New York. Der Plattform droht in wenigen Tagen das Aus in den USA. Medienberichten zufolge hat Peking aber eine überraschende Lösung parat.

Eine überraschende Wende bahnt sich an: In der chinesischen Regierung wird laut Medienberichten ein Verkauf des vom Aus bedrohten US-Geschäfts von Tiktok an Tech-Milliardär Elon Musk erwogen. So sei in Peking dem Vernehmen nach die Option diskutiert worden, dass Musks Online-Plattform X die Kontrolle über „Tiktok US“ übernehmen und die Dienste zusammen betreiben könnte, schrieb der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf nicht näher genannte, aber gut informierte Quellen.

Wenig später berichtete auch das „Wall Street Journal“, für die Zeit nach dem Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus sei die Bereitschaft zu einem Deal mit Musk ausgelotet worden. Die Video-App Tiktok gehört dem Konzern Bytedance, der seine Zentrale in China hat. In den USA wird gewarnt, dass die chinesische Regierung sich Zugang zu Daten von US-Nutzern verschaffen und Einflusskampagnen auf der Plattform organisieren könnte. 

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Deshalb muss sich Bytedance nach einem US-Gesetz von Tiktok trennen. Die dafür gesetzte Frist von 270 Tagen läuft am 19. Januar ab. Ohne einen Verkauf droht an diesem Tag das Aus für die Unterhaltungsplattform in den USA. Tiktok weist die Vorwürfe zurück und lehnte eine Trennung von Bytedance bisher immer ab.

TikTok: Schwerer Stand vor Oberstem Gericht in den USA

Die App erfreut sich in den Vereinigten Staaten größter Beliebtheit, rund 170 Millionen US-Amerikaner nutzen sie. Deshalb gab das Unternehmen bisher nicht auf und zog vor das Oberste Gericht der USA mit der Hoffnung, zumindest einen Aufschub zu erreichen.

Die Richter zeigten sich bei einer Anhörung jedoch wenig überzeugt von dem Argument, das Gesetz verletze die in der US-Verfassung verankerte Redefreiheit. Donald Trump, der am 20. Januar als Präsident vereidigt wird, rief die Richter zugleich auf, ihm mehr Zeit für einen Deal um Tiktok einzuräumen.

TikTok-Verkauf an Musk: Wie wahrscheinlich wäre der Deal?

Der Konzern betont zwar stets, dass Bytedance mehrheitlich internationalen Investoren gehöre, aber durch die Zentrale in Peking muss sich der Mutterkonzern auch Vorgaben der Behörden beugen. Außerdem kann die Regierung bei einem Verkauf mitbestimmen: Denn der Algorithmus, der die Videos für die Nutzer auswählt, wurde in China entwickelt. Und Peking verbot die Weitergabe solcher Software ohne spezielle Erlaubnis.

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Ein Tiktok-Sprecher sagte dem britischen Sender BBC sowie „The Verge“ zu dem Bloomberg-Bericht, man könne nicht erwarten, dass das Unternehmen „reine Fiktion“ kommentiere. Bloomberg hatte in seinem Bericht zugleich eingeschränkt, es sei unklar geblieben, ob Tiktok in die Überlegungen eingeweiht gewesen sei. Das Verhältnis zwischen den USA und China wird unter anderem durch Spionagevorwürfe und Strafzölle belastet und Tiktok könnte Verhandlungsmaterial werden. 

Elon Musk würde doppelt profitieren: China ist wichtig für Tesla

Musk, der unter anderem auch den Elektroauto-Hersteller Tesla führt, spendete mehr als 250 Millionen Dollar für Trumps Wahlkampf, ist aktuell einer seiner engsten Vertrauten und soll dem zukünftigen US-Präsidenten auch als Regierungsberater dienen. Er gilt als Geschäftsmann mit sehr guten Beziehungen zur chinesischen Führung, von der er bei seinen Besuchen in der Volksrepublik immer wieder hochrangig empfangen wurde. 

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Für Tesla ist China einer der wichtigsten Absatzmärkte. Der Konzern durfte zudem als erster ausländischer Autobauer in Shanghai eine Fabrik bauen, die komplett Tesla gehört. Andere mussten stets Gemeinschaftsunternehmen mit chinesischen Partnern gründen. Einige Beobachter üben jedoch deutliche Kritik an der Konstellation im Weißen Haus: Sie sehen im Einfluss, den Musk künftig auf Trump ausüben könnte, einen deutlichen Vorteil für China.