Altona-Nord. Die Pläne für die Bebauung des Areals in Altona werden konkreter. Im Gespräch ist ein Verkaufspreis von 80 Millionen Euro.

Ursprünglich war der Verkauf sehr verschwiegen angeschoben worden: Wer im Vorfeld der Verhandlungen mit der Politik im Bezirk Altona über seine Pläne spricht, falle aus dem Verfahren heraus. So harsch hatten es die Makler der Holsten-Brauerei noch in einen Angebotspapier formuliert, als man Ende 2015 startete, im größeren Stil nach Investoren für das alte Brauerei-Gelände in Altona zu suchen. Inzwischen wird sehr wohl geredet: Nach Abendblatt-Information kamen in dieser Woche der Chef von Carlsberg-Deutschland, Sebastian Holtz, und führende Bezirkspolitiker sowie Bezirksamtsleiterin Liane Melzer (SPD) zu einer Runde im Rathaus Altona zusammen, um über die Zukunft des Areals zu beraten, das einige schon „Hopfenviertel“ nennen.

Und dabei sollen auch erstmals konkrete Zahlen genannt worden sein: Mindestens 80 Millionen Euro soll der Bierkonzern für das Areal verlangen. Dort könnten nach Schätzungen dann in unmittelbarer Nähe zur Neuen Mitte Altona bis zu 1000 Wohnungen gebaut werden. Sieben Investoren, so hieß es, seien im aktuellen Bieterverfahren noch dabei. Bei dem Verkauf des gut 86.500 Quadratmeter großen Geländes dürfte es sich eben um einen der größten Immobiliendeals der Stadt handeln, wie es in der Branche heißt.

450 Arbeitsplätze sollen in der Stadt gehalten werden

Seit 1879 braut Holsten, heute eine Tochter des dänischen Carlsberg-Konzerns, schon Bier in Altona. Allerdings befindet sich das Firmengelände nicht mehr am Rand der Stadt, sondern mittendrin. Begehrte Wohnquartiere wie Schanze und Ottensen liegen nicht weit weg. Wegen der Wohnhäuser ist die Produktion aber beschränkt, nachts darf beispielsweise nicht mehr gebraut werden. Carlsberg denkt daher schon länger über einen neuen Standort nach. Der Senat will indes die rund 450 Arbeitsplätze in der Stadt halten und hat als neuen Brauerei-Standort ein Grundstück im Gewerbegebiet von Hausbruch angeboten.

Die Investition in die neue Brauerei soll mit dem Grundstücksverkauf gedeckt werden, erfuhr die Altonaer Bezirksrunde. Und eben rund 80 Millionen Euro würde man für den Bau benötigen. Investoren müssten allerdings zusätzlich auch noch die Erschließungskosten für das dann neue Baugebiet tragen. Unklar ist zudem offenbar, wie hoch eine mögliche Kontamination des Untergrundes auf dem jahrelangen Industrieareal sein könnte. Derzeit finden dazu Probebohrungen statt.

Auch Wohnungen für Flüchtlinge sollen entstehen

Voraussetzung für das Geschäft ist allerdings, dass der Bezirk mit einem Bebauungsplan die Umwandlung von Industrie- in Wohngebiet ermöglicht. Und das ist an die Bedingung der Stadt geknüpft, dass die Holsten-Produktion in Hamburg bleibt. Nach dem Gespräch im Altonaer Rathaus stehen die Chancen auf eine Einigung aber wohl ganz gut: Bei einem Verkaufspreis von 80 Millionen Euro könnten Investoren auf dem riesigen Gelände auch die Vorstellungen des Bezirks umsetzen, vermuten Politiker. Größtenteils Wohnungen, auch geförderte und welche für Flüchtlinge, sollten dort gebaut werden, so die Forderung. Bei einer ähnlichen Bebauung wie in der benachbarten Neuen Mitte Altona wäre dann der Bau von bis zu knapp 1000 Wohnungen möglich, schätzt man im Bezirk.

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Aber auch Platz für Gewerbe, Büros und Einzelhandel soll auf dem Holsten-Areal nach Willen der Bezirkspolitik sein. Was durchaus im Sinn des Unternehmens sein könnte: So gibt es die Überlegung, dass die Holsten-Verwaltung auch in Altona bleiben könnte und nur die Produktion nach Hausbruch umsiedelt. Carlsberg-Deutschland wollte die konkreten Zahlen nicht bestätigen, dementierte sie aber auch nicht. Unternehmenssprecher Christoph Boneberg sprach von einem „hohen zweitstelligen Millionenbetrag“ , den Carlsberg in die neue Produktionsstätte investieren wolle.

Allerdings ist der ursprüngliche Zeitplan wohl ins Rutschen gekommen, ein Selbstgänger ist der Verkauf offensichtlich nicht – trotz der attraktiven Lage. Ursprünglich strebte Carlsberg für den Grundstücksverkauf eine Beurkundung bis zum 26. Februar an. Später hieß es, im April werde verkauft. Nun ist man vorsichtiger geworden. Carlsberg-Sprecher Boneberg: „Wir peilen den April weiter an, können aber nicht ausschließen, dass es sich durch Verzögerungen bis in den Mai zieht.“