Der Baubeginn für die 3500 Wohnungen ist frühestens für 2013 geplant. Erst in zwei Wochen will die Bürgerschaft über den Masterplan abstimmen.
Hamburg. Ursprünglich sollten schon in diesem Jahr die ersten Bagger anrollen - doch nun verzögert sich der Baubeginn für eines der größten Hamburger Wohnungsbauprojekte immer mehr. Erst in zwei Wochen will die Bürgerschaft über den Masterplan abstimmen, der die Grundzüge für die Bebauung der Neuen Mitte Altona festlegt. Vorher aber können die Architekten keine konkreten Pläne erstellen. Tatsächlich liege die eigentliche Bauplanung damit seit einem Jahr auf Eis, heißt es bei Planern.
Auch 2013 dürfte sich kaum ein Bauarbeiter auf dem brachliegenden Grundstück am Altonaer Bahnhof sehen lassen, wo rund 3500 Wohnungen gebaut werden sollen. Das Ziel von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), jedes Jahr 6000 neue Wohnungen für Hamburg zu bekommen, könnte dann in Gefahr geraten. "Das ist ehrgeizig, daran glaube ich nicht mehr", sagt der CDU-Bauexperte in der Bürgerschaft, Hans-Detlef Roock. Auch GAL-Stadtplanungsexperte Olaf Duge gibt sich skeptisch. Er "spüre eine zunehmende Nervosität in der Stadtentwicklungsbehörde". Zielzahlen und Termine wie beim Altona-Projekt würden eben häufig auf politischen Druck hin genannt. "Und hinterher wird man von der Realität überholt", sagt Duge.
+++ Gespräche der Stadt mit Investoren dauern länger +++
+++ Wird Altonas Neue Mitte nur eine kleine Mitte? +++
Gründe für die Verzögerung gibt es viele. GAL-Politiker Duge kritisiert, dass die Behörde vorbereitende Untersuchungen - etwa zur Schadstoffbelastung des Bodens - für den Masterplan viel zu spät abgeliefert habe. Und auch die Verhandlungen mit den Investoren gestalten sich offenbar schwierig. "Mit einem Ergebnis rechne ich in diesem Jahr nicht mehr", hatte Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) gerade erst eingeräumt.
Wie berichtet, ist das Gelände bereits vor fünf Jahren von der Stadt zu einer Art Sonderareal erklärt worden. Eigentlich könnte sie in diesem "Entwicklungsgebiet" die Grundstücke selbst kaufen und aus dem Gewinn der Bodenwertsteigerung den Bau von Straßen, Parks, Wegen oder auch Kindertagesstätten finanzieren. Die Eigentümer können dieses Vorkaufsrecht aber auch "abwenden", wenn sie diese Kosten selbst übernehmen. Wie hoch diese Kosten sind und was alles finanziert werden muss - darüber verhandeln nun Stadt und Investoren. Zu ihnen gehört neben dem Immobilienunternehmen Aurelis auch der Hamburger Shoppingcenter-Riese ECE, der - wie auch die Otto-Gruppe - der Hamburger Otto-Familie gehört.
Skeptisch verfolgen die Investoren, was die Bürgerschaftsfraktionen in letzter Minute noch in den Begleittext des Masterplans hineinschreiben. Autogerecht soll der neue Stadtteil werden, viel Grün aufweisen, ideal für Behinderte sein, und ein Drittel soll für den sozialen Wohnungsbau reserviert werden. Alles Dinge, die die Renditeerwartungen erheblich schmälern werden.
Mit Blick auf die zähen Verhandlungen werden aber auch Rufe laut, die Stadt solle jetzt die Entwicklung doch selbst übernehmen. Der frühere Hamburger Oberbaudirektor Egbert Kossak etwa plädierte in einem Gespräch mit dem Abendblatt nachdrücklich dafür, dass die Stadt bei "derart wichtigen Stadtentwicklungsprojekten" ihr Vorkaufsrecht ausübt. Außerdem sei den Bürgern nicht zu erklären, warum Unternehmen finanziell von der Entwicklung eines Stadtteils so enorm profitierten. Kossak: "Aber wahrscheinlich hat es sich die Stadt mit Otto nicht verderben wollen."