Bochum/Essen. „Mythos & Moderne. Fußball im Ruhrgebiet“: Unsere Leser und die Jury entschieden sich für das Fan-Bild vom VfL Bochum gegen Fortuna Düsseldorf.

Wir hatten aufgerufen: „Mein Moment, mein Erlebnis mit dem Revierfußball – Schicken Sie uns Ihre Bilder“. Bilder, von denen die besten in der Ausstellung „Mythos & Moderne. Fußball im Ruhrgebiet“ im Ruhr Museum zu sehen sein werden. Die Resonanz war überwältigend, das meint auch Manuel Neukirchner, Direktor des Deutschen Fußballmuseums und Jurymitglied: „Wir haben mit vielem gerechnet, aber nicht mit dieser Vielfalt herausragender Fotografien aus unterschiedlichen Dekaden. Sie zeigt: Der Fußball, das Ruhrgebiet und die Leserinnen und Leser dieser Zeitung gehören untrennbar zusammen.“

Übereinstimmende Wahl

Dicht an dich standen die Autos entlang der Castroper Straße und in den Seitenstraßen und verstopften das Viertel.
Dicht an dich standen die Autos entlang der Castroper Straße und in den Seitenstraßen und verstopften das Viertel. © Volkmar Bischoff | Volkmar Bischoff

Aus der Vorauswahl von 20 Bildern, die von der Jury und der Redaktion getroffen worden ist, konnten Sie, liebe Leserinnen und Leser, das eine Foto auswählen, das besonders groß zu sehen sein wird. Und das Votum der Leser stimmte überein mit den Stimmen der Jury: Die Fans in den Bäumen an der Castroper Straße, fotografiert von Volkmar Bischoff aus Essen, ist unser Siegerfoto.

„Ich bin damals gar nicht selbst im Stadion gewesen, sondern ich fand es eigentlich schon spannend, außerhalb des Stadions zu sehen, was sich da abspielt. Wenn man mal dieses Bild betrachtet, diese eine Straße ist völlig zugeparkt mit Autos“, erzählt der heute 76 Jahre alte Volkmar Bischoff.

„Das war hautnah an den Fans“

Nähe zu den Fans: Dichtes Gedrängel war schon damals keine Seltenheit. Fahnen sah man oft, Vereinstrikots eher selten.
Nähe zu den Fans: Dichtes Gedrängel war schon damals keine Seltenheit. Fahnen sah man oft, Vereinstrikots eher selten. © Volkmar Bischoff | Volkmar Bischoff

Er war 1968 gerade aus Nordhessen nach Bochum gezogen, um an der frisch eröffneten Ruhruni Lehramt zu studieren. „Ich kam ins Ruhrgebiet und habe erlebt, dass überall Fußball gespielt wurde. Ich habe mich damals aber genauso interessiert für die großen Stahlwerke und Hochöfen. Oder für die Zechengelände. Und mich haben die Leute interessiert, die im Ruhrgebiet so unterwegs sind. Die sind schon ein anderer Menschenschlag als die in Nordhessen. Es war einfach auch damals schon viel internationaler. Ich bin oft mit der Kamera durch die Gegend gelaufen und habe vieles eingefangen, was fotografierenswert war für mich. Irgendwann habe ich gehört, dass da ein entscheidendes Spiel war in der Regionalliga“, erzählt der heutige Essener.

Vieles war am damaligen Fußball besser aus seiner Sicht: „Die Fotos sprechen Bände, das war hautnah an den Fans dran. Das war auch noch überhaupt nicht durch das große Geld dominiert, die Vereine waren noch volkstümlich.“

Heute kämen schnell die Ordner

Volkmar Bischoff zog seit Ende der 1960er-Jahre mit seiner Kamera durchs Ruhrgebiet, um zu fotografieren, was ihn interessierte.
Volkmar Bischoff zog seit Ende der 1960er-Jahre mit seiner Kamera durchs Ruhrgebiet, um zu fotografieren, was ihn interessierte. © Volkmar Bischoff | Handout

Heute sei vieles reglementiert: „Wenn da heute ein Baum stünde und ein paar Fans würden da raufklettern, dann stünden da schon ein paar Ordner und hätten ihn wieder runtergeholt. Damals gab es noch nicht diese strengen Kontrollen, das war auch noch nicht so teuer, das hat sich jeder leisten können.“

Dem VfL ist Bischoff über die Jahre verbunden geblieben, auch durch seine Frau, die er 1973 kennenlernte – obwohl ihre beiden Herzen seit langem eher für den BVB schlagen. „Aber seit der VfL wieder in der Bundesliga ist, fiebern wir mit, wie es mit ihm weitergeht.“

Wie alle Bilder, die ab 30. September im Ruhr Museum zu sehen sein werden, feiern sie das Lebensgefühl in der Region. Prof. Theo Grütter, Direktor des Ruhr Museums: „Die eingereichten Fotografien bereichern unsere Ausstellung ,Mythos und Moderne‘ und zeigen, welche wichtige Rolle der Fußball in der Lebenswelt und der Erinnerung der Menschen im Ruhrgebiet spielt.“

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