Ursprünglich sollte die Kundgebung auf dem alten Bahngelände an der Harkortstraße stattfinden – doch der Eigentümer sperrte das Grundstück ab.
Hamburg. An der Harkortstraße haben am gestrigen Sonnabend zahlreiche Anwohner für mehr Mitsprache am Großbauprojekt „Neue Mitte Altona“ demonstriert. Der Altonaer Zusammenschluss von Kleingewerbetreibenden Lux & Konsorten hatte zu einem Hoffest auf dem alten Bahngelände aufgerufen – doch zum Unmut vieler Anwohner riegelte der Grundstückseigentümer Aurelis, eine ehemalige Immobilientochter der Bahn, die heute dem Baukonzern Hochtief und dem Finanzunternehmen Redwood Grove gehört, bereits am Freitag das Gelände ab. Die Veranstaltung fand unter polizeilicher Beobachtung vor den Gittern auf der Straße neben den alten Eisenbahn-Hallen statt.
+++++Bahn will Ende des Jahres über Altona entscheiden+++++
Dass die Aurelis GmbH ihr Gelände vor dem Fest mit Bauzäunen sperren ließ, ist vielen der Anwohner ein Dorn im Auge. „Der Innenhof ist seit jeher öffentlich zugänglich und wird gerne als Parkplatz und Chill-Ort benutzt“, heißt es bei Lux & Konsorten. Aurelis habe „nervös und unversöhnlich“ reagiert. Doch das sieht das Immobilienunternehmen anders. „Hätten sich die Verantwortlichen vorher persönlich an uns gewandt, hätte man eine Lösung finden können“, sagt Raik Packeiser, ein zuständiger Sprecher für Aurelis in Norddeutschland. „Als Eigentümer sind wir für die Haftung und Sicherheit auf dem Gelände verantwortlich“, fügt Packeiser hinzu.
+++++Neue Mitte Altona: Bürger fordern Planungspause+++++
Seit mehr als zwei Jahren beteiligen sich viele der am Sonnabend versammelten Anwohner an den Bauplänen, die etwa 3500 Wohnungen im Herzen Altonas vorsehen und davon allein 1600 auf der brachliegenden Fläche an der Harkortstraße. Doch viele von ihnen fühlen sich von den privaten Grundstückseigentümern, zu denen neben Aurelis auch der Shopping-Center-Riese ECE gehört, und der zuständigen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) nicht ernst genommen. „Wir fordern bezahlbare Grundstücke, die wir Bürger selbst verwalten können, und keine zweite HafenCity mit Mietpreisen für Schwerverdiener“, sagt Kai Schupp von Lux & Konsorten. Schupp gehört einem Bürgergremium an, das öffentliche Interessen vor der BSU vertritt. „Unsere Ideen werden bislang kaum wahrgenommen, das muss sich ändern“, ergänzt Schupp. Viele Anwohner forderten bei der Kundgebung an der Harkortstraße deshalb ein Moratorium.
+++++Wird Altonas Neue Mitte nur eine kleine Mitte?+++++
Wie es mit dem Großbauprojekt weitergeht, ist unklar. Der ursprünglich geplante Baubeginn für das Jahr 2012 verzögert sich weiter. Wie das Abendblatt erst kürzlich berichtete, will die Bahn bis Ende des Jahres prüfen, was mit den Fernbahngleisen geschieht, die quer durch das Plangebiet der Neuen Mitte Altona verlaufen, oder ob die Fernbahn komplett nach Diebsteich verlegt wird. Ohne Verlegung könnte nur ein kleinerer Teil der "Neuen Mitte" gebaut werden.