Hamburg. Neurologe von der Asklepios Klinik Altona empfiehlt Tagebuch und sagt, warum viele Betroffene gerade zu Ferienbeginn leiden.
„Es gibt 37 Arten von Kopfschmerzen“, hieß es einst in einer bekannten TV-Werbung. „Tatsächlich sind es noch viel mehr“, sagt Dr. Jan Philipp Buschmann. Grundsätzlich unterscheide man aber erst einmal zwischen „primären“ Kopfschmerzen wie Migräne, Spannungs- oder Clusterkopfschmerz und „sekundären“ Kopfschmerzen.
„Zu der zweiten Kategorie gehört zum Beispiel der klassische Kater nach einer durchsumpften Nacht“, sagt der Oberarzt für Neurologie von der Asklepios Klinik Altona. „Der Kopfschmerz ist in diesem Fall also nicht die Erkrankung an sich, sondern ein Symptom.“ Deutlich bedrohlicher seien natürlich Kopfschmerzen dieser Kategorie, die beispielsweise durch ein geplatztes Aneurysma im Gehirn verursacht würden.
Kopfschmerzen als Notfall – das sind die Warnsignale
Doch wann sind Kopfschmerzen, an sich ein verbreitetes „Volksleiden“, denn nun tatsächlich ein Notfall? „Wir Mediziner sprechen da vom sogenannten Donnerschlag-Kopfschmerz“, sagt der Oberarzt, der in Altona auch für die Notaufnahme zuständig ist.
Und weiter: „Wenn es ein Kopfschmerz ist, den Sie so noch nie zuvor erlebt haben, der von einer Sekunde auf die nächste wie ein Blitz einschlägt, dann ist das eine rote Flagge, ein Warnsignal.“
Zehn Prozent der Deutschen haben Migräne
Sei der Betroffene dabei außerordentlich müde und schläfrig, dann sollte man dringend einen Arzt aufsuchen, rät der Experte. „Und Kopfschmerzen, die mit Fieber und Nackensteifigkeit einhergehen, müssen ebenfalls abgeklärt werden: Das kann auf eine Hirnhautentzündung hindeuten.“
Nun seien die Notfälle vergleichsweise selten, verbreiteter sei beispielsweise die Migräne. Zehn Prozent der Deutschen leiden an diesen wiederkehrenden Attacken, Dr. Jan Philipp Buschmann selbst zählt auch dazu: „Ich glaube, daher rührt mein medizinisches Interesse an Kopfschmerzen.“
Tatsächlich gebe es aber auch eine Untersuchung, die nahelege, dass jeder zweite Neurologe Kopfschmerzen aus eigener leidvoller Erfahrung kenne. „Die Frage ist, was zuerst da war: der Schmerz oder das Fachgebiet“, scherzt der Mediziner.
Kopfschmerzen: Bei Migräne helfen diese beiden Medikamente am besten
Bei Kopfschmerzen und eben auch bei der Sonderform Migräne sei es natürlich „in Ordnung“, zu Schmerztabletten zu greifen. „Niemand soll leiden und das aushalten müssen.“ Allerdings sei auf die genaue Dosierung und die Häufigkeit der Einnahme zu achten: „Eine hohe Dosis Aspirin oder Ibuprofen sollte mit einem Mittel gegen Übelkeit (MCP) kombiniert werden.“ Paracetamol übrigens wirke bei Migräne schlecht.
Unbedingt zu vermeiden sei ein „Übergebrauch“ von Kopfschmerzmitteln: „Ab zehn Tagen pro Monat wird es kritisch“, sagt der Spezialist.
Besonders einschränkend sei eine Migräne „mit Aura“, also mit Symptomen wie Seherscheinungen, wie etwa, dass der Betroffene plötzlich Zacken und Blitze sieht, bevor der Kopfschmerz einsetzt. „Wenn man weiß, dass das immer wieder auftritt, lässt es sich medikamentös vorbeugen.“
„Kopfschmerz-Kalender“ kann bei der Prophylaxe helfen
Deshalb empfehle er einen „Kopfschmerz-Kalender“, den es zum Ausdrucken, aber auch als App gebe, sagt der Spezialist. Über einen Zeitraum von drei Monaten sollten Betroffene notieren, wann der Kopfschmerz auftrete, ob er mit Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Lichtscheu oder Lärmempfindlichkeit einhergehe.
Lässt sich denn vorbeugend überhaupt etwas tun? „Sicherlich, aber das muss man individuell auf Basis der eigenen Daten mit dem Arzt des Vertrauens besprechen.“
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Spannungskopfschmerz sei, wie der Name sagt, meist die Folge einer großen Anspannung. „Das ist ja ein Schmerz, der beidseits vom Nacken über den Kopf zieht. Wir sind unter Stress in einer Angriffshaltung, und das führt dann zu einer übermäßigen Anspannung, die sich entlädt.“ Koffein helfe – bei leichtem Kopfschmerz als Espresso, sonst auch in einer Medikamentenkombination.
Zum Ferienstart: Mediziner kennen auch den „Holiday-Kopfschmerz“
Passend zum Ferienstart in Hamburg: „Viele kennen auch die Holiday Headaches, also den Kopfschmerz, der quasi am ersten Urlaubstag kommt“, sagt Dr. Jan Philipp Buschmann. „Das ist dann oft auch ein Warnsignal des Körpers, dass es in den letzten Wochen alles ein bisschen viel war.“