Appen. Fertigprodukte? Besser nicht! Dr. Riedl erklärt, woran man erkennt, ob frisch gekocht wird. Seine Lieblingslokale in und um Hamburg.

Frische Zutaten werden bei ihm großgeschrieben: Wer in der Küche schummeln will und Fertigprodukte benutzt, hat bei Dr. Matthias Riedl schlechte Karten. Deshalb geht der Ernährungs-Doc auch nur in handverlesene Restaurants, bei denen er sicher sein kann, dass frisch gekocht wird.

„Fertigprodukte verkürzen statistisch unser Leben. Das gilt laut Studien schon ab einem Fertiggericht pro Tag. Daher kommt auch, dass das Außer-Haus-Essen zum Gesundheitsrisiko geworden ist, weil eben viele Restaurants Fertigprodukte verwenden“, sagt der Ernährungsexperte, der in seiner NDR-Sendung mit seinen Kollegen regelmäßig Patienten zu einem gesünderen Leben verhilft. Die Folgen sei eine „erhöhte Rate an Unverträglichkeiten, Störungen der Darmflora, Förderung von autoimmunen Darmerkrankungen und Entzündungen der Darmschleimhaut, höheres Diabetesrisiko bei Süßstoffen und vieles mehr.“

Ernährungs-Doc: So erkennt man ein Restaurant mit gesundem Essen

Doch wie erkennt man ein gutes Restaurant?, wollten Leser der Abendblatt-Ernährungsserie wissen. „Man merkt das schnell, und im Zweifel frage ich auch nach“, sagt der Ärztliche Leiter des Medicums Hamburg. Oft sei die Optik schon ein guter Hinweis: „Glänzt das Zaziki mit glatter Oberfläche, hat kaum feste Gemüsebestandteile oder gar keine, ist das ein Hinweis auf ein Fertigprodukt mit künstlichem Aroma und Verdickungsmittel“, sagt Riedl, der sich als Fan griechischer Küche bezeichnet.

Auch Salat beispielsweise sei ein guter Indikator, wie es ein Haus mit der Frische der Produkte nehme. Häufig würden inzwischen Fertig-Salatsoßen verwendet, kritisiert der Internist, Diabetologe und Ernährungsmediziner. Und das könne man gut erkennen: „Wenn das Dressing sehr cremig ist, handelt es sich meist um ein Fertigprodukt, in dem Aromen verwendet werden.“

Frische Speisen? Ernährungs-Doc gibt acht Restaurant-Tipps

Man merke aber auch, wenn ein Salat mit Liebe zubereitet sei, sagt der Ernährungs-Doc. Er hat acht Tipps, auf die Restaurantgäste achten sollten, wenn sie Wert auf frisch gekochte Speisen ohne Fertigkomponenten legen:

  1. Auf den Umfang der Speisekarte achten: Eine sehr lange Karte, die sich je nach Saison nicht groß ändert, ist ein schlechtes Zeichen. Es sollten nicht mehr als 20 bis 30 Gerichte draufstehen.
  2. Eine große Anzahl an panierten Gerichten spricht eher nicht für gesunde frische Küche.
  3. Sehr unterschiedliche Gerichte aus vielen Bereichen sind kein gutes Zeichen.
  4. Fotos der Gerichte, die dann immer gleich angerichtet werden, deuten auf Einsatz von Fertigprodukten hin.
  5. Wenn man als Gast keine Möglichkeit hat, Gerichte abzuändern und Bestandteile davon abzubestellen – verdächtig.
  6. Wenn das Essen sehr schnell kommt, ist es eher nicht frisch zubereitet. Systemgastronomie verwendet immer Fertigprodukte.
  7. Hat die Salatsoße keine frischen Kräuter oder ist sie sehr cremig, dann sind häufig Verdickungsmittel im Spiel.
  8. Ist Süßstoff in einem Gericht enthalten, spricht auch das für ein Fertigprodukt.

Ernährungs-Doc: Diese Restaurants in Hamburg empfiehlt er

Matthias Riedl kocht gern selbst, geht mit seiner Familie aber auch gern essen – meist in dieselben Lokale, „weil Experimentierfreudigkeit oft mit schlechtem Essen bestraft wird. Oft ist man hinterher enttäuscht, wenn man etwas Neues ausprobiert hat.“ Zu seinen Lieblingsrestaurants zählt das Fräulein Fritz in St. Georg, in das der 59-Jährige häufig zum Mittagstisch geht.

„Das ist eine echte Entdeckung. Die kochen immer frisch, und es gibt immer ein vegetarisches Gericht im Angebot“, sagt Riedl. „Dort ist sogar das kleine Stück Kuchen, das zum Kaffee gereicht wird, selbst gebacken.“ Regelmäßig kämen in dem Lokal auch Hülsenfrüchte auf den Tisch. „Viele denken dabei immer an Erbsen- oder Linsensuppe, doch man kann sie ganz vielfältig zubereiten.“ Er sei beispielsweise kein großer Freund von Kichererbsen, doch im Fräulein Fritz würde er entsprechende Gerichte trotzdem sehr gern essen, weil sie so vielfältig verarbeitet würden.

Ernährungs-Doc: Für Geschäftstermine in die Lange Reihe

Eine nahe gelegene Alternative sei das Casa di Roma in der Langen Reihe. „Die machen auch alles selbst“, lobt Riedl. Es sei auch eine perfekte Adresse für geschäftliche Abendessen, ebenso wie das Apples im Hyatt.

Ernährungs-Doc Matthias Riedl lebt in Appen. Der Mediziner nennt dem Abendblatt exklusiv seine Lieblingsrestaurants in und um Hamburg.
Ernährungs-Doc Matthias Riedl lebt in Appen. © Funke Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Seiner Liebe zu Griechenland und zu griechischem Essen frönt der 59-Jährige, der in Appen in ländlicher Umgebung lebt, regelmäßig in zwei Restaurants. Da sei das Dionysos am Eppendorfer Weg. „Man merkt meist schon am Zaziki die Qualität. Im Dionysos ist es selbst gemacht, das schmeckt man. In vielen anderen Restaurants wird es aus einem großen Eimer rausgeholt“, sagt Riedl. Es gebe außerdem viele vegetarische Gerichte als Vorspeisen, beispielsweise Rote Bete mit Sesam, die er immer bestellt, obwohl auch dieses Gemüse davor nicht zu seinen Favoriten zählte.

Ernährungs-Doc: Griechische Küche hat es Riedl angetan

Der andere bevorzugte Grieche des Ernährungs-Docs ist das Akropolis in Rellingen (Eichenstraße 2), „auch da wird alles frisch gekocht“. Eine weitere Empfehlung im Umland sei das Restaurant Goldschätzchen in Prisdorf – mit frischer Küche und viel Frischluft, denn dort gibt es einen großen Biergarten.

Ole Petersen vom Restaurant Kleiner Speisesaal in Hamburg.
Ole Petersen vom Restaurant Kleiner Speisesaal in Hamburg. © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt | Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

Weitere Empfehlungen Riedls: Das Remo Ristorante in Eppendorf („kleine Speisekarte, viele hausgemachte Pastagerichte und auch besondere vegetarische Gerichte dabei“) und der Kleine Speisesaal in Winterhude, („kleine Speisekarte und alles frisch, so, wie es sein soll“). Bei Tarik Rose im Café Engel in Teufelsbrück ist Riedl ebenfalls regelmäßiger Gast.

Riedls Empfehlung – die Gerichte im Café Engel an der Elbe.
Riedls Empfehlung – die Gerichte im Café Engel an der Elbe. © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Seiner Liebe zur österreichischen Küche geht der sportliche Mediziner, der vor einigen Jahren mit dem Snowboarden begonnen hat, gern beim Wintersport nach, aber auch im Restaurant Tschebull an der Mönckebergstraße.

Ernährungs-Doc: Worauf im Restaurant zu achten ist

Wenn man ein Restaurant besucht, sollte man auch immer auf folgende Punkte achten, rät Riedl:

  • Ist alles sauber und werden Tische nach dem Abräumen gut gereinigt?
  • Ist das Restaurant gut gelüftet?
  • Trägt das Personal saubere Klamotten, ist es professionell (werden beispielsweise Salzstreuer nachgefüllt)?
  • Wie viele Gäste sind da und wie viele warten noch auf ihr Essen?
  • Verwendete Zusatzstoffe stehen meist auf der Speisekarte, darauf einen Blick werden!

Ernährungs-Doc: Restaurant-Rezensionen lesen

„Generell sollte man sich vor einem Restaurantbesuch informieren“, rät der Ernährungs-Doc. Im Internet gebe es häufig Rezensionen. Man könne auch im Restaurant direkt fragen, ob das Essen selbst gekocht werde. „Wer Essen selber macht, ist stolz darauf, berichtet entsprechend und erzählt Details.“

Wenn es Büfetts gibt, sollte man sich nicht einfach den Teller vollpacken, sondern ebenfalls manches beachten, sagt der Ernährungs-Doc: „Man sollte auf verarbeitete Produkte wie Pommes, Kroketten, etc., auf panierte Lebensmittel, Aufläufe, Süßspeisen oder Gebäck verzichten. Ebenso auf eingelegtes Obst, Müsli und Cornflakes, abgepacktes Brot und auf offensichtliche Fertigsalate. Zugreifen sollten die Gäste jedoch bei gedünstetem Gemüse ohne Sauce, bei der Salatbar, bei magerem Fleisch oder Fisch, bei unverarbeiteten Kartoffeln, Reis oder Quinoa sowie bei Obst, Quark, Naturjoghurt, Nüssen und Samen.