Hamburg. Am Mittwoch wurde in der Speicherstadt der Lebensretterpreis an vier Hamburger Schutzengel verliehen. Das sind die Gewinner.
Er kämpft mit der Fassung. Wischt sich die Tränen aus den Augen, als er zu einer Dankesrede ansetzt: „Mein Dank gilt natürlich Harun und Philipp. Aber gleichzeitig danke ich allen, die heute Abend auf der Bühne standen. Allen, die als Lebensretter nicht auf irgendeiner Bühne stehen und die trotzdem Leben gerettet haben. Und natürlich auch all denen, die es zu ihrem Beruf gemacht haben, Leben zu retten. Vielen Dank euch allen“.
Mit diesen emotionalen Worten hat sich Andreas Knop speziell an seine Lebensretter, aber auch an alle anderen Lebensretter gewandt. Er ist nämlich einer der Glücklichen, der durch das beherzte Eingreifen zweier junger Männer gerettet wurde.
Harun Göymen und Philipp Wieckowski waren nicht nur zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Sie wussten auch sofort, was zu tun ist – und retteten damit den 59-jährigen Schulbegleiter.
Für ihr außergewöhnliches Engagement wurden die Schüler am Mittwoch im ehemaligen Hauptzollamt am Alten Wandrahm mit dem Preis „Asklepios-Lebensretter 2022“ geehrt.
Sozialsenatorin Leonhard dankt den Rettern
„Ganz herzlichen Dank auch von meiner Seite. Es ist extrem beindruckend“, sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard, als sie den beiden Ausgezeichneten ihre Medaille übergab.
„Sie haben nur in einem Nebensatz gesagt, dass sie das gemacht haben, was ja eigentlich jeder könnte. Aber es muss dann nur auch jeder machen. Und in diesem Sinne nochmal ganz vielen Dank. Das ist wirklich beispielgebend.“
Ärzte: Schüler hatte Knop das Leben gerettet
Ende vergangenen Jahres haben die beiden Berufsschüler Knop auf einem Weg neben ihrer Schule bewusstlos vorgefunden. Wieckowski war sofort ins Schulbüro gelaufen um Hilfe zu holen. Göymen hatte mit der Wiederbelebung begonnen.
Das Eingreifen des 18-Jährigen hat Knop das Leben gerettet, wie die Ärzte wenig später bestätigten. „Harun ist dadurch ein Teil meines Lebens geworden“, sagte Knop an diesem Abend. „Ich habe jetzt zwei Mal im Jahr Geburtstag. Und den ersten Jahrestag, den werde ich sicherlich mit ihm zusammen feiern.“
Lebensretter: Helfer können nichts falsch machen
Ziel des Preises ist es, genau das zu zeigen. Deutlich zu machen, dass jeder Mensch Leben retten kann. Männer und Frauen sollen dazu ermuntert werden, einzugreifen, wenn eine Notlage vorliegt. Denn, so wird immer wieder berichtet, die Helfer können nichts falsch machen. Sondern die Situation des Betroffenen nur verbessern, ihm eben gegebenenfalls das Leben retten.
Deshalb haben das Abendblatt und der Asklepios-Konzern gemeinsam mit der Hamburger Feuerwehr den Lebensretterpreis ins Leben gerufen. In diesem Jahr wurde er bereits zum achten Mal vergeben. Moderiert wurde der Abend von Abendblatt-Redakteurin Vanessa Seifert. Sie führte einfühlsam, aber dennoch humorvoll durch die Veranstaltung.
„Es sind hoch emotionale Geschichten. Weil man automatisch denkt, das hätte mein Vater sein können, meine Frau, meine Kinder oder auch ich selbst“, sagte sie zu Beginn des Abends. Die Gute Nachricht sei: „Es könne auch jeder derjenige sein, der ein Leben rettet.“
Hamburger Bademeister rettet kleinen Jungen
Drei solche Retter wurden von Asklepios und dem Abendblatt ausgezeichnet. Darunter auch Bademeister Dennis Thiede. Er hatte in diesem Sommer einen kleinen Jungen bewusstlos im Wasser entdeckt. Ihn herausgezogen und sofort mit der Reanimation begonnen. Auch er rettete durch sein schnelles Handeln das Leben des Siebenjährigen.
„Vielen Dank, dass sie so beherzt eingegriffen haben“, sagte Asklepios-Konzernsprecher Rune Hoffmann bei der Übergabe der Medaille. „Wir haben hier bei dieser Preisverleihung immer wieder Fälle aus dem Bäderland gehabt, wo Menschen unter gegangen sind oder nicht schwimmen konnten. Und es zeigt sich immer wieder, wie Sie und Ihre Kollegen so beherzt reagieren. Dafür einen ganz herzlichen Dank. Eine starke Leistung, super.“
73-Jährige rettet Partner nach Herzstillstand
Ebenfalls ausgezeichnet wurde Maren Pölking. Sie hatte vor gut einem Jahr ihren Lebensgefährten reanimiert, der abends vor dem Fernseher plötzlich einen Herzstillstand erlitt. Eindrücklich schilderte die fröhliche 73-Jährige, wie sie während der Herzmassage zu dem Mann an der Notrufleitung immer wieder gesagt habe, dass sie nicht mehr könne. Der habe geantwortet: „Doch, sie schaffen das. Sie schaffen das.“
20 Minuten hat die Rentnerin so versucht, ihren Lebensgefährten am Leben zu halten – und es schließlich auch geschafft. Er konnte bei der Auszeichnung sichtlich gerührt mit auf der Bühne stehen. „Den ersten Preis habe ich ja schon, der ist doch mein Leben“, sagte Carsten Meves. „Ich lebe heute viel bewusster.“ Gerade erst sei er mit seinen Enkeln auf dem Friedhof gewesen. „Und da habe ich denen gesagt, wenn Maren nicht gewesen wäre, dann hättet ihr hier noch eine Rose für mich.“
Abendblatt-Geschäftsführer Christian Siebert überreichte Maren Pölking ihre Medaille: „Größten Respekt vor dem, was sie da gemacht haben“, sagte er. „Ich bin nicht gut in solchen Situationen, ich habe genauso wie sie Tränen in den Augen. Ich kann sie nur beglückwünschen zu ihrer Lebensgefährtin.“
Lebensretter: Sonderpreis für die Feuerwehr
Zum Abschluss gab es noch eine kleine Überraschung. Die Hamburger Feuerwehr, die eigentlich den Preis mit verleiht, wurde selbst zum Preisträger. Sie erhielt den Sonderpreis, der 2022 zum fünften Mal vergeben wurde.
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„Vielen Dank für die Arbeit, die sie leisten, wir hören es immer wieder, wie unschätzbar die Hilfe ist, die sie und ihre Kollegen geben. Sie motivieren ganz viele Menschen, die Lebensrettung noch nie gemacht haben, dass sie das hinbekommen. Sie geben denen das Durchhaltevermögen“, sagte Asklepios-Sprecher Rune Hoffmann. Und weiter: „Sie zeigen, dass jeder Leben retten kann und das ist ja auch das Motto der Veranstaltung. Dafür vielen Dank.“
Jan Ole Unger nahm stellvertretend für die Feuerwehr den Preis entgegen. „Ich bin mega stolz, dass ich heute Abend hier stehen darf und für meine Kollegen diesen Preis entgegennehmen darf. Ich bin sprachlos.“
Anna Depenbusch lockert humorvoll auf
Eine Urkunde bekamen auch die anderen nominierten Lebensretter, die auf Platz vier und fünf landeten. Alexandra H. hatte in diesem Sommer ihren Mann im Bett reanimiert und so sein Leben gerettet.
Und Abdullah Waziri musste seinen kleinen Bruder Yusuf im Freibad wiederbeleben. Ein extrem traumatisches Erlebnis, das die beiden bis heute nicht ganz verarbeitet haben. Umso mehr freute sich der junge Mann über die Urkunde.
Unter geht an einem solchen Abend dabei fast der musikalische Beitrag. Dabei fand Anna Depenbusch genau die richtigen Töne. Humorvoll lockerte sie den emotionalen Abend auf. Ein gekonnter Auftritt, der dem einen oder anderen aufgeregten Nominierten zumindest eine kleine Verschnaufpause verschaffte.