Hamburg. Geometrie-Aufgabe am Gymnasium Blankenese war selbst für Mathe-Cracks kaum zu lösen. Das sagt die Schulbehörde zu dem Fehler.
Peinlich, peinlich: Am Gymnasium Blankenese ist es zu einer unangenehmen Panne beim diesjährigen Abitur gekommen: Den Schülern wurde eine quasi unlösbare Matheaufgabe gestellt, wie Schulleiter Michael Koops dem Abendblatt am Freitag bestätigte.
Nun muss geklärt werden, ob die Prüfung möglicherweise wiederholt wird. Zuerst hatte die „Hamburger Morgenpost“ über den Fall berichtet.
Peinliche Panne beim Mathe-Abitur
Gymnasium Blankenese, 9 Uhr: 14 Schüler sitzen vor ihren Abituraufgaben im Fach Mathematik, grundlegendes Niveau. Doch die Aufgabe III zur Analytischen Geometrie ist praktisch unlösbar, auch für echte Mathe-Cracks. Eine falsche Zahl hat sich eingeschlichen. Die Schülerinnen und Schüler beißen sich Zähne daran aus, schaffen dadurch teilweise andere Aufgaben nicht mehr.
Das Unangenehme für die Lehrer in Blankenese: Der Fehler in der Aufgabe war ursprünglich in allen Unterlagen enthalten, die die Schulbehörde an die Schulen versandt hatte. Doch in der Behörde war das Problem gerade noch rechtzeitig aufgefallen und wurde im letzten Moment korrigiert.
Mail der Behörde wurde in Blankenese nicht beachtet
Eine entsprechende Mitteilung ging auch an das Gymnasium Blankenese, wie Schulleiter Koops bestätigte. „Leider ist dieser Korrekturhinweis hier aber nicht beachtet worden“, sagt er. „Das tut uns sehr leid, Fehler passieren auch bei uns.“
Laut Schulbehörde ging die Korrekturmail am Prüfungstag um 7.58 Uhr an alle beteiligten Schulen raus. „Es blieb daher noch genügend Zeit bis zum Prüfungsbeginn um 9 Uhr, um die Aufgabe zu ändern“, sagt Behördensprecher Peter Albrecht. Andere Schulen hätten dies auch getan.
Fehlerhafte Zahl schlich sich beim Abtippen ein
Solche kurzfristigen Korrekturmails seien an Prüfungstagen durchaus üblich, außer dem Gymnasium Blankenese sei ihm keine andere Schule bekannt, in der dieser Fehler durchgerutscht sei, so der Sprecher weiter.
Die fehlerhafte Zahl war ein Kontrollwert für die Geometrie-Aufgabe. Mit diesem falschen Wert sei die Aufgabe zwar prinzipiell noch rechnerisch zu bewältigen gewesen, allerdings nicht dem „Erwartungshorizont“ entsprechend, sagt Albrecht. Der Fehler sei ursprünglich nach dem Proberechnen beim Abtippen passiert.
Panne beim Abi soll kein Nachteil für Schüler sein
Wie Behörde und Gymnasium nun auf die fehlerhafte Abi-Klausur reagieren, ist noch nicht entschieden. „In Betracht kommt, die Klausur nachzuschreiben“, so Albrecht. „Ob es weitere sinnvolle Möglichkeiten gibt, wird aktuell noch beraten.“
„Den betroffenen Schülerinnen und Schülern darf aus dem Fehler kein Nachteil entstehen“, sagt Schulleiter Koops. „Das ist für uns das Wichtigste.“
Immer wieder Pannen beim Abitur in Hamburg
Leider sind Pannen beim Abitur in Hamburg kein Einzelfall: Im Mai 2021 war es bei der Klausur im Fach Biologie zu einem regelrechten Chaos gekommen. Gleich in drei Fällen mussten Fehler in den Aufgabenstellungen während der laufenden Prüfung korrigiert werden, was zu erheblichen Verzögerungen führte. Unter anderem passte die Aufgabenstellung im Genetik-Teil der Abiturklausur nicht zu dem Material, das in Form von Grafiken den Textaufgaben beigegeben war.
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Die Schulbehörde gewährte damals eine Verlängerung der Bearbeitungszeit um 30 Minuten und bot den Abiturienten alternativ an, die Prüfung abzubrechen und zu einem späteren Termin nachzuholen. Betroffen waren 2990 Schülerinnen und Schüler – fast jeder dritte der 9900 Hamburger Abiturienten.
Im Jahr 2019 waren zwei der insgesamt vier in Hamburg verwendeten Abschlussklausuren zu schwer, zahlreiche Schüler wurden zunächst mit einer Fünf oder Sechs benotet. Im Nachhinein wurde offiziell bestätigt, dass der Anspruch für das grundlegende Niveau zu hoch war. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich mündlich noch einmal prüfen lassen, später wurden die Zensuren um eine halbe Note heraufgesetzt.
Gymnasium Blankenese eigentlich wieder auf Kurs
Dass es nun ausgerechnet am Gymnasium Blankenese zu einer erneuten Panne gekommen ist, ist besonders unglücklich für Schulleiter Koops. Denn dem 57 Jahre alten Pädagogen ist es nach der wohl tiefsten Krise der Schule gelungen, das traditionsreiche Haus wieder auf Kurs zu bringen. Und das trotz verärgerter Eltern, eines zerstrittenen Schulvereins und eines in Teilen wohl demotivierten Kollegiums.
Im Sommer 2021 hatte der damalige Leiter der Schule, Joachim Hagner, nach einer regelrechten Schlammschlacht mit den Eltern das Handtuch geworfen. Nachfolger Koops überzeugte danach mit Diplomatie und einer stets offenen Tür.
Eines macht der 57-Jährige in seinem Amt auf jeden Fall richtig: Er gibt Fehler zu, wenn sie passieren, und übernimmt Verantwortung.