Hamburg. Eigentlich sollten auf der Tankstellen-Brache an der Elbchaussee sechs Häuser gebaut werden. Warum daraus jetzt nichts wird.

Es hätte alles so schön sein können. Nach langem Hin und Her konnte das Abendblatt vor zwei Jahren das Projekt vorstellen, das als neues Entree von Blankenese bekannt wurde. Gemeint sind die Pläne zur Bebauung der Tankstellen-Ruine an der Ecke Mühlenberg / Elbchaussee.

Nun stellt sich heraus: Mit dem damals präsentierten Bauvorhaben in Blankenese wird es erstmal nichts. Laura Jahnke vom Hamburger Architekturbüro B 99 bestätigt das vorläufige Aus. Der Grund: Die Gesellschaft, der das Grundstück gehört, will es nun offenbar weiterverkaufen. Es sei, so Jahnke, „wieder auf dem Markt“.

Immobilien Hamburg: Blankenese sollte hübsches Entree an der Elbchaussee bekommen

Finanzbehörde und Bezirksamt Altona wollen sich unter Hinweis auf den Datenschutz nicht zum Thema äußern. Eigentümer ist die Comood GmbH mit Sitz in München. Ein Mitarbeiter dort bestätigte den Sachverhalt auf Abendblatt-Nachfrage.

Das Unternehmen, eine Beteiligungsgesellschaft mit dem früheren Namen Savvy Group, hatte einen Wettbewerb zur Bebauung ausgelobt, der 2021 vom B 99-Team gewonnen worden war. Der Entwurf „Sechs Häuser für Dockenhuden“ hatte sich damals gegen mehrere Konkurrenten durchgesetzt und war von der Jury einstimmig angenommen worden. Er fand breite Unterstützung bei der Bezirkspolitik und der Altonaer Verwaltung, auch Oberbaudirektor Franz-Josef Höing goutierte ihn.

Mal was anderes: So sollten die neuen Häuser aussehen, die für das Tankstellen-Grundstück an der Elbchaussee in Blankenese geplant waren. Ob dort nun so oder ähnlich gebaut wird, ist zurzeit offen.
Mal was anderes: So sollten die neuen Häuser aussehen, die für das Tankstellen-Grundstück an der Elbchaussee in Blankenese geplant waren. Ob dort nun so oder ähnlich gebaut wird, ist zurzeit offen. © Architekten B 99 Architekten

Blankeneser Esso-Tankstelle: Hier sollten sehr ungewöhnliche Häuser gebaut werden

Der Entwurf erwies sich als ungewöhnlich und ganz anders, als ihn sich viele vorgestellt hatten. Denn statt der mittlerweile üblichen Blockbebauung, die überall in Hamburg das Straßenbild prägt, sollten die Neubauten aufgelockert angeordnet werden und nicht sonderlich hoch sein.

Die sechs Häuser mit insgesamt 35 Wohnungen sollten auf dem rund 5000 Quadratmeter großen Grundstück auch nicht einheitlich in der von vielen als eintönig empfundenen Würfelform gebaut werden, sondern ganz unterschiedlich aussehen.

Architektin hofft, dass die Häuser auch nach Grundstücksverkauf gebaut werden

Mit ausgeprägten Giebeln und Dächern hätten sie sich wie Stadthäuser gut an die klassische Bebauung der Nachbarschaft angepasst – was durch verschiedenen Farben noch unterstrichen worden wäre.

Laura Jahnke bedauert die aktuelle Entwicklung, geht aber zurzeit nicht davon aus, dass das Projekt damit beerdigt ist. „Wir hatten so viel Unterstützung vom Bezirk und auch von den Menschen in Blankenese“, sagt Jahnke, „es wäre großartig, wenn das Ganze auch nach einem Weiterverkauf wie geplant umgesetzt werden könnte.“

Die Esso Tankstelle hatte schon im März 2018 geschlossen, das Grundstück gammelt seitdem vor sich hin.

Gerüchte in Blankenese: Nun wird vor Ort doch ein Verkehrskreisel gebaut

Im Stadtteil halten sich hartnäckig Gerüchte, wonach die Tankstellen-Fläche für einen vor Ort schon geplanten Kreisverkehr vorgehalten werden könnte. An dieser unübersichtlichen Kreuzung treffen die Elbchaussee und dei weitere Straßen aufeinander. Im Jahr 2019 war die Planung für einen Kreisel nach langer Prüfung für obsolet erklärt worden.

Die Hauptbegründung damals: Würde man ihn in der Größe bauen, die für einen problemlosen Verkehrsfluss nötig ist, müssten dafür von den angrenzenden Privatgrundstücken zu viel „abgeknapst“ werden, was – vorausgesetzt die Eigentümer wären einverstanden – viel zu teuer würde.

Darum scheiterte bislang ein Kreisel neben der Blankeneser Tankstellen-Ruine

Für diese Lösung wäre auch die Fällung mehrerer alter Bäume nötig – ein weiteres Manko. Ein kleinerer Kreisel könnte von größeren Fahrzeugen, namentlich den dort verkehrenden Bussen, nur unter größten Mühen durchfahren werden, so dass es statt weniger eher mehr Verkehrsbehinderungen geben könnte.

Könnte der Kreisel nun, wie viele glauben, zumindest teilweise auf dem Gelände der Tankstellen-Ruine gebaut werden? „Nein, mit Sicherheit nicht“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des bezirklichen Planungsausschusses, Sven Hielscher (CDU). Laut Hielscher sei für die große Kreuzung langfristig eine andere Lösung – ohne Kreisel – vorgesehen.

Immobilien Hamburg: Anwohner in Blankenese sind „entgeistert“

Außerdem sei für das Tankstellen-Grundstück laut Bebauungsplan nach wie vor Wohnbebauung verbindlich. Hielscher wörtlich: „Es würde mich sehr wundern, wenn ein neuer Eigentümer etwas völlig anderes planen würde als die Umsetzung des Entwurfs von B 99. Denn der ist nach wie vor sehr gut.“ Das sähen auch die anderen Fraktionen in der Bezirksversammlung so.

Der Vorsitzende des Blankeneser Bürgervereins, Stefan Bick, mahnt, dass es nun bald eine Lösung vor Ort geben müsse. „Nicht nur die Menschen hier im Stadtteil sind entsetzt über den Zustand des Geländes“, sagt Bick. „Auch viele Besucherinnen und Besucher Blankeneses sind entgeistert, wie das Entree dieser schönen Gegend aussieht.“