Hamburg. Das Gebäude mit Elbblick steht seit Längerem leer. Doch es hat eine interessante Geschichte – und jetzt tut sich einiges vor Ort.

Anwohner und Vorbeifahrende wundern sich schon länger: Was ist los bei dem großen Gebäudekomplex an der Elbchaussee 279, südlich vom Jenischpark? An der Straße, die derzeit großflächig umgebaut wird, verwittert das Schild „Das weiße Hotel an der Elbchaussee“, die breite Freitreppe des Hotels ist mit Unkraut überwuchert auf der Terrasse wachsen kleine Bäumchen.

Doch nach langem Dornröschenschlaf tut sich dort jetzt etwas. Maschinen rattern im Inneren, viele Fenster sind weit aufgerissen, Container stehen auf einem Grundstück, ein Schild verkündet „Rückbau“.

Hotel an der Elbchaussee in Hamburg hat neuen Eigentümer

Fakt ist: Die Immobilie wurde vor Kurzem an die May & Co. Holding GmbH verpachtet. Das Familienunternehmen kommt ursprünglich aus Itzehoe und hat einen zusätzlichen Firmensitz an den Hohen Bleichen.

Geschäftsführer sind Michael May und seine Söhne Maximilian und Alexander. May & Co. wurde 1983 gegründet, zu den Geschäftsfeldern gehören nach Firmen-Angaben „Projektentwicklung und Bestandshaltung sowie die Bewirtschaftung und der Betrieb von Immobilien“. Seit der Gründung seien mehr als 400 Investitionen in Immobilien erfolgreich realisiert worden.

Investor stellt Antrag: Immobilie soll wieder als Hotel genutzt werden

Auf schriftliche Anfrage bestätigt Maximilian May dem Abendblatt, dass vor Ort wieder eine Hotelnutzung geplant ist, alle Detailfragen rund um Ankauf und weitere Planung blieben unbeantwortet. Mike Schlink, Sprecher des Bezirksamts Altona teilt mit, das aktuell ein Antragsverfahren „auf Umbau und Sanierung eines Hotels“ laufe, das Ganze aber noch am Anfang stehe.

Der Glanz ist verblichen, das Unkraut wuchert: Das ehemalige Hotel an der Elbchaussee 279, das auch mal eine Seniorenresidenz war, von der Rückseite.
Der Glanz ist verblichen, das Unkraut wuchert: Das ehemalige Hotel an der Elbchaussee 279, das auch mal eine Seniorenresidenz war, von der Rückseite. © Unbekannt | Marcelo Hernandez

Die Planung schließt an eine lange Hotel-Tradition vor Ort an: Schon 1890 war das prachtvolle „Park Hotel“ (auch: „Parkhotel Teufelsbrück“) im Stil der damaligen Zeit eröffnet worden. Später wurde der vierstöckige Bau, der so breit ist wie ein kleines Schloss, in Wohnungen aufgeteilt.

Nach vielen Aufs und Abs schien die Immobilie Ende der 1990er Jahre wieder in neuem Glanz zu erstrahlen. Die Unternehmerin Ingrid Thoma hatte das in die Jahre gekommene Gebäude von der Saga gekauft und ließ es für einen zweistelligen Millionenbetrag aufwendig umbauen. Doch die folgenden Nutzungsversuche gerieten immer wieder ins Stocken.

„Weißes Haus“: Apartments für Senioren an Elbchaussee wurden zu Ladenhütern

Das Hauptproblem: Damals war an der Elbchaussee 279 laut Bebauungsplan nur Wohnnutzung gestattet. Statt eines Hotels versuchte Thoma es deshalb zunächst mit einer Seniorenresidenz („Weißes Haus“) im gehobenen Segment, die allerdings nach einem vielversprechendem Start Mitte 2001 nicht mehr gut angenommen wurde.

Immer mehr hochpreisige Apartments blieben leer, die große Villa hieß in der Gegend schließlich „Geisterhaus an der Elbchaussee“. Ende 2010 wurde dann das Planrecht geändert, sodass es vor Ort (nun offiziell Mischgebiet) seitdem deutlich mehr Nutzungsmöglichkeiten gibt. Aus dem „Weißen Haus“ wurde „Das weiße Hotel an der Elbchaussee“.

Das alte Hotelschild verwittert und wird von wild wuchernden Pflanzen teilweise bedeckt. Kommt jetzt das Comeback an der Elbchaussee 279?
Das alte Hotelschild verwittert und wird von wild wuchernden Pflanzen teilweise bedeckt. Kommt jetzt das Comeback an der Elbchaussee 279? © Unbekannt | Marcelo Hernandez

Kuriose Einträge im Internet rund um Hamburger Hotel

Erstaunlich: Im Internet steht zwar, dass das mittlerweile völlig ausgeräumte einstige Drei-Sterne-Hotel „vorübergehend“ geschlossen sei, alle Daten wie Beschreibungen und Reservierungsmöglichkeiten können aber nach wie vor aufgerufen und gelesen werden – inklusive der durchwachsenen Bewertungen.

Immer noch wird dort ziemlich holperig für einen Hotelbesuch geworben. Das Haus liege nur 20 Kilometer vom „Flughafen Finkenwerder“ entfernt, ist da zu lesen, die Atmosphäre sei „nostalgisch und edel“. Eine Foto-Galerie zeigt viele Säulen, Plüsch und Blattgold, dazu wird mit dem Satz geworben: „Das Ambiente eines Schlosses ist in jedem Winkel des Hauses sichtbar.“

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Folgt man den Bewertungen etlicher Gäste, war die Umgestaltung zum Hotel für gehobene Ansprüche wohl letztlich nicht in allen Bereichen gelungen – und nicht wenige Bescher fühlten sich, als hätten sie eine Nacht in einer Seniorenresidenz gebucht.

Kein einfaches Terrain also, auf dem sich Familie May nun bewegt. Insider vermuten, dass angesichts der guten Lage mit vollem Elbblick und viel Sonne wohl ein Hotelbetrieb im Luxussegment angestrebt wird. Doch in diesem Bereich ist das Louis C. Jacob seit vielen Jahren Platzhirsch in der Gegend. Es liegt weniger als einen Kilometer entfernt.