Betreiber will 160 Bewohner umquartieren und Häuser an die Stadt vermieten. Auch die Mitarbeiter des Heims sollen in andere Einrichtungen wechseln. SPD und Behörden fühlen sich getäuscht.
Hamburg. Axel Caben ist 78 Jahre alt, seine Beine kann er nur noch mühsam und langsam bewegen, auf dem weitläufigen Parkgelände des Pflegeheims am Lutherpark in Bahrenfeld stützt er sich zum Fortbewegen auf einen Rollator. Doch das hindert ihn nicht, sich dort mit seinem Besuch zu treffen, um seine Argumente vorzubringen. Eine Schweinerei sei das, was mit den etwa 160 Bewohnern des Heimes derzeit gemacht werde, sagt er. „Mehr als das sogar, man kann uns doch hier nicht einfach von heute auf morgen herausreißen“, sagt er.
Eine Nachricht aus dem Hamburger Abendblatt vom vorigen Sonnabend hatte den Vorsitzenden der Bewohner-Vertretung fassungslos gemacht. Der Heimträger, das private Unternehmen Pflegen&Wohnen, hatte am vergangenen Donnerstag den Hauptausschuss der Bezirksversammlung Altona über die neue Pläne für das Heim informiert. Dort sollen schon vom Sommer an rund 330 Flüchtlinge untergebracht werden, für die Hamburg derzeit an vielen Orten der Stadt dringend neue Unterkünfte sucht.
Verträge dafür sind bereits unterzeichnet, Pläne gemacht – doch die Bewohner und ihre Angehörigen wurden darüber nicht informiert. Erst am Donnerstag soll es zu dem Thema im Haus eine Informationsversammlung geben. Geplant ist, die Bewohner auf andere Einrichtungen des Unternehmens zu verteilen.
„Das hat uns völlig vor den Kopf gestoßen, wir haben hier doch auch Freundschaften geschlossen“, sagt Caben, der früher einmal Direktor des Harburger Theaters war. Seit 2001 lebt er in dem Pflegeheim. „Viele von uns haben jetzt Angst“, sagt er.
Doch offensichtlich sind sowohl die Sozialbehörde als auch die Bezirkspolitik von anderen Voraussetzungen ausgegangen, als sie Zustimmung für das Projekt signalisierten. Man sei über die Kommunikation von Pflegen&Wohnen richtig sauer, verlautete es aus Behördenkreisen. „Wir dachten, die Bewohner sind in die Pläne eingebunden – ich bin total verärgert“, sagt auch der Altonaer SPD-Bezirksfraktionschef Thomas Adrian, bei dem am Wochenende bereits etliche Beschwerden verärgerter Bewohner und Angehöriger aufgelaufen waren.
Jetzt müssen zunächst die Reaktionen der Betroffenen abgewartet werden, sagt Adrian. Notfalls müssten die Pläne auch gestoppt werden. „Zur Umwandlung in ein Flüchtlingsheim ist eine baurechtliche Genehmigung des Bezirks notwenig – das ist unser Hebel“, sagt Adrian. Und auch in der Sozialbehörde drängt man offensichtlich nicht mehr auf eine rasche Umsetzung. Es gebe in diesem Fall keine Eile, „und wenn es dort nicht geht, dann geht es eben nicht“, sagt ein Behördensprecher.
Tatsächlich war Pflegen&Wohnen offensichtlich an die Behörde herangetreten und hatte die Gebäude 2 und 3 des Heims am Holstenkamp 119 für Flüchtlingsunterkünfte direkt angeboten. Das 2007 privatisierte Pflegeheim-Unternehmen begründet den Schritt mit der mangelnden Wirtschaftlichkeit des Heims. Trotz „größter Anstrengungen“ sei der hohe Versorgungsstandard für die Bewohner nicht mehr wirtschaftlich realisierbar, heißt es in einer Mitteilung. Es gebe dort zu viele bauliche Beschränkungen.
Auch die Mitarbeiter des Heims sollen in andere Einrichtungen wechseln
Als „unabwendbare Konsequenz“ müsse daher im Frühjahr 2014 die Arbeit am Standort eingestellt werden. Den Bewohnern sollen nun gleichwertige Plätze in den anderen zwölf Häusern von Pflegen&Wohnen angeboten werden. Zudem werde man alle Kosten sowie die Organisation des Umzuges übernehmen, heißt es in der Mitteilung weiter. Die Mitarbeiter des Heims sollen ihre Arbeitsplätze im Unternehmen behalten und in andere Einrichtungen versetzt werden.