lawrenz (links) und Michel Rohlfing, Junior-Chef im Familienbetrieb, einer Kompostieranlage in Henstedt-Ulzburg.
Retteten das Leben eines Hobby-Gärtners: Kassierer Lars Lawrenz (links) und Michel Rohlfing, Junior-Chef im Familienbetrieb, einer Kompostieranlage in Henstedt-Ulzburg. © Privat | Privat

Längere Zeit habe er dann nichts gehört, sagt Michel Rohlfing. „Ich habe wirklich schon das Schlimmste befürchtet.“ Doch irgendwann, vor ein paar Monaten, steht der ältere Herr unerwartet wieder auf dem Recyclinghof. Er wolle sich noch einmal bedanken bei jenem Mann, der ihm damals das Leben gerettet habe. „Ich war einfach nur erleichter, dass es ihm gut geht“, sagt Michel Rohlfing.

Die Nummer für die Abstimmung: 01378/78 19 33 (0,50 € aus dem Festnetz/höherer Mobilfunktarif).

Heiko Jagusch – beherzter Einsatz im Segelclub

Kaum hatte er die Schwelle seines Segeclubs am Falkensteiner Ufer überschritten, da wusste Heiko Jagusch schon, dass an diesem 19. November 2022 hier etwas nicht stimmte. Aufruhr im Eingang. Ein Seglerkollege, etwa 80 Jahre alt, war kollabiert. Aus dem Nichts zusammengeklappt. Einige andere Mitglieder des Segelclubs hatten bereits mit der Herzdruckmassage begonnen, als Heiko Jagusch übernahm.

„Ich bin ausgebildeter Ersthelfer in unserer Software-Firma“, sagt der Diplom-Ingenieur. „Hatte mein Wissen zuletzt vor zwei Jahren aufgefrischt. Insofern habe ich dann gleich beherzt übernommen.“ Tatsächlich habe es schon einige lange Minuten gedauert, bis der Notarzt eintraf. „Das war gefühlt schon eine ganz schön lange Zeit.“

Heiko Jagusch ist leidenschaftlicher Segler. Doch als er im November 2022 das Clubhaus am Falkensteiner Ufer betrat, war an den Sport nicht zu denken: Er rettete das Leben eines anderen Mitglieds.
Heiko Jagusch ist leidenschaftlicher Segler. Doch als er im November 2022 das Clubhaus am Falkensteiner Ufer betrat, war an den Sport nicht zu denken: Er rettete das Leben eines anderen Mitglieds. © Heiko Jagusch | Heiko Jagusch

Dass der Mann überlebt hat und es ihm heute wieder gut geht, sei die beste Nachricht. „Da habe ich gedacht: Es lohnt sich doch, hin und wieder einen Erste-Hilfe-Kursus zu absolvieren. Man fühlt sich im Notfall einfach sicherer.“

Die Nummer für die Abstimmung: 01378/78 19 34 (0,50 € aus dem Festnetz/höherer Mobilfunktarif).

Tom Dzieniszewski – im Bett die eigene Frau reanimiert

Es war gegen zwei Uhr in der Nacht, als Tom Dzieniszewski aufwachte. Seine Frau Karolina, die erst wenige Stunden zuvor von einer Konferenz aus Dresden, auf der sie als Dolmetscherin gearbeitet hatte, wieder nach Hause gekommen war, röchelte. Als er merkte, dass sich seine Frau nicht aufwecken lies, rief der IT-Projektmanager sofort die 112 und begann mit der Reanimation seiner Frau.

Heute steht fest: Nur weil der 44-Jährige so schnell reagierte, trug seine ein Jahr jüngere Ehefrau nach dem Herzstillstand keine Gehirnschäden davon.

IT-Projektmanager Tom Dzieniszewski reanimierte seine Ehefrau Karolina (hier im USA-Urlaub mit dem gemeinsamen Sohn auf dem Schoß) mitten in der Nacht im Bett.
IT-Projektmanager Tom Dzieniszewski reanimierte seine Ehefrau Karolina (hier im USA-Urlaub mit dem gemeinsamen Sohn auf dem Schoß) mitten in der Nacht im Bett. © Tom Dzieniszewski

Eine geradezu „heldenhafte“ Rolle habe die zwölfjährige Tochter in jener Nacht gespielt: „Sie hatte Tränen in den Augen, als sie die Situation sah. Aber sie hat so mutig reagiert“, sagt der stolze Vater. So habe sie ihren dreieinhalb Jahre jüngeren Bruder, der ebenfalls aufgewacht war, in dessen Zimmer beruhigt und wieder zum Einschlafen gebracht. „Das war eine große Hilfe, weil ich die Reanimation fortsetzen konnte und sich unser Junge am nächsten Morgen nicht mal an das Drama erinnern konnte, das in der Nacht passiert war“, sagt Tom Dzieniszewski.

Tom Dzieniszewski selbst hatte bereit zweimal eine Lebertransplantation, verdankt sein „neues Leben“ einem anonymen Spender, der vor zwei Jahren ein Organ gab. „Es ist schicksalhaft.“, sagt seine Ehefrau, Karolina Zablocka, „Es erscheint wie eine Kette aus Lebensrettungen.“

Die Nummer für die Abstimmung: 01378/78 19 35 (0,50 € aus dem Festnetz/höherer Mobilfunktarif).