Hamburg. Consus Real Estate warnt vor hohen Verlusten bei der Umsetzung des Projekts. Kurz danach gibt es die nächste Hiobsbotschaft.

Die Realisierung des Holsten-Quartiers in Altona durch den Investor Consus Real Estate AG wird immer unwahrscheinlicher. Am Dienstag gab das zum schwer angeschlagenen Immobilienkonzern Adler Group gehörende Unternehmen eine „Verlustanzeige“ heraus: Demnach sei anzunehmen, dass hohe Abschreibungen zu einem negativen Eigenkapital führen werden – Consus hätte also mehr Schulden als Vermögenswerte.

„Hintergrund des Abschreibungsbedarfs sind gestiegene Baukosten und eine deutliche Reduzierung des erwarteten Projektentwicklungsvolumens“, teilte das Unternehmen in Berlin mit. Gemäß Aktiengesetz werde man die Lage nun auf einer außerordentlichen Hauptversammlung „erörtern“.

Kurz darauf die nächste Hiobsbotschaft: Am Nachmittag teilte der in Luxemburg sitzende Mutterkonzern Adler mit, dass der Wirtschaftsprüfer KPMG „nicht als Abschlussprüfer für den Jahres- und Konzernabschluss der Gesellschaft für das Geschäftsjahr 2022 zur Verfügung steht“. KPMG hatte kürzlich bereits das Testat für das Jahr 2021 verweigert und damit die Turbulenzen um Adler mit ausgelöst. Hinzu kam ein Verlust von mehr als einer Milliarde Euro, der wesentlich auf hohe Abschreibungen auf das Consus-Portfolio zurückging.

Holsten-Quartier: Realisierung bleibt unklar

In Hamburg fehlt seitdem der Glaube, dass der ohnehin umstrittene Investor das Holsten-Quartier, in dem 1300 neue Wohnungen, drei Kitas und viel Gewerbe entstehen sollen, noch realisieren kann. Das Bezirksamt Altona hatte daraufhin einen Finanzierungsnachweis für das Projekt gefordert. Ohne diesen werde man den städtebaulichen Vertrag mit Consus nicht unterzeichnen, hatte Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) klargestellt.

Die Verlustanzeige ändere an dieser Lage vorerst nichts, sagte am Dienstag eine Sprecherin des Bezirksamtes. Die Adler Group betonte zwar auf Abendblatt-Anfrage kürzlich, an dem Projekt festzuhalten und über die nötigen Mittel zu verfügen – der Nachweis gegenüber dem Bezirk wurde aber noch nicht erbracht.

Auch der rot-grüne Senat steht in der Kritik: Denn 2016, als die Holsten-Mutter Carlsberg das Areal veräußern wollte, verzichtete er darauf, sich ein Vorkaufsrecht für den Fall eines Weiterverkaufs einräumen zu lassen – ein Zugeständnis dafür, dass die Brauerei in der Stadt blieb und nach Hausbruch umzog.

So konnte das Gelände mehrmals ungestört den Besitzer wechseln, wobei der Wert der 8,6 Hektar immer weiter stieg: von rund 150 Millionen auf mehr als 360 Millionen Euro. Selbst für Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) ist das Holsten-Quartier „ein Lehrbeispiel, wie man es nicht machen sollte“. Mittlerweile versucht die Stadt, das Areal doch noch zu erwerben.