Hamburg. Ermittler der Hamburger „Cold Case Unit“ sollen 19 Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens neue Hinweise bringen.

Vor fast genau 19 Jahren, am 27. Januar 1999, hat Hilal Ercan die Wohnung ihrer Eltern an der Spreestraße in Lurup verlassen und ist nie wieder zurückgekehrt. Eine Deutsche Mark hatte sie damals als Belohnung für ein gutes Zeugnis bekommen. Davon kaufte sie sich im Einkaufszentrum Elbgaustraße Hubba-Bubba-Kaugummi. Dann wollte sie nach Hause. Es war das letzte Mal, dass die Zehnjährige gesehen wurde.

Jetzt hat haben die Spezialermittler der „Cold Case Unit“ der Hamburger Polizei den Fall übernommen. Die Beamten um Leiter Steven Baack sind die „Truppe für hoffnungslose Fälle“, für langjährig ungelöste Tötungsdelikte und Vermisstenfälle, bei denen man glaubt, dass es für die Verschwundenen keine Hoffnung mehr gibt, sie lebend zu finden. Hilal Ercan ist so ein Fall.

Ansätze für Ermittlungen hatte es gegeben

Es wird ein besonders schwieriger, denn es ist ein Fall, bei dem die Hamburger Polizei alles unternommen hat. Der damalige Leiter der Soko „Morgenland“, die Hilal mit bis zu 140 Beamten suchte, und spätere Leiter des Landeskriminalamtes, Reinhard Chedor, hatte es zu seinem persönlichen Anliegen gemacht, das Mädchen zu finden. Jahrelang ermittelte er zäh. Er ging inzwischen in Pension, ohne den Fall gelöst zu haben.

Ansätze für Ermittlungen hatte es immer wieder gegeben. So wie bei einem Kinderschänder, der an dem Tag nicht zur Arbeit ging, weil er krankgeschrieben war. Oder zu den toten NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, die in ganz Deutschland Jagd auf Ausländer gemacht hatten. Doch alle Spuren verliefen im Sande oder erwiesen sich als falsche Fährte.

Vergessen ist Hilal Ercan nicht

Jetzt soll die „Cold Case Unit“ helfen. Sie soll den Hinweis, die Spur finden, die vielleicht doch noch Licht in das Dunkel um einen der spektakulärsten Vermisstenfälle der deutschen Nachkriegsgeschichte bringt. Vergessen ist Hilal Ercan nicht: Noch im letzten Jahr hängten Angehörige im Einkaufszentrum ein Bild von Hilal auf. Sie stellten Kerzen darunter und legten Blumen nieder. Auf ein Schild schrieben sie, wie sehr sie Hilal vermissen.

Die Ermittler der „Cold Case Unit“ haben gerade mit ihrer Arbeit begonnen. Sie werden den Fall noch einmal Stück für Stück analysieren und versuchen, das noch nicht Gedachte zu denken. Auch Aktionen sind geplant, mit denen noch einmal Zeugen gefunden werden sollen. Die Hoffnung ist, dass sich jemand doch noch erinnert – oder, dass heute jemand sein Schweigen bricht. Die Eltern des vermissten Mädchens sollen Gewissheit über das Schicksal ihrer Tochter bekommen.