Essen. In NRW fehlen kleine und bezahlbare Wohnungen. Die hohe Nachfrage erklären Experten mit dem Zuzug von Geflüchteten und zu wenig Neubau.
Während sich die Lage auf dem Markt für Eigentumswohnungen, Eigenheime und bei Mietwohnungen im oberen Preissegment allmählich entspannt, wächst in Nordrhein-Westfalen der Bedarf an bezahlbaren Wohnungen immer stärker. Als Gründe nennen die von der landeseigenen NRW-Bank befragten Experten vor allem die wachsende Bevölkerung, Preissteigerungen und den Zuzug von Flüchtlingen – insbesondere aus der Ukraine. Diese Gruppen haben es aktuell besonders schwer, eine Wohnung zu finden.
Die NRW-Bank befragt jährlich knapp 300 Experten und fasst die Ergebnisse in ihrem „Wohnungsmarktbarometer“ zusammen. Danach sind die Chancen insbesondere für Rollstuhlnutzer, Familien mit mehreren Kindern, Haushalte mit niedrigem Einkommen, Alleinerziehende und ältere Menschen weiter gesunken, in NRW eine bezahlbare Wohnung zu finden, weil das Angebot nicht ausreicht.
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Das liegt zum einen daran, dass aufgrund stark gestiegener Zinsen und Baukosten der Neubau nahezu zum Erliegen gekommen ist. Der vom NRW-Bank-Barometer gemessene Negativtrend des Vorjahres hat sich noch einmal verstärkt und erreichte 2023 den tiefsten Stand seit zehn Jahren. Dabei stehen mit neun Milliarden Euro bis 2027 durchaus beachtliche Fördermittel für Neubau und Investitionen in Bestandswohnungen zur Verfügung. Der positive Effekt schlage sich aber in Sanierungen und Modernisierungen von Wohnungen nieder – nicht im Neubau, heißt es in dem Bericht.
NRW-Bank: 1,1 Milliarden Euro für Wohnungsbau
Nach Angaben der NRW-Bank wurden im vergangenen Jahr rund 1,1 Milliarden Euro für 7919 Wohnungen bewilligt. Das war der zweithöchste Wert seit 20 Jahren. 272,4 Millionen Euro davon flossen in Modernisierungsprojekte. Das war eine Verdoppelung im Vergleich zu 2021.
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Da die Nachfrage weiterhin sehr hoch ist, reicht die bisherige Neubaukapazität von Wohnungen nicht aus. Dabei spielen nach Einschätzung der befragten Experten vor allem geflüchtete Menschen aus der Ukraine eine Rolle. Ihre Bemühungen, in NRW Wohnungen zu finden, sei „deutlich spürbar“, heißt es im jüngsten Wohnungsmarktbarometer. Ukrainer haben demnach zu 15 Prozent gute und zu 40 Prozent mittlere Chancen, hierzulande auch wirklich fündig zu werden. 38 Prozent werden schlechte und sehr schlechte Chancen eingeräumt.
227.100 Ukrainer zogen 2022 nach NRW
Mehr als zwei Drittel kommen zunächst bei Freunden und Bekannten unter, 56 Prozent in Gemeinschaftsunterkünften. Weniger als 50 Prozent erhalten eine eigene Wohnung. Nach Berechnungen des Statistischen Landesamts vom April 2023 sind im vergangenen Jahr 227.100 Menschen aus der Ukraine nach Nordrhein-Westfalen gezogen. Dem standen 24.600 Fortzüge in die Ukraine gegenüber.
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Der hiesige Markt gerät überdies unter Druck, weil die Menschen in NRW offensichtlich den Wunsch nach mehr Wohnfläche äußern, um von zu Hause aus arbeiten zu können. 40 Prozent der von der NRW-Bank befragten Fachleute beobachten, dass die Leute dafür auch bereit seien, von der Stadt ins Umland zu ziehen.
Homeoffice: Wohnfläche wird immer größer
Nach Erkenntnissen des Statistischen Bundesamts hatte eine Person Ende 2021 rechnerisch im Schnitt 47,7 Quadratmeter Wohnfläche und 2,3 Wohnräume zur Verfügung. Das entspreche einem Anstieg der Wohnfläche pro Kopf um rund 37 Prozent binnen 30 Jahren: Im Jahr 1991 wohnten die Menschen den Angaben zufolge noch im Schnitt auf 34,9 Quadratmetern Wohnfläche pro Kopf und in 1,8 Wohnräumen.
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Die Durchschnittsgröße einer Wohnung sei in dem Zeitraum von gut 82 Quadratmetern auf gut 92 Quadratmeter Wohnfläche gestiegen, fanden die Statistiker heraus. „Mit dem gesellschaftlichen Wandel und dem zunehmenden Wohlstand sind über die Jahrzehnte auch die Ansprüche gestiegen, die die Menschen hierzulande etwa an die Größe und Ausstattung ihrer eigenen oder gemieteten vier Wände haben“, teilte das Statistische Bundesamt mit.
Immobilienwirtschaft und Mieterschützer erwarten inzwischen eine Trendwende: Weil Mieten und Nebenkosten zuletzt erheblich gestiegen sind, werde sich die Wohnfläche künftig verkleinern.
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