Hamburg. Das Kind war vor 23 Jahren spurlos verschwunden. Am Freitag wurde ein Kleingartengelände untersucht: die Ergebnisse.
Neue Suchaktion nach Hilal Ercan, die vor 23 Jahren spurlos verschwand: Am Freitag hat die Polizei Hamburg auf dem Gelände einer Kleingartenparzelle an der Nansenstraße in Bahrenfeld stundenlang nach den sterblichen Überresten der 1999 verschwundenen Hilal Ercan gesucht – das Mädchen war damals zehn Jahre alt. Auch ein Bagger kam bei der Aktion zum Einsatz.
Hilal Ercan: Neue Suche – Polizei findet Knochen, aber keine Beweisstücke
Das Gelände war am 12. Oktober von Archäologen der Universität Hamburg mit einem Bodenradar „durchleuchtet“ worden. Dabei waren an vier Stellen Unregelmäßigkeiten in der Bodenstruktur entdeckt worden. Der Verdacht liegt nahe, dass dort Boden ausgehoben und das Loch später wieder zugeschüttet wurde.
An diesen vier Stellen und an fünf weiteren Stellen, an denen ein Hund im Sommer angeschlagen hatte, sowie auf einem Streifen, an dem das Bodenradar nicht eingesetzt werden konnte, wurde nun gegraben. Auch ein Baum wurde gefällt – jedoch ohne Ergebnis. Die Staatsanwaltschaft teilte am Nachmittag mit, die Suche sei "ergebnislos abgeschlossen" worden, die Grabungen hätten keine neuen Beweismittel zutage gefördert. Zwar wurde unter anderem ein Knochen aus dem Erdreich geborgen, schnell stellte sich aber heraus, dass dieser von einem Schwein stammt, nicht von einem Menschen.
Hilal Ercan: Dirk H. gestand mehrmals, Mädchen getötet zu haben
Im Sommer hatte die Familie von Hilal zusammen mit Unterstützern auf eigene Faust ermittelt. Dabei war man auf das Kleingartengelände an der A7 gestoßen. Dort soll sich Dirk H. mehrfach aufgehalten haben – der Mann ist ein verurteilter Kinderschänder, der in der geschlossenen Psychiatrie einsitzt. Er hatte in der Vergangenheit mehrfach gestanden, Hilal entführt, getötet und verscharrt zu haben. Immer wieder zog er anschließend sein Geständnis zurück.
An mehreren Stellen, an die er die Polizei geführt hatte (darunter ein Areal im Volkspark), aber auch eine Kiesgrube in Rissen, war nichts gefunden worden. Zuletzt hatte die Polizei im Juli dieses Jahres ein 2,7 Hektar großes Waldstück an der Ohechaussee in Norderstedt durchkämmt. Dort waren auch Taucher in einem kleinen See und Mitarbeiter der Universität Hamburg mit im Einsatz. Allein diese Aktion, die ebenfalls ergebnislos blieb, hatte 25 Tage gedauert.
Hilal Ercan – Familie startete im Sommer Suchaktion mit Hund
Hilals Familie hatte im Sommer bei der Suche in dem Kleingarten auch einen Unterstützer mit Hund, der angeblich menschliche Leichen aufspüren kann, dabei. Das Tier, dass mittlerweile verstorben ist, schlug im Sommer an – ebenso wie ein zweiter Hund. In einer für das Fernsehen gedrehten Dokumentation sagte einer der Hundeführer: „Hier liegen zu 100 Prozent menschliche Knochen“.
Die Hamburger Polizei hatte seit 1999 mit großem Aufwand nach Hilal gesucht. Schon kurz nach ihrem Verschwinden war die Soko „Morgenland“ gegründet worden. An der Spitze stand Reinhard Chedor, der damals als einer der Top-Ermittler der Hamburger Kripo galt und späterer LKA-Chef wurde. Er hatte sich persönlich stark engagiert und zu der Familie des verschwundenen Mädchens ein Vertrauensverhältnis aufgebaut.
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Bis zu 140 Beamte waren in Spitzenzeiten in die Ermittlungen eingebunden. Hilal wurde nicht gefunden. Chedor ging in Pension, ohne dass er das Schicksal von Hilal, das der einzige ungelöste Langzeitvermisstenfall mit einem Kind in Hamburg ist, löste. Mittlerweile werden die Ermittlungen von der Einheit „Cold Case“ geführt, die alte, ungelöste Mord- und Vermisstenfälle bearbeitet.