Hamburg. Die Nobelherberge an der Elbe setzt auf mehr Kulinarik und Kultur. Auch auf Sylt hat der Chef der DSR Hotel Holding neue Pläne.

In seiner letzten Funktion als Chef von Hapag-Lloyd Cruises waren Luxus-Kreuzfahrten sein Geschäft. Seit anderthalb Jahren liegt der berufliche Schwerpunkt von Karl J. Pojer als Vorsitzender der Geschäftsführung der DSR Hotel Holding wieder in der Hotellerie.

Zu den Marken des Unternehmens mit Firmenzentrale in der HafenCity gehören die luxuriösen A-Rosa Resorts mit Standorten auf Sylt, in Kitzbühel und in Travemünde. Auch die aja Resorts, die unter anderen in Travemünde und Grömitz an der Ostsee zu finden sind, sind Teil der Firmenfamilie. Ebenso die Henri Stadthotels.

Hotel Hamburg: Louis C. Jacob besteht seit mehr als 230 Jahren

Das erste Haus eröffnete vor zehn Jahren an der Bugenhagenstraße in der Hamburger Innenstadt. Inzwischen gibt es auch ein Henri Country House im österreichischen Seefeld. „Und in Kitzbühel werden wir im Dezember ein weiteres Country House mit 85 Zimmern eröffnen“, kündigt Pojer beim Abendblatt-Gespräch in seinem lichtdurchfluteten Büro in der HafenCity mit Blick auf die Elbphilharmonie an.

Und es zählt ein weiteres Haus dazu, das ohne Übertreibung als Hamburgensie bezeichnet werden kann. Die Rede ist vom Louis C. Jacob an der Elbchaussee. Das Luxushotel besteht seit mehr als 230 Jahren und ist berühmt für seine Lindenterrasse. Hier hat sogar Hollywoodstar Robert Redford seine Hochzeit mit Sibylle Szagars gefeiert.

Louis C. Jacob: Das Kleine Jacob Restaurant soll wieder öffnen

Auf dem Besprechungstisch liegt ein Aktenordner. Und der Inhalt beschäftigt sich mit der Zukunft der Nobelherberge. „Das Louis C. Jacob ist ein historisches Juwel und hat eine regelrechte Fangemeinde. Unser Ziel ist es jetzt, dieses Schmuckstück in die Neuzeit zu führen“, sagt Pojer, der beim Touristikkonzern Tui einst Bereichsvorstand für Hotels & Resorts war.

Was das heißt? „Wir wollen künftig wieder mehr Augenmerk auf die Kulinarik, Kunst und Kultur legen. So soll unter anderem das Kleine Jacob auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder geöffnet werden. Zurzeit wird dafür an einem neuen Konzept gearbeitet. Auch die Lindenterrasse wollen wir noch mehr bespielen – zum Beispiel mit Livemusik und kulinarischen Events.“

Dabei steht Pojer in enger Abstimmung mit dem Louis C. Jacob-Team um Direktorin Judith Fuchs-Eckhoff und Küchenchef Thomas Martin, der über Jahre zwei Michelinsterne für das Fünf-Sterne-Hotel erkocht hatte.

Hotel Hamburg: Louis C. Jacob – Frischzellenkur für Zimmer und Suiten

Auch für die Gäste, die hier übernachten, gibt es Neuigkeiten. „Wir haben Musterzimmer bauen lassen und wollen sukzessive die Zimmer und Suiten modernisieren. Wir haben zudem auch Themen wie die Erneuerung der Haustechnik und andere bauliche Dinge.“ Es dürften Millioneninvestitionen in das Louis C. Jacob anstehen.

Apropos bauen. Aufgrund der Neugestaltung der Elbchaussee war das Louis C. Jacob längere Zeit nur schwer erreichbar. Karl J. Pojer hat eine gute Nachricht. „Die Baustelle ist endlich weitgehend verschwunden und die Anfahrt wieder problemlos möglich.“

Das Hotel Louis C. Jacob erhebt sich über der Elbe, und rechts ist die berühmte Lindenterrasse zu sehen.
Das Hotel Louis C. Jacob erhebt sich über der Elbe, und rechts ist die berühmte Lindenterrasse zu sehen. © Unbekannt | DSR Hotel Holding

Louis C. Jacob: Das Haus möchte als Kulturhotel Akzente setzen

Das Louis C. Jacob möchte sich zudem als „Kulturhotel“ positionieren. Pojer: „Wir haben eine eigene Barkasse, mit der die Gäste direkt zu Konzerten in der Elbphilharmonie gelangen.“

Das Haus hat extra Kultur-Arrangements für seine Gäste geschnürt. Darunter sind 26 Aufenthalte, die im Sommer und Herbst Konzerte in der Elbphilharmonie beinhalten. „Auch die Hamburger, die sich eine kleine kulturelle Auszeit in Verbindung mit Übernachtung und Kulinarik im Louis C. Jacob gönnen möchten, sind herzlich willkommen.“

The Fish Club im A-Rosa Sylt hat wieder geöffnet

Machen wir einen kleinen Sprung nach Sylt. Dort gibt es Neuigkeiten aus dem A-Rosa in List. „Wir haben nach längerer Schließung The Fish Club wieder eröffnet. Neu an Bord ist Küchenchef Ivo Schmal, der sich mit seinem Team für die maritimen Köstlichkeiten verantwortlich zeichnet“, sagt Pojer.

Auf der Insel ist der 33-Jährige bestens vernetzt – Ivo Schmal hat schon in den Sylter Sternerestaurants der Hotels Landhaus Stricker und Budersand gewirkt. Die Menükarte wird als Flaschenpost gereicht. In der offenen Küche präsentiert Sushi-Meister Lee aus Taiwan sein Können.

Mit der Entwicklung der DSR Hotel Holding, die rund 1700 Mitarbeiter hat und 21 Hotels führt, ist Pojer zufrieden. Die Auslastung sei bei allen Marken sehr gut. Auch personell sind wir gut aufgestellt, auch wenn dieses Thema aktuell eine große Herausforderung ist.“

107 Zimmer im A-Rosa Travemünde wurden modernisiert

„Im Henri in Hamburg lag die Auslastung im Durchschnitt im vergangenen Jahr bei 92 Prozent“, so Pojer, der aus der Steiermark in Österreich stammt. Der Gesamtumsatz in allen Häusern lag bei rund 192 Millionen Euro in 2022 – und in diesem Jahr soll die 200-Millionen-Euro-Marke geknackt werden. „Es ist wichtig, dass wir alle Häuser gleichermaßen in einem Top-Zustand halten, damit wir weiterhin Spitzenqualität liefern können.“

So wurden zum Beispiel vor Kurzem im A-Rosa Travemünde 107 Zimmer renoviert und dafür 2,8 Millionen Euro investiert. Im April wurde bekannt gegeben, dass sich die DSR Hotel Holding – die Tochter der Deutschen Seerederei ist in 2021 ein Joint-Venture mit der DER Touristik Group eingegangen – mit 75 Prozent an der italienischen Hotelgesellschaft Mira beteiligt hat. Diese hat vier eigenständige Golf & Spa Resorts.

Die Gruppe sucht weitere Standorte für Resorts an der Nord- und Ostsee

Und in Italien sieht Pojer Potenzial: „Wir wollen mit all unseren Marken wachsen und Resorts an neuen Standorten eröffnen. Italien ist dabei für uns ein sehr spannender Markt.“ Die Großstädte dort eigneten sich auch gut für die Henri Hotels, da diese attraktive, touristische Urlaubsziele bei deutschen Touristen seien.

Aber auch die deutsche Nord- und Ostseeküste bleibt weiterhin ein Schwerpunkt, man könne sich dort durchaus weitere Häuser der Marken A-Rosa, aja und Henri vorstellen. „Es gibt dort angesagte Ferienorte mit guter Infrastruktur – viele sind auch mit der Bahn erreichbar, was wir künftig im Sinne des nachhaltigen Tourismus fördern möchten“, sagt Pojer. „Wir sind immer auf der Suche nach einem passenden Grundstück für einen möglichen Neubau oder können uns auch vorstellen, bestehende Hotels zu übernehmen, die wir dann entsprechend auf eine unsere Marken umwandeln.“