Hamburg. Das Abendblatt stellt in einer Serie vor, was die sieben Hamburger Bezirke 2016 planen. Heute Teil 4: Altona.

Hamburgs Westen ist ein begehrter Wohnort – entsprechend groß sind im Bezirk Altona auch die Neubauprogramme – nicht nur in der geplanten Neuen Mitte. In Bahrenfeld etwa verschwindet immer mehr Gewerbefläche, dafür entstehen neue Wohnungen – auch für Flüchtlinge.

1 Flüchtlingsunterkünfte: Die Unterbringung von Flüchtlingen wird 2016 auch in Altona ein großes Thema bleiben. Rund 7000 Menschen hat der Bezirk Ende 2015 bereits untergebracht, das sind mittlerweile rund 2,7 Prozent der Altonaer Bevölkerung. Ein neues großes Flüchtlingsquartier soll nach dem Willen der Stadt beispielsweise noch Ende 2016 in Rissen fertiggestellt sein (1a). Am Krankenhaus plante der Bezirk zunächst 800 Wohnungen für bis zu 4000 Flüchtlinge – auf einem Areal, wo ursprünglich 230 Einfamilienhäuser gebaut werden sollten. Nach Protesten von Rissener Bürgern, die ein „Getto“ befürchteten, sieht der Vorschlag des Bezirks nun so aus: 400 Wohnungen für etwa 2000 Flüchtlinge, die in einer Art Ring um 200 weitere Wohnungen gebaut werden, die als normale Mietwohnungen angeboten werden sollen. „Internationales Quartier“ – so hübsch nennen SPD und Grüne ihre Idee, von der aber noch nicht klar ist, ob der Senat zustimmt.

Die geplante Flüchtlingsunterkunft in Lurup kann nicht eröffnet werden, weil die Container nicht dem Brandschutz entsprechen.
Die geplante Flüchtlingsunterkunft in Lurup kann nicht eröffnet werden, weil die Container nicht dem Brandschutz entsprechen. © HA | Oliver Schirg

Zusätzlich sind im Bezirk eine Reihe weiterer Unterkünfte geplant, die 2016 gebaut werden sollen: Rund 192 Plätze am Björnsonweg in Blankenese (1b), eine Erweiterung der Unterkunft an der August-Kirch-Straße bei der Trabrennbahn um 182 Plätze (1c), die lange schon geplante Erweiterung des Pavillondorfs Sieversstücken um 334 Plätze (1d), 100 Plätze auf dem Kasernengelände am Blomkamp in Osdorf(1e) und noch einmal eine große Unterkunft mit 672 Plätzen an der Bahrenfelder Notkestraße (1f) auf dem alten THW-Gelände. Auch eine Fläche am UCI-Kino an der Baurstraße (1g) ist noch im Gespräch für eine größere neue Unterkunft. Ebenso ein Vattenfall-Grundstück (1h) an der Daimler­straße. Und auch am Ring 3 mitten in der Osdorfer Feldmark (1i) am Grönenweg prüft der Bezirk gerade, ob man dort eine Unterkunft mit 200 Wohnungen bauen kann.

Auf dem Lise-Meitner-Park neben dem HSV-Parkplatz Grün stehen 500 Wohncontainer (1j) für mehr als 1000 Flüchtlinge bereit. Sie konnten aber noch nicht bezogen werden, weil der Brandschutz nicht gewährleistet ist.

2 Neue Mitte: Die Baufelder der Neuen Mitte Altona sind geräumt, die Siel­leitungen liegen bereits im Boden: 2016 beginnt der eigentliche Hochbau in der Neuen Mitte Altona, wo im ersten Abschnitt 1600 Wohnungen gebaut werden. Die Architekten-Entwürfe sehen bisher gewöhnliche Wohnkästen vor, die eng beieinander stehen. „Zu eng“, monierte der Altonaer Baudezernent, fand damit aber kein Gehör beim Hamburger Oberbaudirektor.

3 Holsten: Noch bis Ende Januar sucht Carlsberg Deutschland einen Käufer für das Gelände der traditionsreichen Holsten-Brauerei. Die Stadt hofft, dass der Bierkonzern in Hausbruch neu baut und die Arbeitsplätze in der Stadt hält. Was auf dem 86.000 Quadratmeter großen Grundstück in Altona passiert, ist noch offen: lukrativer Wohnungsbau, Gewerbe, Flüchtlingsheime, ein Park? Die Frage dürfte zu einem langen Tauziehen zwischen Bezirkspolitik, Senat, Investoren und Carlsberg führen, wobei längst noch nicht klar ist, wer an welchem Ende zieht. Wie so oft geht es dabei darum, einen Weg zwischen Renditeerwartung und Wunschdenken der Politik zu finden: Ein interessanter Konflikt scheint für dieses Jahr programmiert zu sein.

Gelände der Holsten-Brauerei in Hamburg-Altona. Hierder Blick von der Harkortstraße auf das Gelände
Gelände der Holsten-Brauerei in Hamburg-Altona. Hierder Blick von der Harkortstraße auf das Gelände © HA / Klaus Bodig | Klaus Bodig

4 Neuer Bahnhof, alter Name? 2016 laufen die Planungen für eine Verlagerung der Fernbahn vom Bahnhof Altona nach Diebsteich an. Darüber ist längst entschieden worden. Nicht entschieden ist die Namensfrage. Der neue Fernbahnhof an der heutigen S-Bahn-Station Diebsteich soll dann nach dem Willen der Bahn AG „Bahnhof Altona“ heißen. Doch wie heißt dann der heutige Bahnhof Altona, wo ein großer Teil zur S-Bahn gehört, die auch dort bleiben wird? Der Bezirk hat dazu jedenfalls schon eine eindeutige Position: Die verbleibende S-Bahn-Station soll „Altona-Rathaus“ heißen.

5 Betreutes Wohnen für Studenten: Auf dem ehemaligen BMW-Gelände in exponierter Lage an der Stresemannstraße (Ecke Kieler Straße) passierte lange nichts, das Grundstück galt als Spekulationsobjekt mit dubiosen Verkäufen. Nun hat es offenbar die International Campus AG übernommen, die bundesweit expandiert und Studentenwohnheime der eher besseren Art betreibt. An der Stresemannstraße soll nun laut Internet zum Wintersemester 2016/17 „The Fizz“ bezogen werden. Komplett ausgestattete Apartments sind geplant: mit Schreibtisch, Stuhl, Bett, Pantry und Internetzugang, der im Mietpreis enthalten ist. Eltern müssten sich keine Sorge machen; das Haus veranstaltete gemeinsame Abende, ein Pförtner sorge für Sicherheit, und der Nachwuchs habe dort mehr Ruhe als in klassischen WGs, heißt es im Netz. Angeboten werden solche Studentenwohnungen in anderen Städten zwischen rund 420 und 650 Euro im Monat.

6 Neue Wohnungen für alle: Die vom Senat geforderte Sollzahl von 900 neuen Wohnungen pro Jahr schafft Altona im Jahr 2016 locker. Im zu Ende gehenden Jahr hatte die Bezirksverwaltung allein 1500 Wohneinheiten genehmigt, die im neuen Jahr teilweise schon in Bau gehen. Und das nicht nur in der Neuen Mitte, sondern noch an vielen Ecken des Bezirks: so zum Beispiel an der Max-Brauer-Allee, Ecke Holstenstraße. Gegenüber von Aldi werden dort 77 Wohnungen gebaut

7 Holstenstraße/Suttnerstraße: Dort baut eine Baugenossenschaft auf dem früheren Areal eines Autohandels rund 82 Wohnungen.

8 Osdorfer Landstraße: Das Neubauvorhaben auf einer früheren Zirkus­fläche bei der Julius-Brecht-Straße neben dem Elbe-Einkaufszentrum umfasst 136 Wohneinheiten.

9a Radwege: Der vom rot-grünen Senat propagierte Ausbau zur Fahrradstadt geht auch in Altona voran. Größere Projekte für neue Radwege oder Radfahrstreifen 2016 gibt es unter anderem für die Veloroute 1 zwischen Bahrenfelder Straße und Fischers Allee in Ottensen. Im Zuge der Busbeschleunigung soll es auch neue Radstreifen auf der Max-Brauer-Allee zwischen Bahnhof Altona und Holstenstraße (9b) und sogar auf dem Ring 3 in Osdorf (9c) geben.

10 Platz für den Markt: Lange wurde diskutiert, nun steht der Fahrplan für eine Verschönerung des Blankeneser Marktplatzes: Etwa zwei Millionen Euro soll das Projekt kosten, der Baubeginn steht aber noch nicht fest.

11 Neues Pflaster 1: Konkreter ist hingegen die geplante Neugestaltung der hübschen Waitzstraße in Groß Flottbek. Die Stadt hat die Einrichtung eines Business Improvement Districts (BID) beschlossen, mit dem sich Grundeigentümer an den Kosten beteiligen können oder müssen. Die beliebte Einkaufsstraße am S-Bahnhof Othmarschen erhält neue Straßenlampen, neue Bäume, neue Fahrradständer und auch neue Sitzbänke.

Die Waitzstraße.
Die Waitzstraße. © HA | Klaus Bodig

12 Neues Pflaster 2: Nach der Etablierung von Ikea an der Großen Bergstraße, nach der Umgestaltung des Goetheplatzes und des neuen Fußgängertunnels unter der Max-Brauer-Allee soll nun auch die dortige Neue Große Bergstraße verschönert werden. Dort, wo man sich so schön in die Waschbeton-Schluchten der 70er-Jahre zurückversetzt fühlt, plant der Bezirk ein neues Pflaster, neue Sitzbänke und auch neue Straßenbäume.

13 Hermes-Hochhaus und Kolbenschmidt-Gelände: Ottensen ist einer der begehrtesten Stadtteile Hamburgs. Die Folge: Grundstücke werden immer teurer und damit auch die Mietpreise. Eine argwöhnische Bewohnerschaft hat die Entwicklung kritisch im Blick: Alles soll möglichst so bleiben, wie es ist. Bei einem Bürgerentscheid votierte eine Mehrheit jedenfalls gegen Neubaupläne für den beliebten Spritzenplatz. Ob sich diese Position gegenüber den mächtigen Senatsbehörden halten lässt, wird sich im neuen Jahr entscheiden. Aber es gibt am Rande von Ottensen noch reichlich Platz zum Bauen: Das Hermes-Hochhaus wird abgerissen, das alte Kolbenschmidt-Gelände soll mit einer Mischung aus Wohnen und Gewerbe auf eine neue Art genutzt werden. Insgesamt könnten dort 1000 Wohnungen gebaut werden, schätzen die Verantwortlichen im Rathaus Altona, wo im neuen Jahr die Bebauungspläne dafür entwickelt werden.