Altona/Hausbruch. Schon im Herbst will die Brauerei am neuen Standort bauen. Areal an der Holstenstraße soll für Wohnungsbau zur Verfügung stehen.
Die Holsten-Brauerei, die zum dänischen Carlsberg-Konzern gehört, will ab Anfang 2018 rund eine Million Hektoliter Bier am neuen Standort im Gewerbegebiet Heykenaukamp in Hausbruch brauen. Die Bauarbeiten für die neue Produktionsstätte auf der rund 57.000 Quadratmeter großen Fläche sollen voraussichtlich im Herbst 2016 beginnen. Der Konzern wird einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in das Bauvorhaben investieren. Das städtische Grundstück soll in Kürze erworben werden. Das bestätigte Carlsberg-Deutschland-Chef Sebastian Holtz im Abendblatt-Gespräch.
In diesem Zusammenhang steht auch einer der wohl größten Grundstückdeals der vergangenen Jahre: Der Verkauf des Brauereigeländes an der Holstenstraße in Altona steht kurz vor dem Abschluss. „Wir sind in den finalen Verhandlungen mit mehr als einer Handvoll Projektentwickler. Im April soll es dann in enger Abstimmung mit der Stadt eine Entscheidung geben, wer den Zuschlag erhält“, sagte Holtz.
Die Brauerei würde die Fläche Anfang 2018 räumen. „Natürlich ist der Verkauf der Fläche in Altona die Voraussetzung dafür, dass wir unsere neue Produktion in Hausbruch errichten“, stellte Holtz klar. „Denn nur durch einen Verkauf haben wir auch die finanziellen Möglichkeiten.“
Auch Holsten wünscht sich Wohnungsbau an aktuellem Standort
Nach Abendblatt-Informationen sollen noch fünf bis acht Investoren in der engeren Wahl sein, die ihre Pläne auch schon Oberbaudirektor Jörn Walter vorgestellt haben. Das rund 86.000 Quadratmeter große Areal gilt aufgrund der zentralen Lage als Filetgrundstück. Direkt nebenan entsteht die Neue Mitte Altona mit 1500 Wohnungen. Es spricht vieles dafür, dass zumindest ein großer Teil der Holsten-Fläche für Wohnungsbau genutzt wird. Das würde auch SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf favorisieren: „Wir brauchen einen ausgewogenen Mix aus Sozial- und Eigentumswohnungen – aber auch Bürogebäude, denn schließlich sollen hier auch wieder Arbeitsplätze entstehen.“
Das sieht Carlsberg-Chef Holtz ähnlich: „Ein Umzug des Brauereigeländes bietet die einmalige Chance, im Herzen Altonas ein neues Quartier mit eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe zu schaffen.“ Allerdings könnte nur die Produktion nach Hausbruch ziehen ein Stück der 1879 an diesem Standort gegründeten Brauerei in Altona bleiben. „Eine Option ist, dass wir unsere Verwaltung mit rund 200 Mitarbeitern in einem Neubau an dem alten Standort wieder ansiedeln, sofern das mit den Planungen der Projektentwickler vereinbar ist“, sagte Holtz.
Auch die Holsten-Brauwelt, hier können Besucher die Biere testen und sich über die Herstellung informieren, könnte sich Holtz „gut weiterhin auf der bisherigen Fläche vorstellen“. Fest steht: „Wir werden für die Verwaltung auf jeden Fall einen zentralen Standort suchen“, so Holtz weiter.
250 Arbeitsplätze bei Holsten gefährdet?
Angesprochen auf Spekulationen, dass mit dem Umzug auch Arbeitsplätze der rund 250 Mitarbeiter in der Produktion gefährdet sind, sagte der Carlsberg-Chef: „Wir können das nicht ausschließen, aber dazu gibt es noch keine Entscheidung.“ Wenn es zu einem Personalabbau komme, werde man alles daransetzen, diesen sozialverträglich umzusetzen.
Allerdings lassen die Gründe, die Holtz für den Umzug nennt, erkennen, dass sich die Frage nach einem Arbeitsplatzabbau sehr wohl stellt: „Der Standort Altona ist für eine industrielle Nutzung in der Größe der Holsten-Brauerei aus verschiedenen Gründen nicht mehr zeitgemäß. Für den sinkenden Bierkonsum ist die Kapazität der Anlagen zu groß.“ Technisch gesehen sei vieles nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Beispielsweise werde in den alten Gebäuden auf mehreren Ebenen gearbeitet, die Wege seien deshalb sehr lang. Zudem dürfe aufgrund von Restriktionen nachts nicht gebraut werden.
Die Herstellungskosten in der Holsten-Brauerei liegen etwa 50 Prozent über denen anderer Braustätten der Carlsberg Gruppe in Europa. Das soll sich in Hausbruch ändern: „Wir werden dort mit moderner Technik arbeiten und damit optimale Bedingungen für eine effiziente Produktion schaffen“, kündigte Holtz an. Und auch die Bekanntheit der Marke Holsten soll gesteigert werden: Nach acht Jahren Abstinenz soll es wieder eine Fernsehwerbung auf allen relevanten Sendern geben.