Hamburg. Grüne Bezirks-Chefin spricht sich für den Neubau aus. Doch Altonaer Politiker sind mehrheitlich dagegen und fordern eine Neuplanung.

Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) geht davon aus, dass es keine Alternative zum umstrittenen Neubau der Sternbrücke in Altona gibt. „Man muss das ganz pragmatisch sehen“, sagte von Berg. „Die Planung ist gelaufen, das Planfeststellungsverfahren eingeleitet. Der Drops ist gelutscht.“

Wie mehrfach berichtet, hatte der von der Deutschen Bahn vorgelegte Entwurf einer großformatigen „Bogenbrücke“ über den Kreuzungsbereich Stresemannstraße/Max-Brauer-Allee von Anfang an vielstimmige Kritik ausgelöst. Neben der Größe des Bauwerks wurde bemängelt, dass es keinen vorgelagerten Wettbewerb verschiedener Entwürfe gegeben hatte.

Von Berg, die ihr Amt erst im vergangenen Jahr angetreten hat, sagte dem Abendblatt, sie habe bei der Brückenplanung vollendete Tatsachen vorgefunden. Vermutlich wäre es sinnvoller gewesen, die Neubaupläne anders zu kommunizieren und einen Wettbewerb mit Bürgerbeteiligung einzuleiten. Doch das sei nun zu spät. Ein komplettes Umsteuern würde zu viel Zeit und Geld kosten, so von Berg.

Von Berg gibt der Deutschen Bahn Rückendeckung

So soll die neue Sternbrücke (links) aussehen. Foto rechts: Die alte Brücke.
So soll die neue Sternbrücke (links) aussehen. Foto rechts: Die alte Brücke. © Vössing Ingenieurgesellschaft mbH Deutsche Bahn AG/Roland Magunia/ Montage: HA

Die Bezirksamtsleiterin verteidigte den Entwurf sogar gegen Kritik. Vor allem mit Blick auf die geplante umfangreiche Umgestaltung der Verkehrswege unterhalb der Brücke und in deren Umfeld könne es gar keine Alternative zur „Bogenlösung“ geben. Von Berg erinnerte daran, dass eines Tages unter der Brücke mehrere Pkw-, Bus und Fahrradspuren verlaufen sollen, zudem müsse auch noch genug Raum für Fußgänger vorhanden sein.

Für Stützpfeiler unter der Brücke gebe es dann einfach keinen Platz mehr, und eine stark frequentierte Eisenbahnbrücke ohne Pfeiler sei bei rund 108 Metern Spannweite nur in der geplanten Form realisierbar. In diesem Zusammenhang nahm von Berg auch die Deutsche Bahn gegen Angriffe in Schutz. Diese habe die Planung wie von der Stadt gefordert völlig korrekt abgearbeitet und sei im Übrigen „ein fairer Gesprächspartner“. Immerhin habe der Bezirk noch Einflussmöglichkeiten, zum Beispiel bei der Gestaltung des Verkehrsraums und des unmittelbaren Umfelds der Brücke, so von Berg.

Alles zum Streit um die neue Sternbrücke:

Wie berichtet, hatte Altonas Bezirksversammlung am vergangenen Donnerstag von dem Senat und der Deutscher Bahn die völlige Neuplanung der Sternbrücke gefordert. SPD, Grüne, CDU und FDP hatten mitgeteilt, der Neubau müsse sich „harmonisch“ in das Stadtbild einfügen. Der verkehrspolitische Sprecher der Altonaer Grünen, von Bergs Parteifreund Holger Sülberg, ließ dazu mitteilen: „Wir brauchen kein Riesenbauwerk mitten im Wohngebiet, sondern eine Planung für weniger Autoverkehr und mehr Platz für Bus und Rad.“

Grüne in Altona fordern neuen Bürgerbeteiligungsprozess

Sülberg fordert auch einen neuen Bürgerbeteiligungsprozess: „Dazu sollte die Tradition der Planungswerkstatt Stresemannstraße fortgesetzt und der offene Dialog mit der Bevölkerung gesucht werden.“ Gregor Werner, baupolitischer Sprecher der SPD-Fraktion in Altona, hatte betont: „An dieser Stelle ist kein dominanter Solitär gefragt, sondern eine dezente und geometrisch ruhige Kon­struktion.“ Und FDP-Fraktionschefin Katarina Blume sagte: „Es sollte doch möglich sein, die Herausforderungen an Funktionalität und zeitgemäße Verkehrsführung mit einem Anspruch an Ästhetik und Proportionalität im Design zu verbinden.“

Bezogen auf Stefanie von Bergs positives Votum für die neue Brücke sagte Katarina Blume jetzt: „Wir gewählten Kommunalpolitiker vertreten die Inter­essen der Altonaer und sind dabei frei von Vor-Festlegungen. Frau von Berg dagegen vertritt die Verwaltung und argumentiert natürlich auf einer ganz anderen Ebene.“

Denkmalschützer kritisieren den geplanten Neubau

Der Brückenneubau wird von Denkmalschützern, wie berichtet, zusätzlich kritisiert, weil der bestehende Denkmalschutz der rund hundert Jahre alten Brücke nicht berücksichtigt werde. Dazu stellte die Bezirksversammlung in ihrem Beschluss jetzt unmissverständlich klar: „Die Brücke ist nach ihrer hundertjährigen Nutzung am Ende ihrer Belastungsdauer angekommen. Alle Beteiligten sind zu dem Schluss gekommen, dass ein Erhalt der bestehenden Brücke nicht sinnvoll ist.“

Kristina Sassenscheidt vom Denkmalverein Hamburg sagt dazu: „Dass die Bezirksversammlung jetzt in dieses Horn trötet, kann uns nicht mehr wirklich überraschen. Fakt ist aber, dass die alte Brücke eine architektonische Meisterleistung ist, weil sie damals mit sehr großem Aufwand bewusst ,stadtbildverträglich‘ gebaut wurde. Der dort geplante Neubau ist für uns genau das Gegenteil davon.“