Hamburg. Dr. Dirk Seeler, Chefarzt am Asklepios Westklinikum Hamburg, erklärt Ursachen für Entzündung. Welche Therapie hilft.
Plötzlich schmerzt der Oberbauch massiv. Es drückt so sehr, als werde ein Gürtel immer enger gezogen. Bis in den Rücken strahlt der stechende Schmerz aus, kurz darauf wird dem Betroffenen übel, er fiebert. „Diese Symptome erhärten den Anfangsverdacht, dass es sich um eine Bauchspeicheldrüsenentzündung handeln könnte“, sagt Dr. Dirk Seeler.
Bauchspeicheldrüse: Über Entzündung kann Abflussstörung entstehen
Seit Januar ist der erfahrene Chefarzt für Gastroenterologie am Asklepios Westklinikum Hamburg tätig, sieht hier aufs Jahr gerechnet rund 100 Patienten mit diesem Krankheitsbild. Doch was passiert überhaupt bei einer akuten Pankreatitis, einer Bauchspeicheldrüsenentzündung? „Über die akute Entzündung kann je nach Ursache im Prinzip eine Abflussstörung entstehen“, erklärt der Experte.
Die Bauchspeicheldrüse gebe täglich bis zu zwei Liter Verdauungssekret in den Dünndarm ab, damit die Nahrung dort weiterverwertet werden könne. Bei einer Entzündung würden diese teils aggressiven Verdauungssäfte zu früh schon in der Bauchspeicheldrüse aktiv. „Im Prinzip beginnt die Drüse dann, sich teilweise selbst zu verdauen.“
Bauchspeicheldrüse: Zu viel Alkohol ist eine der Hauptursachen
Zwei Hauptursachen sind für die Entzündung der Bauchspeicheldrüse ausgemacht: übermäßiger Alkoholkonsum über Jahre, was häufiger auf männliche Patienten zutrifft, und Gallensteine, die etwas häufiger bei den betroffenen Frauen der Auslöser für die Entzündung sind. Denn der sogenannte Pankreasgang vereinigt sich eben kurz vor dem Darm mit dem Gallengang. Wird diese Mündung durch einen Gallenstein verstopft, führt dies zu einem Rückstau der Verdauungssäfte, sodass sich die Bauchspeicheldrüse entzündet. „Und das verursacht dann die starken Schmerzen.“
Nach der klassischen Anamnese („Was ist die Vorgeschichte des Patienten? Können auch ein Magengeschwür oder ein Herzinfarkt die Schmerzen verursachen?“) würden die Laborwerte untersucht und eine bildgebende Diagnostik (Ultraschalluntersuchung) durchgeführt.
Danach beginne die sogenannte symptomatische Therapie. „Denn es gibt leider keine Medikamente, die konkret gegen eine Bauchspeicheldrüsenentzündung wirken oder die Ursache beheben. Das heißt, es gilt zunächst, die Symptome zu lindern“, erklärt der Chefarzt. Je nach Schweregrad sei auch eine intensivmedizinische Betreuung erforderlich.
Gallenstein, der die Mündung verstopft, muss entfernt werden
Ist Alkohol die Ursache, müsse der Patient nach dem hoffentlich erfolgreichen Abklingen der Entzündung auf Bier, Wein, Schnaps komplett verzichten.
Bei Gallensteinen gehe es darum, den Stein, der die Mündung verstopft und die Entzündung verursacht, zu entfernen. „Früher hat man sofort operiert. Heute weiß man, dass es sinnvoller ist, den Patienten zunächst zu stabilisieren und den Eingriff dann zeitnah durchzuführen.“ Mit einem speziellen Endoskop gehe der Gastroenterologe dabei in den Zwölffingerdarm, suche die entsprechende Mündungsstelle auf, erweitere diese und entferne den störenden Stein aus dem Gang. „Die akute Entzündung läuft natürlich noch etwas weiter, muss ausheilen.“
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Gebe es noch weitere Gallensteine in der Gallenblase, so empfehle man, diese zu entfernen. „Sonst bleibt das Risiko, dass irgendwann wieder ein Stein in die Mündung rutscht.“
Bauspeicheldrüse chronisch entzündet – Erkrankung verläuft schleichend
Im Gegensatz zur akuten Pankreatitis gebe es noch die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung, ebenfalls durch Gifte ausgelöst, neben Alkohol zum Beispiel durch Nikotin. „Da setzt die Entzündung nicht so dramatisch und plötzlich ein, sondern verläuft schleichend. Das ist aber besonders gefährlich, weil dieses fast unbemerkte Schwelen im schlimmsten Fall zu Organschäden führen kann“, sagt der Chefarzt.
Dies passiere glücklicherweise relativ selten: „Die meisten Bauchspeicheldrüsenentzündungen verlaufen glimpflich, eben weil sie mittlerweile auch sehr gut behandelt werden können.“