Hamburg. Die Polizei begleitet die Fanmärsche der beiden Vereine eng – und rechnet mit gewaltbereiten Anhängern.

Die Polizei Hamburg bereitet sich mit einem Großaufgebot auf das Derby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli vor (Anstoß 18.30 Uhr). Es werden mehr als 1000 Beamte im Einsatz sein, wenn am Freitag erstmals seit 2020 im ausverkauften Volksparkstadion das Spiel der Rivalen ohne Corona-Einschränkungen stattfindet.

Die Begegnung gilt als Hochrisikospiel. Käme es zu einem direkten Aufeinandertreffen der verfeindeten Fans beider Vereine, würde es nach Einschätzung der Polizei schnell zu Schlägereien kommen. Wenn am Freitag die Begegnung ansteht, werden nicht nur Beamte der Hamburger Bereitschaftspolizei, der Alarmhundertschaften und der Verkehrsdirektion aus dem Polizeipräsidium in Winterhude vom Führungsstab eingesetzt. Auch Hundertschaften aus Berlin und Schleswig-Holstein werden dabei sein.

Derby: HSV gegen St. Pauli – Polizei rechnet mit gewaltbereiten Fans

Eng begleitet werden die von den Anhängern beider Vereine geplanten Fanmärsche. Die Anhänger des HSV wollen von Stellingen über Binsbarg geschlossen zum Stadion gehen. Die Fans von St. Pauli planen, mit der S-Bahn vom Jungfernstieg nach Othmarschen zu fahren und von dort aus zum Stadion zu marschieren.

In beiden Aufzügen werden sich laut Prognose der Polizei sowohl Fans der Kategorie B befinden, die nicht gewaltabgeneigt sind, wie auch der Kategorie C, die Gewalt gezielt suchen. Für die Fahrt sollen Sonderzüge eingesetzt werden. Der für den Freitag angekündigte Bahnstreik wird – so die Einschätzung der Polizei – darauf keinen Einfluss haben, da die Arbeitsniederlegung um 11 Uhr beendet wird. Die Fahrten sind jedoch erst am Nachmittag.

HSV gegen St. Pauli – als „Unbekannte“ gelten die Anhänger von „Rotsport“

Oberstes Ziel der Polizei ist es, die Anhänger beider Vereine voneinander auf Distanz zu halten. Dafür werden mehrere Hundertschaften und auch Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE) eingesetzt. Erwartet wird, dass der Großteil der Fans das Stadion erreichen und nicht vorher festgesetzt werden will.

Zudem gilt das Umfeld des Stadions am Volkspark als leichter zu überwachen als der Bereich um das Millerntor-Stadion. Als „Unbekannte“ gelten bei der Polizei die Anhänger von „Rotsport“ – einer gewaltaffinen, lockeren Gruppierung, die dem FC St. Pauli nahesteht. Sie waren nach Erkenntnissen der Polizei federführend, als sich beim letzten Derby auf dem Kiez zwei Gruppen von Anhängern der Kiez-Kicker von der Südkurve des Stadions und dem Fanladen aus in Richtung Fanmarsch der HSV-Anhänger bewegten. Die Bundespolizei hielt sie damals auf.

Derby in Hamburg: HSV vs. St. Pauli – aus gutem Grund am Freitag

Parallel zum Fußballeinsatz ist die Polizei bei einer vom Islamischen Zentrum angemeldeten stationären Kundgebung im Einsatz, zu der 500 bis 1000 Teilnehmer erwartet werden. Als besonders beim Lokalderby wird auch bewertet, dass die Polizei die Begegnung aus – wie es offiziell heißt – „einsatztaktischen Gründen“ auf den frühen Freitagabend gelegt haben wollte. Der Hintergrund ist einfach zu erklären.

Am Wochenende hätten die gewaltbereiten Anhänger mehr „Vorlauf“ gehabt, um sich in „Stimmung“ zu bringen – und selbst der mögliche Alkoholkonsum spielte eine Rolle, weil man bei der Polizei davon ausgeht, dass am Freitag bei dem eher frühen Spielbeginn für viele der Fans zu wenig Zeit bleibt, um einen problematischen Alkoholpegel zu erreichen.