Hamburg. Ermittler suchen ein Grundstück im Volkspark nach Überresten des vermissten Mädchens ab. Eine Forensikerin erklärt das Verfahren.
Im Fall der seit 1999 vermissten Hilal Ercan hat die Polizei die Rodungsarbeiten für die Suche nach sterblichen Überresten des Mädchens im Hamburger Volkspark abgeschlossen. Zuvor hatten Familienangehörige das direkt an einen Kleingartenverein grenzende Grundstück von einem Leichenspürhund absuchen lassen. Auslöser für die Suche war die Aussage eines damals minderjährigen Mannes, der auf dem Gelände mehrfach einen Verdächtigen gesehen haben will.
Hilal Ercan: Polizei will Gelände im Volkspark sondieren
Der von der Familie eingesetzte Suchhund hatte auf dem Grundstück angeschlagen. „Wir gehen jedem Hinweis in dem Vermisstenfall nach und werden Anfang Oktober zusammen mit der Universität Hamburg das Gelände sondieren“, so Polizeisprecherin Sandra Levgrün.
Erst im Sommer hatte die Polizei ein etwa 2,7 Hektar großes Areal an der Ohechaussee in Norderstedt durchsucht. Im Volkspark wird ein Bodenradar zum Einsatz kommen, das mittels elektromagnetischer Wellen im Hochfrequenzbereich das Erdreich „durchleuchtet“.
So können Unterschiede in den Erdschichten sichtbar gemacht werden. Eine Stelle, an der ein menschlicher Körper vergraben wurde, könnte so lokalisiert werden. „Wir warten die Ergebnisse der Untersuchung ab und entscheiden dann, wie weiter verfahren wird“, so Levgrün.
Hilal Ercan verschwand am 27. Januar 1999. Immer wieder hatte es Suchen gegeben, unter anderem 2003 im Volkspark, nachdem ein verurteilter Kinderschänder einen Mord an Hilal gestanden hatte – und das Geständnis kurz darauf widerrief.
Suche nach Hilal: Forensikerin erklärt übliches Vorgehen
Jemand, der häufiger bei professionellen Suchen nach verborgenen Toten mithilft, ist die forensische Anthropologin Eilin Jopp-van Well. Bei der Frage, wo innerhalb eines Areals ein Leichnam zu finden sein könnte, beginnt die Expertin üblicherweise mit der sogenannten Prospektion. „Das heißt, ich schätze das Gelände ein, gucke mir beispielsweise den Baumbestand an und versuche herauszufinden, was sich seit dem Verschwinden der gesuchten Person verändert hat“, erzählt die Expertin vom Institut für Rechtsmedizin.
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„Bei größeren Arealen wird das Gelände zunächst mithilfe eines Georadars gesichtet. So bekommt man ein Bild der unterirdischen Strukturen, ähnlich einer sonografischen Aufnahme“, erklärt die Expertin. Wird ein bestimmtes Areal als „verdächtig“ eingeschätzt, zieht die Anthropologin den Boden ab und legt sogenannte Suchschnitte an.
„Ich erkenne anhand der Verfärbung des Sediments und der Dichte, ob dort mal gegraben wurde. Dann spüre ich das in der Kelle und kann mich daran entlang arbeiten. Wenn ich dann ein Rechteck sehe, etwa schulterbreit, dann schreit das danach, dass da jemand liegt.“
Ist die Suche nach einem Leichnam erfolgreich, geht Eilin Jopp-van Well in einer Grabgrube systematisch und vorsichtig vor. „Ich will herausfinden, ob der Körper vollständig ist. Wie er liegt: in Rücken- oder Bauchlage oder auch kopfüber? Ist er verdreht, sind die Beine angezogen?“