Jahrelang konnten zwei Schanzenwirte Tische nach draußen stellen. Jetzt wurde es von der Behörde verboten, der Durchgang müsse breiter sein.

Hamburg. Seit gut zehn Jahren stellt Bruno Blockus in jedem Frühjahr vor seinem Käseladen am Schulterblatt zwei Reihen mit Bänken und Tischen auf. Eine Reihe steht direkt vor seinem Ladenfenster. Die andere am Rande des Bürgersteigs. In der Mitte bleibt ein 2,20 Meter breiter Durchgang für die Fußgänger. Nie hat es Probleme gegeben. Nie hat sich ein Passant bei Blockus beschwert. Doch das Bezirksamt Altona sieht das anders. Seit Anfang Februar gilt die Bestimmung , dass Stühle, Tische und Waren nur dann auf dem Bürgersteig stehen dürfen, wenn eine Breite von zwei Metern gewährleistet ist. Bisher galten 1,50 Meter.

Obwohl Blockus aber mehr Platz als nötig auf dem Gehweg lässt, erteilt ihm das Bezirksamt Altona nicht mehr die Außenkonzession, die in all den Jahren zuvor für den Gastwirt galt. In einem amtlichen Schreiben an den 62-Jährigen steht, dass der Grund hierfür ein Beschluss vom 9. Februar sei. Dieser sieht eine Mindestwegbreite von zwei Metern vor. „Laut Stellungnahme des Fachamtes Management (...) verbleibt bei der von ihnen beantragten Nutzung zwar eine Gehwegbreite von mindestens zwei Metern. Da aber an dieser Stelle ein erhöhtes Fußgängeraufkommen vorhanden ist, kann ihnen nach derzeitigem Stand keine Erlaubnis erteilt werden“, heißt es weiter. Blockus soll 2,50 Meter frei lassen.

Der Käseverkäufer empfindet das als reine Willkür. Dass er mehr Platz lassen muss, bedeute für ihn weniger Außenplätze und somit weniger Gäste und geringere Einnahmen. Es gehe um seine Existenz. Zumal sein Laden so klein ist, dass es drinnen keine Sitzplätze gibt. Viele Gäste, die seine Spezialität Flammkuchen liebten, würden aufgrund des Platzmangels nicht mehr zu ihm kommen. „Ich erhielt vom Bezirk die fadenscheinige Erklärung, dass durch den Aufbau meiner Tische die Passanten nicht mehr geradeaus gehen können und eine Kurve laufen müssen“, ärgert sich Blockus. „Das kann doch nicht sein!“

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Für Kerstin Godenschwege, Pressesprecherin des Bezirksamts Altona, ist das keine Willkür, sondern ganz einfach eine Einzelfallentscheidung. „Der Stadtteil verändert sich ständig, deswegen müssen auch immer neue Maßstäbe gesetzt werden. Es kommt ganz auf die Gegebenheiten vor Ort an – also wie viele Menschen hier täglich lang laufen und wie viel Verkehr es hier gibt“, erklärt sie.

Ähnlich wie Blockus ergeht es auch Henri Fahning. Er ist der Inhaber des Croque-Ladens „La Famille“ direkt neben „Bruno’s Käseladen“. Auch der 57-Jährige wartet seit mehreren Wochen auf seine Außenkonzession und somit auf die Erlaubnis, seine Bänke genauso wie in den 30 Jahren zuvor auf den Gehsteig stellen zu dürfen. Es sei vor allem das Sommergeschäft, das wichtig ist für den Erhalt der vielen kleinen Lokale. „Der Behördenwahnsinn nimmt uns unsere Existenzgrundlage. Die neuen Bestimmungen machen die kleinen Läden kaputt und somit auf lange Sicht auch das Schanzenviertel“, redet sich Fahning in Rage. Besonders verärgert ist er über die Aussage seitens des Bezirksamts, dass die Sitzbänke eine Gefahr seien für die Passanten. „In all den Jahren, die ich meinen Laden habe, gab es keine Verletzten, keine Toten und auch nicht so einen Ärger.“

Kerstin Godenschwege widerspricht der Aussage des aufgebrachten Gastronomen. Es habe durchaus zahlreiche Beschwerden über die bestehende Situation am Schulterblatt gegeben. An vielen Stellen sei nicht genug Platz für beispielsweise Passanten mit einem Rollator oder jemand, der einen Kinderwagen schiebt. „Die Sicherheit der Menschen hat Vorrang vor der Außengastronomie und die Behörde hat eben die Aufgabe, alle Interessen zu vertreten“, sagt die Behörden-Sprecherin. Die wochenlange Warterei auf die Konzessionen erklärt Godenschwege damit, dass die Anträge aufgrund der neuen Bestimmungen erst seit drei Wochen bearbeitet werden könnten. Mit der Bearbeitung ginge eine sorgfältige Prüfung der Gegebenheiten vor Ort einher. Und das dauert.

In den Lokalen einiger Schanzenwirte klebt seit einiger Zeit ein gelbes Plakat im Fenster mit der Frage „Hältst du dich im Sommer auch gerne mal drinnen auf?“. Darunter ist ein durchgestrichenes schwarzes Männchen mit einer dampfenden Kaffeetasse zu sehen. Auch in „Bruno’s Käseladen“ hat es einen prominenten Platz erhalten. Es ist das Protest-Poster der Initiative, zu der sich Blockus, Fahning und ein Großteil der anderen Schanzenwirte zusammengeschlossen haben. „Einzeln sind wir kaputt zu kriegen, aber gemeinsam sind wir stark“, sagt Blockus. „Wir haben uns den Erfolg unserer Geschäfte über Jahre erkämpft und das wird jetzt durch die Bürokratie kaputt gemacht,“ ergänzt sein Nachbar Fahning. Sie wollen für die Existenz ihrer Geschäfte und Lokale kämpfen.